Würzburg (POW) Besonnenheit und Zuversicht strahlt er aus. Doch das kann seine Wehmut nicht ganz verdecken. Im März hebt der Flieger ab und bringt den klein gewachsenen Professor zurück in die Heimat: nach Indien. Fünf Jahre lang hat er am Stiftungslehrstuhl für Missionswissenschaft und Dialog der Religionen der Universität Würzburg gelehrt, nun heißt es Abschied nehmen für Professor Dr. Francis D’Sa. „Ich habe hier Freunde gefunden“, sagt er. Die hatten erst vor wenigen Tagen eine Party zum Abschied für ihn organisiert, eine mit wenig „Tamtam“ – das war genau richtig, findet er. Als nächster Punkt vor dem Abflug steht die Abschiedsvorlesung auf dem Programm: „Die Mission der Theologie“ wird das Thema sein am Donnerstag, 31. Januar, in der Universität Würzburg.
Das immer dichtere Nebeneinander der Religionen – das ist eines der Reizthemen für den 71-jährigen Jesuiten. „Vielleicht wird ja auch in Deutschland mal aus dem Nebeneinander ein Miteinander.“ D’Sa wirbt für ein neues Verständnis von Mission und stößt in deutschen Kirchengemeinden oder Universitäten auf offene Ohren. „Ich spüre manchmal bei meinen Vorträgen so etwas wie ein Seufzen, gefolgt dann von dem Satz: Ja endlich mal etwas, das uns anspricht“, erzählt er. Nach einem seiner letzten Vorträge vor älteren Zuhörern in einem kleinen Ort bei Stuttgart habe ihn sogar die Veranstalterin angerufen und ihm für „den frischen Wind“ gedankt. Professor D’Sa hat sich in Deutschland einen Namen gemacht und ist ein gefragter Experte – viele werden ihn wohl vermissen.
Doch der Mann, der für seine Verdienste um den Dialog der Religionen 2006 die Ehrendoktorwürde der Goethe-Universität Frankfurt/Main erhielt, ist zu bescheiden, um das hauptsächlich an seiner Person festzumachen: „Die Menschen sind einfach an Religion interessiert.“ D’Sa wurde 1936 in einem kleinen Ort namens Kokak im indischen Bundesstaat Karnataka geboren. Es dauerte nicht lange, bis er zum ersten Mal nach Europa kam: Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden studierte er in Innsbruck und Wien Theologie und Indologie. Der Inder hatte am Anfang schwer zu kämpfen: Mit der Sprache – am Anfang schlug er sich mit Latein durch –, mit dem Klima, dem kalten, dunklen Winter, und auch mit dem Essen. „Doch irgendwann schätzt man auch das Vollkornbrot“, erzählt D’Sa schmunzelnd. In Deutschland war er in verschiedenen Universitäten, bevor er die Stelle als Gastprofessor in der Universität Würzburg antrat, die nach zwei Jahren verlängert wurde. Der Professor erinnert sich auch, wie schwierig es war, einen Zugang zu den Deutschen zu finden. „Inzwischen weiß ich: Die Deutschen sind wie Gott. Es ist schwierig mit ihnen in Kontakt zu kommen, aber wenn man es einmal geschafft hat, dauert es von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
So schwer ihm der Abschied fällt, so sehr freut sich D’Sa aber auch auf das, was ihn in Indien erwartet. In der Nähe von der Stadt Pune im Bundesstaat Maharashtra, in der er 1973 ein Institut für Religionswissenschaften gründete, hat der Jesuit zusammen mit einer Ordensschwester das Projekt „Maher“ ins Leben gerufen, übersetzt „Zuflucht und Schutzkreis bei der Mutter“. In 15 Häusern finden verlassene und verstoßene Frauen mit ihren Kindern Zuflucht, bisher konnten rund 1000 Frauen rehabilitiert werden. Doch das wird nicht die einzige Aufgabe von D’Sa sein: Er möchte noch ein paar Bücher fertig schreiben, die bisher liegen geblieben sind. Und damit es ihm auch ganz bestimmt nicht langweilig wird, kommt der Professor Ende Mai schon wieder nach Frankfurt zu einem Vortrag – die Deutschen lassen ihn einfach nicht los.
Professor D’Sas Abschiedsvorlesung „Die Mission der Theologie“ findet statt am Donnerstag, 31. Januar, um 18 Uhr im Hörsaal 318, Neue Universität, Sanderring 2, Würzburg. Ein Empfang im Lichthof schließt sich an.
dw (POW)
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