Würzburg (POW) Er visitiert Dekanate und findet dabei auch Zeit für die kleinsten Gemeinden. In Schulen und bei Gottesdiensten spricht er mit Jugendlichen über den Glauben und diskutiert in Fabriken mit Arbeitern. Er setzt sich bei Politikern für christliche Werte und Menschenwürde ein und mahnt bei Industriellen deren Verantwortung für die Schwachen an. Er ermutigt Familien zu einem Leben mit der Kirche und hört die Sorgen der Alten und Kranken. Immer wieder geht er zu sozialen Brennpunkten der Gesellschaft: Er besucht die Justizvollzugsanstalt, um mit den Inhaftierten über die Bibel zu sprechen. Er begegnet jungen Auszubildenden im Förderzentrum und appelliert, sich für das Schicksal dieser Menschen zu interessieren. Beim „Heißen Draht“ sitzt er drei Stunden am Telefon und hört sich die Sorgen und Nöte der Menschen an. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann will ganz nahe bei den Menschen sein und seine Freude am christlichen Glauben und an der Kirche weitergeben. Am Samstag, 12. Mai, wird der 88. Bischof von Würzburg 65 Jahre alt.
Bischof Hofmann ist der Wechsel vom Rhein an den Main gut bekommen. Seit fast drei Jahren leitet er das Kiliansbistum und liebt die Region und die Menschen in Mainfranken. Ans Herz gewachsen sind ihm besonders die zahlreichen Wallfahrtsorte vom Kreuzberg bis nach Dettelbach, vom Zeiler Käppele bis zum Engelberg. Leicht ist Bischof Hofmann der Wechsel nach Würzburg nicht gefallen. Mit seiner Geburtsstadt Köln ist er aufs Engste verbunden: In der Domstadt am Rhein wächst er auf, dort wird er zum Priester geweiht, dort wirkt er Jahrzehnte als Kaplan, Dompfarrvikar, Domkapitular, Dompfarrer, Künstlerseelsorger und Weihbischof. Auch knapp drei Jahre nach seinem Umzug sind die freundschaftlichen Bande in die Domstadt am Rhein nicht abgerissen. Immer wieder kommen Besuchergruppen von Köln nach Würzburg, um Bischof Hofmann zu begegnen und zu ehren; aber auch, um ihn an seinen rheinischen Humor und seine rheinische Fröhlichkeit zu erinnern.
Bischof Hofmann liebt das Leben im Dienst der Kirche. Ein leuchtendes Vorbild ist ihm dabei Papst Benedikt XVI., mit dem er sich innig verbunden weiß und den er zu den bedeutendsten Intellektuellen des 21. Jahrhunderts zählt. Wird in der Person des Papstes die Einheit der weltweiten Kirche sichtbar, so ist es Bischof Hofmann wichtig, als Bischof die Einheit der Gläubigen des Bistums vor Augen zu führen. „Meine Aufgabe besteht darin, die Lehre unverkürzt und unverfälscht in die heutige Zeit hinein zu verkünden. Der Bischof muss seine Schwestern und Brüder stärken und versuchen, Missbräuche und Fehlentwicklungen zu unterbinden“, betont er und scheut in seinen Würzburger Jahren auch nicht unbequeme Entscheidungen.
Zu Beginn seines 66. Lebensjahrs liegen ihm zwei Themen besonders am Herzen: die Berufungsinitiative „Mensch – Christ – Mut zu mehr!“ und die Errichtung der Pfarreiengemeinschaften im Bistum Würzburg. „Neue Wege gehen – Die Freude an Gott ist unsere Stärke“ hat er den Seelsorgern und den Pfarreien als Motto mit auf den Weg gegeben, um bis 2010 das vorgegebene Ziel zu erreichen: die Zusammenführung der 525 Pfarreien und 95 Kuratien zu rund 180 Pfarreiengemeinschaften. „Es geht heute zunächst um die Strukturen der Seelsorge, um die Zusammenarbeit zwischen Priestern, Diakonen, den pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den verantwortlichen Gremien und Gruppen in den Gemeinden, die jedoch stets der Weitergabe und Praxis des Glaubens dienen müssen“, schreibt Bischof Hofmann in seinem Brief zum Prozess der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften.
Eng verzahnt sieht er diese Erneuerung mit einem intensiven Werben um Priester- und Ordensberufe. Dabei scheut der Bischof keine persönlichen Mühen und nimmt sich Zeit, um junge Menschen für Kirche und kirchliche Berufe zu begeistern. Jungen Menschen wünscht er, dass sie sich bei der Fülle der auf sie einströmenden Informationen einen inneren Freiraum behalten, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden und die Wegfindung aus der Begegnung mit Gott anzunehmen. „Ich möchte jeden jungen Menschen ermutigen, sich auf die Frohbotschaft des Evangeliums einzulassen und die eigenen Erfahrungen zu machen, dass das lebendige Wort Gottes auch heute Lebenselixier ist.“
Sehr dankbar zeigt sich der Bischof immer wieder angesichts des großen Engagements der Laien im Bistum Würzburg. Die Laiengremien arbeiten nach seinen Worten in großer Verantwortung mit. Seine Besuche in den Gemeinden führen ihm stets vor Augen, dass vor allem die kleinen Pfarreien, die die Diözese prägen, engagierte Laien vor Ort brauchen. „Sie gestalten zusammen mit den Priestern das kirchliche Leben. Nur so ist Kirche lebendig“, sagt er mit Blick auf seine Erfahrungen bei den Visitationen.
Doch Bischof Hofmann will bei allen innerkirchlichen Fragen, Problemen und auch Erfolgen nicht im kirchlichen Binnenraum stehen bleiben. „Wir müssen eine missionarische Kirche sein“, fordert er. Kirche müsse zur Geh-hin-Kirche werden und die Anliegen des Glaubens in die Gesellschaft tragen. Deutlich müsse Kirche ihre Position bei der Frage nach dem Wert des Lebens, der sozialen Gerechtigkeit, der Friedensarbeit und der Bewahrung der Schöpfung machen. Dieses Engagement gehört für ihn „ins Schaufenster der Kirche“ und dürfe nicht versteckt werden. Die Menschen sollten sehen und staunen, wo sich die Kirche überall engagiere. „Dann werden sie auch mit Respekt und neuem Interesse reagieren.“
Ein Lebenselixier ist für Bischof Hofmann die Kunst. Die jahrzehntelange Entfremdung zwischen Kirche und Kunst müsse zum Dialog gewandelt werden. Immer wieder fordert der promovierte Kunsthistoriker ein neues Miteinander von Kirche und Glauben mit der heutigen Kultur. Die Kunst als solche hat für ihn immer eine Türöffnerfunktion: Sie führt in den spirituellen Raum hinein. In der Kirche schließe Kunst den Zugang zu Gott auf eine unmittelbare Weise auf, die das Wort nicht erreichen könne. Den Menschen im Bistum Würzburg versucht Bischof Hofmann zeitgenössische Kunst nahe zu bringen: Er holt namhafte Künstler nach Würzburg. Im Herbst 2006 waren die Werke von Bernard Schultze im Museum am Dom zu sehen. Weitere Gegenwartskünstler will der Bischof in den kommenden Jahren nach Würzburg einladen: Lüpertz, Uecker, Mack, Polke und natürlich Gerhard Richter, mit dem Bischof Hofmann persönlich verbunden ist.
Ein großer Schwerpunkt des überdiözesanen Wirkens von Bischof Hofmann vollzieht sich mehr im Hintergrund, in der Arbeit am Schreibtisch und bei Konferenzen: die Herausgabe eines neuen katholischen Gebet- und Gesangbuchs für den deutschsprachigen Raum. Als Vorsitzender der Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ der Deutschen Bischofskonferenz ist er seit 2002 mit der Erarbeitung einer Neuausgabe des „Gotteslobs“ befasst. Im Advent 2007 soll in ausgewählten Gemeinden eine Probepublikation getestet werden. Die Auswertung der bis Pfingsten 2008 dauernden Testphase schließt sich an, ehe der Endspurt für die Neuausgabe startet. Angesichts noch vieler zu klärender Fragen ist der Zeitpunkt des Erscheinens des neuen „Gotteslobs“ noch nicht datierbar. Bischof Hofmann stehen hier noch einige Jahre intensiver Arbeit bevor.
Hierfür und für seine weiteren Jahre als Bischof von Würzburg fühlt sich Bischof Hofmann als 65-Jähriger gewappnet. In seiner Freizeit liebt er es, zu schwimmen, zu wandern und Fahrrad zu fahren. „Für Fußwallfahrten bin ich immer noch zu haben, außerdem trete ich in die Pedale eines Hometrainers“, sagt er jüngst auf eine Medienanfrage. Fit halten den Bischof aber vor allem die Begegnungen mit den Menschen. Bei der Eröffnung der Aktion „Deine SMS für Kids“ vor wenigen Tagen am Würzburger Domplatz fühlt er sich sichtlich wohl im Kreis der Schülerinnen der Sankt-Ursula-Schule, schüttelt Hände und lässt sich über SMS-Technik aufklären. „Kinder geben Hoffnung in die Zukunft“, sagt er. Als Bischof setzt er auf diese Hoffnungsträger, ist überzeugt, dass junge Menschen zunehmend wieder stärker an kirchlichen und religiösen Themen interessiert sind und den Weg der Kirche in den nächsten Jahrzehnten gestalten werden. Er selbst wird die Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien weiter besonders in den Blick nehmen: in den vielen persönlichen Begegnungen des Alltags genauso wie bei Jugendtreffen, Katechesen und großen Familienwallfahrten. Wer Bischof Hofmann 2006 in Lourdes nicht erleben konnte – spätestens bei der großen Familienwallfahrt nach Assisi im Jahr 2009 besteht eine neue Chance.
Hinweis: Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feiert seinen Geburtstag mit einem Dankgottesdienst im Rahmen des 40. Jahrestags der Altarweihe des Würzburger Doms am Sonntag, 13. Mai. Das festliche Pontifikalamt beginnt um 10 Uhr. Domchor und Domorchester gestalten die Feier mit Mozarts Großer Credomesse. Dem Gottesdienst schließt sich eine Begegnung im Domkreuzgang an, bei der Bischof Hofmann Glückwünsche entgegennimmt.
(1807/0694)