Würzburg (POW) Die Forderung nach der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und einem gerechten Rentenmodell für Frauen hat der Diözesanverband des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) auf seiner Delegiertenversammlung in Würzburg bekräftigt. Außerdem mahnte er eine Entgeltgleichheit von Männern und Frauen an. Auf der im Vorfeld stattfindenden Herbsttagung feierte der rund 14.700 Mitglieder starke Diözesanverband sein 105-jähriges Bestehen.
Elisabeth Stula, Diözesanvorsitzende des KDFB, wies darauf hin, dass Frauen in Deutschland weiterhin deutlich weniger verdienten als Männer. „Man täuscht sich, wenn man denkt, dass die Entgeltungleichheit kein großes Thema mehr ist“, sagte Stula. Laut einer Studie des Bundes-Familienministeriums beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern derzeit 23 Prozent. In der Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen ist der Lohnabstand mit 29,1 Prozent sogar noch höher. Hierfür seien drei Gründe ausschlaggebend: Frauen sei der Zugang zu den höheren Stufen der Karriereleiter oftmals verweigert. Darüber hinaus würden sie ihre Erwerbstätigkeit familienbedingt häufiger und länger unterbrechen als Männer. Außerdem würden typische Frauenberufe bei kollektiven Lohnverhandlungen traditionell schlechter bewertet werden.
Auch bei dem Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für Frauen sprach Stula Missstände an. Von der Pflegeproblematik seien vornehmlich Frauen betroffen – als pflegende Angehörige und als schlecht bezahlte professionelle Pflegekräfte. Da bis zum Jahr 2030 die Zahl der Pflegebedürftigen von derzeit 2,2 Millionen auf 3,4 Millionen anstiege, fordert der Frauenbund bessere gesetzliche Rahmenbedingungen. Die kurzfristig mögliche, zehntägige Freistellung der Arbeitnehmer von ihrem Beruf zur Pflege von nahen Angehörigen müsse bezahlt sowie ein Pflegegeld als Lohnersatz für die bis zu sechs Monate andauernde Pflegezeit eingeführt werden. Zudem sei es wünschenswert, dass auch die Beschäftigten von Kleinbetrieben die Pflegezeit in Anspruch nehmen könnten. Bisher sei dies weitgehend nur in Betrieben mit mehr als 15 Angestellten möglich.
Im Hinblick auf die Alterssicherung von Frauen forderte Stula die „Anerkennung der Lebensleistung aller Frauen“. Es sei ungerecht, dass eine Mutter für ihre vor 1992 geborenen Kinder ein Jahr Kindererziehung für die Rente angerechnet bekäme, wenn andererseits Müttern mit nach 1992 geborenen Kindern drei Kindererziehungsjahre pro Kind für die Alterssicherung angerechnet würden. Um diese Themen im gesellschaftspolitischen Diskurs zu verankern, „brauchen wir einen starken Frauenbund, auch auf Bundesebene“, betonte die Diözesanvorsitzende.
Mit einer Satzungsänderung bereitete sich die Delegiertenversammlung per einstimmigen Beschluss auf den Rückzug von Stula als Vorsitzende vor, die bei den Neuwahlen im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen wird. In Zukunft kann der Frauenbund so – neben dem bisherigen Vorstandsmodell mit einer Diözesanvorsitzenden und zwei Stellvertreterinnen – in Zukunft auch ein neues Leitungsmodell installieren: Hierbei soll der Diözesanvorstand von drei Frauen gemeinsam geleitet werden, die die Aufgaben gleichberechtigt im Team verteilen.
Auf seiner Herbsttagung im Vorfeld der Delegiertenversammlung feierte der Würzburger Diözesanverband zudem sein 105-jähriges Bestehen und lud dazu die Referenten Dr. Elfriede Schießleder, Stellvertretende Landesvorsitzende des KDFB, und den Theologen Dr. Bernhard Spielberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Universität Würzburg, ein. Schießleder sprach den Frauen Mut zu und forderte sie dazu auf, ihre Talente in den Verband einzubringen. „Nur mit der Kraft der Vielfalt im Frauenbund können wir den unterschiedlichen Lebensentwürfen von Frauen in der Gesellschaft gerecht werden“, sagte die Referentin. Spielberg riet den Teilnehmerinnen im Hinblick auf die neuen Pfarreiengemeinschaften, sich nicht zu sehr mit der strukturellen Ebene zu beschäftigen, sondern sich voller Lebensfreude individuell in die kirchliche Gemeinschaft und Verbandsarbeit einzubringen.
Der KDFB in der Diözese Würzburg hat 14.663 Mitglieder, die in 204 Zweigvereinen organisiert sind. Zudem befinden sich 43 Eltern-Kind-Gruppen in der Trägerschaft des Diözesanverbandes, der auch ein eigenes Bildungswerk unterhält. Bundesweit haben sich rund 220.000 Frauen im KDFB zusammengeschlossen.
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