Ochsenfurt/Würzburg (POW) Lernen kann so unterhaltsam sein: Unter dem Titel „Was Sie schon immer über Religion wissen wollten und noch nicht zu sehen wagten“ beginnt am Mittwoch, 8. November, um 19 Uhr im Ochsenfurter Kino „Casablanca“ eine Reihe mit neun Filmen.
„Die Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen findet heute zum großen Teil an Orten statt, die der Kirche fremd sind“, sagt Dr. Jürgen Lohmayer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Missionswissenschaft und Dialog der Religionen der Universität Würzburg. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf, organisierte er zusammen mit seinem Kollegen Dr. Thomas Franz vom Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft, Dietmar Kretz von der Katholischen Akademie Domschule sowie Thomas Riebel von der AV-Medienzentrale der Diözese Würzburg die Filmreihe.
Kinobesitzer Hannes Tietze freut sich über die ungewöhnliche Kooperation. „Im vergangenen Wintersemester gab es ein ähnliches Projekt mit dem Würzburger Lehrstuhl für Schulpädagogik. Damals ging es um das Lehrerbild, das in Kinofilmen gezeigt wird.“ Durch Ereignisse wie die Wahl Kardinal Ratzingers zum Papst, den Weltjugendtag und Ähnliches sei das gesellschaftliche Interesse am Thema Religion in jüngerer Zeit spürbar gestiegen. „Für mich eine willkommene Gelegenheit, gute Autorenfilme zu zeigen, die religiöse Fragen anschneiden. Oft bekommen sie nicht die Zuschauerzahlen, die sie verdienen.“ Und das, obwohl sie zum Teil von so berühmten Regisseuren wie Doris Dörrie („Erleuchtung garantiert“), Volker Schlöndorff („Der neunte Tag“) oder Lars von Trier („Breaking the Waves“) stammen.
Die Themen der ausgewählten Werke drehen sich um Grunderfahrungen menschlichen Lebens. „Nach langer und gründlicher Diskussion haben wir neun Streifen ausgewählt, die Grundsätzliches wie Liebe und Hass, Tod und Ohnmacht, Vertrauen und Enttäuschung zum Inhalt haben und keine oberflächlichen Antworten geben wie der Kassenschlager ‚Matrix’“, sagt Lohmayer. 30 Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen hätten sich zum begleitenden Seminar angemeldet, unter anderem Germanistikstudenten aus den USA, Sonderpädagogen sowie ein Philosophieprofessor aus Korea. Sie alle bereiten zu jedem Film eine Einführung vor und leiten die Diskussion, zu der alle Kinogänger nach jeder Vorführung in den Schulladen eingeladen sind.
Für Thomas Franz ist gerade der Austausch der verschiedenen Perspektiven nach jedem Film besonders reizvoll. „Eine solche Auseinandersetzung ist bei den meisten Filmen sonst nicht möglich. Ich bin mir sicher, dass es auch kritische Stimmen geben wird, die fragen, wie es sich überhaupt über das Thema Religion diskutieren lässt. Gerade der Glaube gilt meist als Privatsache.“ Religion und Kirche seien nicht identisch, deswegen ist für Franz auch das Kino ein legitimer Ort, um sich mit dem Thema Religion zu beschäftigen. „Vergessen wir nicht: Es existiert auch außerhalb der Weltreligionen eine Beschäftigung mit den Fragen nach einem Sinn und dem Göttlichen.“
Das Seminar an der Universität verstehe sich auch als Berufsvorbereitung für die zahlreichen Studenten, die Religionslehrer werden wollen, sagt Franz. Nicht alle seien mit dem Medium Film und seinen Möglichkeiten vertraut. „Es geht unter anderem um die Frage, wie man mit Leuten ins Gespräch kommen kann, die auf niederschwelliger Ebene religiös sind.“ Casablanca-Chef Tietze ist sicher, dass nicht nur Christen an der Auswahl der Filme Vergnügen haben. „Die Reihe ist nicht auf das Christentum eingeengt. Bis auf den Hinduismus geht es um alle großen Weltreligionen.“
Die Filme im Einzelnen: 8. November: Jesus, Du weißt. 15. November: Erleuchtung garantiert. 22. November: Geh und liebe. 6. Dezember: Die große Reise. 13. Dezember: Kadosh. 10. Januar 2007: Breaking the Waves. 17. Januar 2007: Requiem. 31. Januar 2007: Der neunte Tag. 7. Februar 2007: Frühling, Sommer, Herbst, Winter...und Frühling. Filmstart jeweils um 19 Uhr im Kino Casablanca.
Nähere Informationen im Internet unter www.casa-kino.de sowie unter www.domschule-wuerzburg.de.
mh (POW)
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