Würzburg (POW) Staatsminister Eberhard Sinner und Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer haben den ehrenamtlichen Einsatz der Eine-Welt-Bewegung gewürdigt. „Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Hilfe vor Ort und zur Sensibilisierung der Mitmenschen für Fragen der weltweiten sozialen Gerechtigkeit“, sagte Sinner vor über 400 Ehrenamtlichen beim Eine-Welt-Tag Unterfranken am Freitagnachmittag, 21. September, in der Würzburger Residenz. Das erstmals veranstaltete Treffen fand anlässlich des 30. Jubiläums des Welt-Ladens Würzburg statt. In Bayern wirken Zehntausende Menschen ehrenamtlich in über 2000 kirchlichen Eine-Welt-Gruppen, in Netzwerken und Weltläden.
Entwicklungshilfe habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt, betonte der Minister. Insbesondere die Kirchen und die Nichtregierungsorganisationen hätten dazu beigetragen, dass die Vorstellung von einer politischen und kulturellen Dominanz des Westens oder Europas im Schwinden begriffen sei. Umweltschutz, Klimawandel, Armut oder internationaler Terrorismus seien in einer globalisierten Welt Probleme, die sich nur gemeinsam und weltweit lösen ließen.
Mit einem entschiedenen Ja sprach sich Sinner für die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Regionen aus, um Probleme zu lösen. „Regionen können etwas bewegen – auch und gerade im Zeitalter der Globalisierung“, sagte er mit Blick auf die Partnerschaft Bayerns mit afrikanischen Staaten. Dabei setze man auf einen Dialog auf gleicher Augenhöhe – unter Freunden und Partnern. „Der bayerisch-afrikanische Dialog steht auf einem festen, gut erprobten Fundament.“ Eine zentrale Rolle spiele dabei die Bekämpfung von Aids sowie die qualifizierte Bildung und Ausbildung junger Menschen in Afrika.
Regierungspräsident Beinhofer betonte, die Eine-Welt-Gruppen hätten frühzeitig erkannt, dass das Leben in Deutschland eng mit dem der Menschen in anderen Ländern verbunden sei. „Was in einem Teil der Welt geschieht, hat Auswirkungen auf die anderen Teile.“ Nicht zuletzt dem Einsatz der Ehrenamtlichen der Eine-Welt-Arbeit sei es zu verdanken, dass sich die Einsicht durchgesetzt habe, dass Entwicklungspolitik nicht nur den Entwicklungsländern, sondern auch den Industrieländern nutze. Es sei wichtig, immer mehr Menschen für die Eine-Welt-Thematik zu sensibilisieren und Ursachen, Zusammenhänge und Hintergründe globaler Probleme zu erklären. „Sie zeigen immer wieder: Es gibt nur eine Welt und wir gehören zusammen“, sagte Beinhofer zu den Ehrenamtlichen.
In weiteren Grußworte wies Maria Leitner, Vorsitzende des Vereins „Eine-Welt“ Würzburg, hervor, dass der Würzburg Weltladen zu den ältesten, größten und umsatzstärksten in Deutschland zähle. Nach der Gründung des Würzburger Ladens vor 30 Jahren seien rund 50 Weltläden in Unterfranken gegründet worden, die teils vom Würzburger Laden unterstützt und beraten wurden. Der Anteil des fairen Handels am Gesamthandel sei zwar verschwindend gering, aber erfolgreich. „Es gibt keine andere Region in Deutschland, die ein solch flächendeckendes Netz an Weltläden aufweisen kann wie Unterfranken.“ Die Gretchenfrage des fairen Handels laute: „Wie halten Sie es mit dem Kaffee?“
Pfarrer Kevin Haule, Bischofssekretär in Würzburgs Partnerbistum Mbinga in Tansania, hob die Entwicklungszusammenarbeit und weltkirchliche Verantwortung unter dem Aspekt des partnerschaftlichen Gebens und Nehmens hervor. Dabei gehe es nicht allein um finanzielle Hilfe, sondern um Anteilnahme, Interesse oder sogar um Identifikation. „Die Spielregeln Gottes für eine gerechtere Welt heißen: Fair geben, fair sorgen, fair teilen“, unterstrich Haule. Den Eine-Welt-Gruppen dankte er, dass sie den Weg von der Solarenergie zur Solidarenergie, von der Hilfe zur Selbsthilfe und vom Paten zum Partner mitgingen.
Dr. Jürgen Bergmann vom Verein „Eine-Welt-Netzwerk Bayern“ regte eine aktive Vernetzung der Eine-Welt-Aktivitäten mit anderen Gruppen an. Weiter sollten Aktivitäten eines Regierungsbezirks mit der Arbeit der Nichtregierungsorganisationen in Verbindung gesetzt werden. „Und ich wünsche uns noch mehr Menschen, die sich begeistern lassen von der Eine-Welt-Arbeit. Denn die weltweiten Herausforderungen nehmen weiter zu.“
bs (POW)
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