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Freude und Auftrag

Wie dankbar bin ich für dieses schöne Jahr inmitten der Priesterjugend des Herrn.“ Dieses Zitat stammt vom 21. Juli 1957. Der damalige Regens Josef Stangl und spätere Bischof der Diözese Würzburg, hat ihn in seinem Leitartikel zur Priesterweihe vor 60 Jahren im Sonntagsblatt geschrieben.
Stolz zeigt sich Stangl ob seiner 21 Priesteramtskandidaten und drei Ordensanghörigen. Unter den Diakonen, die er von seinem Vorgänger übernommen, aber nur wenige Monate unter seiner Obhut hatte, war auch der spätere Direktor des Würzburger Kilianeums und spätere Dompfarrer, Weihbischof em. Helmut Bauer. Der heute 84-Jährige begeht am 21. Juli sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Geweiht hat ihn Nuntius Aloysius Kardinal Muench in der Würzburger Seminarkirche St. Michael.
Herr Weihbischof, wann reifte in Ihnen der Gedanke, Priester zu werden?
Mein damaliger großartiger Seelsorger, Kuratus in meiner Heimat, Theo Diem, hat mich für das Kilianeum als geeignet gesehen. Dort reifte der Entschluss, Priester zu werden, zu einer rechten Entscheidung.   Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste, was das weniger Schöne an diesem Beruf?
Das Schönste an diesem Beruf war und ist die starke Freundschaft mit Jesus, die Verbundenheit mit der Gottesmutter, die weltweite Gemeinschaft der katholischen Kirche, die Liebe zu den Mitmenschen, die Mitgestaltungsmöglichkeit des Zeitgeists im Gebet und der Heiligen Messe. Außerdem: die Erfahrung, dass Jesus doch in der Geschichte das letzte Wort hat für das eigene Leben und in der Weltgeschichte.    Wie unterscheidet sich das Priesterbild von damals vom heutigen?
Einen Unterschied im Priesterbild unserer Kirche damals und heute kenne ich grundsätzlich nicht. Wir sind für Christus da und für die Menschen. Manchmal scheint es so, dass unsere Zeit nicht mehr die priesterliche Kirche benötigt. Aber auch unsere Zeit braucht das Gebet, die Vergegenwärtigung Jesu im Gebet und in der Feier der Sakramente, den Heiligen Geist, gerade dann, wenn der „Zeitgeist“ den Menschen zu sehr vereinnahmt. Deswegen ist Caritas und gesellschaftliches Engagement der Kirche nicht unwichtig.    Aus welchem Holz sollte heute ein Priester geschnitzt sein?
Aus dem Holz des Kreuzes Christi: Hingabe für die Welt, für die Menschen, für Gott. Jesu Gebet am Kreuz ist die Vorgabe: „Vater, in deine Hände ...“ Vertrauen, Liebe, Hingabe.   Läuft da heutzutage etwas schief, dass immer weniger junge Menschen das Amt des Priesters ergreifen wollen?
Eine Umfrage zeigt, dass nur 25 Prozent der Jugendlichen bis zum 30. Jahr mit Kirche, Religion, Glauben etwas anfangen können. Aber mit zunehmender „Lebenserfahrung“ steigt die Bedeutung der Religion doch bis zu45 Prozent der Befragten – auch in unserer Gesellschaft. 
Würden Sie heute diesen Schritt – trotz der zahlreichen Diskussionen um das Amt des Priesters – wieder gehen wollen?   Ich kenne die Diskussion um das Priesteramt. Der Priester kann nicht einfach ersetzt werden in unserer Glaubenswelt. Dass heute noch – wie in früheren Zeiten üblich – der Pfarrer der einzige Zuständige in Glaubens- und Lebensfrage ist, ist doch deutlich überholt. Dennoch: Das Priesteramt ist für mich vom Herrn selbst eingesetzt und unersetzlich. Aber man wird doch nicht in allen Lebenssituationen heute dem Priester die alleinige Zuständigkeit zugestehen dürfen: In vielen Lebenssituationen haben Laien bessere Zuständigkeit und Lebenserfahrungen als die Priester. Der Priester kann doch keinen Arzt ersetzen, aber auch für den Kranken kann er und soll er seine geistliche Zuständigkeit einbringen, einbringen dürfen. Wir brauchen den Priester auch zur „Gesundung des Menschen“.   Zurückblickend: Was war Ihr schönster Moment in den 60 Jahren als Priester?
Der schönste Moment war natürlich die Primiz. Die spätere Bischofsweihe war ein besonderer Auftrag, für die Kirche in bestimmten Bereichen tätig zu sein. Die schönsten Momente sind immer noch, den Herrn in der Heiligen Messe gegenwärtig zu setzen, die Liebe Jesu für uns öffentlich zu machen und als Kraftquelle für die Welt zu erschließen. Das gilt natürlich auch für die anderen Feiern der Sakramente, zum Beispiel  ein Kind oder einen Erwachsenen in der Taufe zu einem Gotteskind zu machen, die Ehe in die göttliche Liebe hineinzustellen und in der Lossprechung bei der Beichte neuen Anfang zu geben. Die Bischofsweihe gibt dem Bischof die Vollmacht, auch die Gnade des Priesterseins weiterzugeben. Zu den schönsten Momenten in meinem priesterlichen und bischöflichen Dienst gehören natürlich auch die frohen, festlichen Feiern, zum Beispiel die Firmungen (zirka 160000 Jugendliche in 20 Jahren) und die Mitfeiern bei gemeindlichen Anlässen.   Interview: Matthias Risser