Würzburg (POW) Fünf Tage, geprägt von Gebet, Gottesdienst und Gemeinschaft: 86 Männer aus Unterfranken und dem Fuldaer Raum haben dieses Jahr das Angebot des Franziskanerklosters Kreuzberg in der Rhön genutzt und an den Exerzitien auf dem heiligen Berg der Franken teilgenommen. Am Freitag, 25. November, sind sie zu Ende gegangen.
Seit 15 Jahren ist der Wirtschaftsbetrieb des Klosters im November für die Öffentlichkeit geschlossen, um Umbau- und Wartungsarbeiten durchzuführen. Die Teilnehmer von Exerzitien für Priester, Frauen und Männer sind in drei aufeinander folgenden Wochen jeweils die einzigen Gäste, die in dieser Zeit bewirtet und beherbergt werden. „Früher gab es die Exerzitien während des regulären Betriebs. An innere Ruhe und Zeit für Besinnung war für die Teilnehmer angesichts des täglichen Trubels aber nicht unbedingt zu denken“, sagt Bruder Johannes Matthias Tumpach, Geschäftsführer des Franziskanerklosters Kreuzberg.
Die Nachfrage sei seit Jahren konstant, rund 15 Männer seien jedes Jahr neu dabei und kämen für die nach, die aus Alters- und Gesundheitsgründen nicht mehr teilnehmen können. Ältester Teilnehmer des diesjährigen Kurses „Fundamente des Glaubens“ ist der 86-jährige Adolf Kessler aus Langenleiten, einem Dorf am Fuße des Kreuzbergs. „Ich bin zum 28. Mal dabei und komme jedes Jahr, weil ich Neues über den katholischen Glauben dazu lerne.“ Sehr angetan zeigt sich Günter Neubauer (64), Rentner aus Stammheim am Main, von seinen ersten Exerzitien auf dem Kreuzberg. „Die Vorträge und Gottesdienste tun mir sehr gut.“ Täglich bete er einen Rosenkranz. Auch im Alltag fühle der eifrige Gottesdienstbesucher sich der Kirche sehr verbunden. „Wissen Sie, es ist doch die Politik, die uns mit ihren Entscheidungen gegen die katholische Morallehre die Kirche kaputt macht.“
Besonders wertvoll empfinden viele Teilnehmer die Zeit für Gespräche über Glaubensthemen. „Für mich ist es jedes Mal eine Bereicherung zu erfahren, was alles hinter den Aussagen der Kirche steht. Es lohnt sich, dieses Wissen aus dem Religionsunterricht neu aufzufrischen“, erläutert der 72-jährige Ludwig Hahn aus Wollbach bei Bad Neustadt seine Treue zu den Exerzitien auf dem Kreuzberg. Andere wie Bruno Römert (71) aus Rieden sehen in den Tagen der Besinnung und des Gebets die logische Fortsetzung ihres jährlichen Pilgerns zum Kreuzberg: „Mit den Wallfahrern aus Arnstein komme ich schon seit Jahrzehnten auf den Berg. Die Exerzitien vertiefen den Glauben auf ihre ganz eigene Weise.“
„Der Glaube schafft eine Gemeinschaft, die zusammen mit den Vorträgen eine innere Ruhe entstehen lässt, die gut tut“, sagt Josef Sennefelder (69) aus Bad Neustadt, der seit etwa 15 Jahren den November-Exerzitien auf dem Kreuzberg die Treue hält. Reinhard Stahl aus Sömmersdorf, mit 55 Jahren einer der jüngsten der Runde, hat neben der geistlichen Komponente, auch andere gute Gründe für seine regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung ausgemacht: „Gutes Klosterbier, schmackhaftes und reichliches Essen.“ Eine gepflegte Schafkopfrunde am Abend sei durchaus gut mit der frommen Besinnung zu vereinbaren. „Spätestens um 10 Uhr abends ist Schluss.“
„Meine Frau war vergangene Woche hier, und jetzt genieße ich bei den Männerexerzitien die geistige und geistliche Erholung“, berichtet Richard Söder (72) aus Premich, der schon mehr als ein Dutzend mal an den Exerzitien teilgenommen hat. Dass Ehepartner nacheinander an den Kursen auf dem Kreuzberg teilnehmen, sei heute nicht mehr die Regel, weiß Exerzitienmeister Franziskanerpater Johannes Thum (70) aus Vierzehnheiligen. Fünfmal hat er schon die Besinnungstage auf dem Kreuzberg gehalten, davon dreimal für Männer. „Gleich geblieben ist nur, dass viele Teilnehmer nach wie vor aus der Landwirtschaft kommen und die Exerzitien für sie oft der einzige Urlaub im Jahr sind.“
Aus diesem Grunde versuche er, die Tage mehr als religiöse Gemeinschaftstage denn als klassische Exerzitien mit vorgeschriebenem strengem Schweigen durchzuführen, sagt der Ordens-Geistliche. „Es geht darum, die offene, froh machende und wertvolle Botschaft des christlichen Glaubens zu verstehen.“ Die Predigt im Vormittagsgottesdienst und je ein Vortrag pro Vor- und Nachmittag seien neben dem Morgen- und Abendgebet genügend geistlicher Impuls. „Ich bemühe mich, den Männern genau so viel Geistliches mitzugeben, dass sie gerne wieder kommen.“ Viele nutzten die Gesprächszeit am späten Nachmittag für Beichte oder ein persönliches Gespräch.
Wer die Männerkehlen in der Klosterkirche beim Gottesdienst singen hört, weiß, dass sie auch 2007 wieder kommen werden – aus Überzeugung. Fast wie ihr persönliches Motto klingt es bei einem Kirchenlied: „Ich bin getauft und Gott geweiht, durch Christi Kraft und Zeichen. Das Siegel der Dreieinigkeit wird niemals von mir weichen.“
Das Kloster Kreuzberg öffnet seine Pforten von Freitag, 1., bis zum ersten Adventssonntag, 3. Dezember, für den Weihnachtsmarkt; der reguläre Wirtschaftsbetrieb und Ausschank läuft wieder ab Dienstag, 21. Dezember. Dann gibt es auch das traditionelle Weihnachts-Bockbier.
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