Liebe Mädchen und Buben, liebe Jugendliche!
Gerade sind die ausgelassenen Tage der Faschingszeit vorbei, da beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Wir nennen sie auch vorösterliche Bußzeit. Sicherlich wisst Ihr schon, dass diese vierzig Tage vor Ostern uns helfen wollen, näher zu Gott zu kommen.
Wir Menschen brauchen nämlich diese Zeit als besondere Zeit für Gott und Zeit mit Gott.
Wenn wir mit einem Heißluftballon aufsteigen wollen, müssen wir zuerst den Ballast abwerfen, der uns am Boden festhält. So ist das auch auf unserem Weg zu Gott. Wenn wir ihm begegnen wollen, müssen wir unseren überflüssigen Ballast abwerfen und auf manches verzichten, was uns von ihm abhält: übermäßiges Fernsehen, Süßigkeiten, lautes Feiern oder was der einzelne für sich ausfindig macht. Wir finden Gott leichter, wenn wir Ihn mehr in den Blick nehmen und mehr Zeit für Ihn haben.
Für Manche von Euch ist die Fastenzeit eine Zeit intensiver Vorbereitung zum Weißen Sonntag. Dann empfangen wieder viele Kinder – wie auch an anderen Sonntagen im Jahr – zum ersten Mal die heilige Kommunion. Christus kommt selbst zu uns. Obwohl er von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, bleibt er doch in seinem Wort und dem Sakrament der Eucharistie stets bei uns. In der Gestalt des Brotes nehmen wir ihn in unser Leben auf. Er zieht dabei in unser Herz ein. Das ist ein so kostbares Geschenk, dass wir es im Grunde gar nicht fassen können.
Für einen etwa 14 jährigen Buben in Rom war dieses Geschenk der heiligen Eucharistie so wichtig, dass er dafür in den Tod ging. Von Tarcisius ist die Rede. Er lebte im dritten Jahrhundert. Als Christ lebte er sehr gefährlich, denn zu dieser Zeit wurden die Christen in Rom verfolgt. Die Legende berichtet, dass er beauftragt wurde, den Kranken die heilige Kommunion zu bringen. Wahrscheinlich hatte man bewusst einen jungen Menschen ausgewählt, weil er weniger auffiel. Doch Tarcisius wurde auf der Straße angepöbelt. Man wollte wissen, was er denn so sorgfältig unter seinem Gewand verstecke. Tarcisius wollte sein kostbares Gut aber nicht den Heiden preisgeben und aß den Leib des Herrn auf, ehe er in die Hände der neugierigen Menschen fiel. Daraufhin erschlugen sie ihn mit Knüppeln und Steinen. So starb Tarcisius für seinen Glauben an Jesus Christus, den in der Brotsgestalt gegenwärtigen Herrn. Sein Grab befindet sich in der Calixtus-Katakombe in Rom.
Mit seinem eigenen Leben hat dieser Junge die heilige Kommunion beschützt. Er zeigt uns damit auch heute, wie wertvoll und kostbar die heilige Eucharistie ist. Denn so aufregend der Kommunionempfang am Tag der Erstkommunion ist, so wird er später für viele von uns fast alltäglich. Dann denken wir kaum noch darüber nach, dass uns Jesus Christus in der kleinen Hostie begegnet und sich uns schenkt; dass er zu uns kommt und uns annimmt, so wie wir sind; dass er zu uns steht, auch wenn uns andere auslachen; dass er für uns da ist - zu jeder Zeit, ohne Einschränkung und ohne Vorleistung.
Doch wie begegnen wir ihm? Wie verhalten wir uns ihm gegenüber vor, während und nach dem Kommunionempfang? Nehmen wir uns Zeit, für das kostbares Geschenk, das Jesus Christus uns macht, zu danken? Nehmen wir uns auch Zeit, zu Christus zu beten und ihn in der Brotsgestalt anzubeten?
Die Fastenzeit will uns daran erinnern, uns diese Zeit zu nehmen. So lade ich Euch ein, einmal darüber nachzudenken. Vielleicht könnt Ihr auch zu Hause, in der Kirche, in der Schule oder in den Gruppenstunden darüber sprechen. Das gilt nicht nur für die Kommunionkinder, sondern auch für die Firmlinge, alle Ministranten, Gruppenkinder und Jugendliche. Es gilt im Übrigen auch für uns Erwachsene. Ein Geschenk wird umso kostbarer, je mehr man darüber weiß und es zu schätzen weiß. Es lohnt sich allemal!
Euer Bischof Friedhelm