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Für die Menschen bestellt

Bischof Dr. Friedhelm Hofmann wird am 12. Mai 70 Jahre alt – Festgottesdienst im Neumünster – Größter Wunsch, dass der Glauben gefestigt wird

Würzburg (POW) Nein, die 70 Jahre sieht man ihm wirklich nicht an. Und beim Blick auf den randvollen Terminkalender des Bischofs käme man schon gar nicht auf diesen Gedanken. Das Tagesprogramm ist von früh bis abends gefüllt, der Reisekalender für 2012 fast überladen: mit der großen Familien- und Krankenwallfahrt in der Pfingstwoche nach Lourdes, dann mit der Teilnahme am Eucharistischen Weltkongress Mitte Juni in Dublin/Irland und gleich nach der Kilianiwoche im Juli mit dem Besuch der Partnerdiözese Mbinga in Tansania; dazwischen Pontifikalämter, Altarweihen, Firmungen, Gespräche und Sitzungen. Das Amt als 88. Bischof von Würzburg füllt Dr. Friedhelm Hofmann voll und ganz aus. Am Samstag, 12. Mai, wird er 70 Jahre alt und feiert den Geburtstag mit einem Dankgottesdienst in der Neumünsterkirche in Würzburg. Am 15. Mai gibt es einen Festakt in der Neubaukirche.

Kurz vor seinem 70. Geburtstag geht es für den gebürtigen Kölner und waschechten Rheinländer ans Eingemachte: Ja, er habe in den acht Jahren als Bischof von Würzburg seit 2004 in Würzburg und Unterfranken Wurzeln geschlagen. „Hier bin ich dahoam …“, zitiert er einen Werbeslogan des Bayerischen Fernsehens. Dieses Bekenntnis ist eindeutig, es erstaunt dennoch, blickt man auf die enge Verbindung Bischof Hofmanns mit seiner Geburtsstadt Köln: In der Domstadt am Rhein wächst er auf, dort wird er zum Priester geweiht, dort wirkt er Jahrzehnte als Kaplan, Dompfarrvikar, Domkapitular, Dompfarrer, Künstlerseelsorger und Weihbischof. Im Juni 2004 beruft ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Würzburg vom Rhein an den Main.

Ein Wechsel, der es für den städtisch geprägten Friedhelm Hofmann in sich hat: Er muss Land und Leute neu kennenlernen, den Blick von der Großstadt auf viele kleine Dörfer richten, sich an die eher nüchterne Art der Franken gewöhnen – und viele Entscheidungen treffen: zur Errichtung der Pfarreiengemeinschaften, zur veränderten Seelsorge, zu schwierigen Personalfragen, zum Umgang mit Priestern, die ihr Amt aufgeben, und zu vielem mehr. Dank eines guten Zusammenwirkens des Bischofs und seines Beratergremiums können durch behutsames Vorgehen aber größere Konflikte und Spaltungen im Kiliansbistum vermieden werden. Am schwierigsten ist für Bischof Hofmann – und das gesteht er immer wieder ein – das Jahr 2010 mit dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im Bistum Würzburg. „Ich habe seit meiner Priesterweihe 1969 ein solches Jahr nicht erlebt. Aber eine Reinigung ist immer wichtig und nötig. Es muss Schuld aufgearbeitet und bekannt werden. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden“, sagt er. Highlights für Bischof Hofmann in jüngster Zeit sind die Seligsprechung des Märtyrerpriesters Georg Häfner am 15. Mai 2011 im Würzburger Kiliansdom und der Besuch Papst Benedikts XVI. in Deutschland – „das bewegendste Ereignis 2011“.

Wie vielfältig das Engagement des Bischofs ist, mag ein Tag seiner jüngsten Visitation im März 2012 im Stadtdekanat Schweinfurt widerspiegeln: Morgens Gespräche mit der Lokalpolitikern, dann ein Blick zur Kunst im Museum Georg Schäfer, mittags Hintergrundgespräch und Diskussion mit Medienleuten, danach Austausch mit Seelsorgern, nachmittags Gottesdienst und Begegnung mit alten und pflegebedürftigen Menschen, anschließend Treffen mit Vertretern der Kirchenmusik und abends Gespräche mit Arbeitnehmern und Betriebsräten. Bischof Hofmann ist gerne bei den Menschen, er sieht sich „für die Menschen bestellt“, wie er kürzlich in einem Interview sagte – und er ist stets am Puls der Zeit. In den zurückliegenden Monaten hat er sich nicht zurückgehalten, Politikern, Firmenmanagern, Zeitgenossen und auch seiner eigenen Kirche ins Gewissen zu reden. Er bezieht klar Position gegen die Präimplantationsdiagnostik, mischt sich in die Debatte um das Betreuungsgeld ein, besucht die Gemeinschaftsunterkunft in Würzburg und kritisiert die Asylpraxis in Bayern, schlägt gegen eine schleichende Aushöhlung der stillen Tage Alarm, beklagt den Vertrauensverlust seiner Kirche und legt ihr ans Herz, am Ende ihrer Zeit als Volkskirche stärker missionarisch aufzutreten.

Bischof Hofmann will keine möglichst liberale und angepasste Kirche. Ihm geht es in der aktuellen Umbruchszeit seiner Kirche um eine von den Wurzeln her erneuerte Kirche, die aus dem Wort Gottes und den Sakramenten lebt, aus dem Gebet und dem Geist der Umkehr, im Dienst für Andere – eine Kirche für die Menschen. Von den Christen des 21. Jahrhunderts fordert er Begeisterung für den Glauben und den Einsatz für Arme und Notleidende. „Das schönste Geschenk sind frohe Christen“, sagt er. Und solche Christen will er auch erleben, vor allem die Glaubensfreude der Jugend und der Familien. Dazu scheut er auch weite Reisen zu den Weltjugendtagen nicht, sei es nach Australien oder im vergangenen Jahr nach Spanien, und pilgert mit einer großen Schar von Familien nach Lourdes und Assisi.

Um den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen, setzt der Bischof auf neue Ideen. Der diesjährige Neujahrsempfang der Diözese Würzburg mit dem prominenten Redner Professor Dr. Paul Kirchhof zum Verhältnis zwischen Staat und Kirche mag hierfür das beste Beispiel sein. Aber auch den Live-Chat im Internet testet er, um vor allem junge Menschen zu erreichen. Von seiner Biographie her liegt dem promovierten Kunsthistoriker selbstverständlich das Verhältnis zwischen Kirche und Kunst besonders am Herzen. Dabei wünscht er sich, dass in der Kirche eine noch größere Offenheit für die zeitgenössische Kunst und Kultur einzöge. „Von meiner Seite aus tue ich alles, um dies zu fördern.“ Dass er dem Frohsinn und Humor zugewandt ist, beweisen nicht nur seine Besuche bei der „Fastnacht in Franken“ und seine Anekdotenbücher „Stüfchen, Eminenz!“. Bei einem überaus herzlichen Gespräch mit seiner langjährigen Bekannten Marie-Luise Marjan, der „Mutter Beimer“ aus der Fernsehserie „Lindenstraße“, verrät die „Mutter der Nation“: „Wir beide lachen unglaublich gerne.“ Und Bischof Hofmann ergänzt: „Der Humor schafft einem selbst eine innere Distanz zu den Problemen.“

Ein großer Schwerpunkt des überdiözesanen Wirkens von Bischof Hofmann mündet derzeit in die Zielgerade: die Herausgabe eines neuen katholischen Gebet- und Gesangbuchs für den deutschsprachigen Raum. Als Vorsitzender der Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ der Deutschen Bischofskonferenz ist er seit 2002 mit der Erarbeitung einer Neuausgabe des „Gotteslobs“ befasst. „Es wird hoffentlich am ersten Adventssonntag 2013 endlich erscheinen und in allen Gemeinden Österreichs, Deutschlands und Südtirols eingeführt“, sagt er – und man hat den Eindruck, die Last der Arbeit eines ganzen Jahrzehnts aus diesem Satz herauszuhören.

Fünf Amtsjahre liegen noch vor dem 88. Bischof von Würzburg. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass Bischöfe bis zum 75. Geburtstag im Dienst stehen. Das Programm der kommenden Jahre wird für Bischof Hofmann nicht weniger werden. Da geht noch 2012 der Blick zur Wiedereröffnung des Kiliansdoms in Würzburg – für Bischof Hofmann „ein Geschenk an alle Katholiken des Bistums“. Gleichzeitig betritt die Diözese Würzburg im wahrsten Sinne des Wortes Neuland mit der Partnerschaft mit der Diözese Óbidos am Amazonas in Brasilien. Viel Zeit und Energie wird auch der begonnene Dialogprozess im Bistum Würzburg und in der Kirche in Deutschland von Bischof Hofmann fordern. Aber der 70-Jährige wird sich mit seinem Temperament einbringen und seine Ziele weiter vorantreiben: Er will das Evangelium wieder zum Strahlen bringen, verlorengegangenes Vertrauen zurückgewinnen, Gottsuchenden Hilfen bieten und bei den Glaubenden die Freude am Glauben ermöglichen. Bischof Hofmanns Wunsch zum 70. Geburtstag klingt einfach, beinhaltet aber letztlich die ganze Fülle seiner Aufgabe als Bischof: dass der Glaube gefestigt wird. Dafür wird er sich auch in den kommenden fünf Jahren in Würzburg mit ganzer Kraft engagieren.