Würzburg (POW) Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Staatsminister Eberhard Sinner und Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann haben am Samstag, 13. Mai, in Würzburg den Aktionstag „Tor nach Afrika" eröffnet. Stände und Aktionen zum Schwerpunktland Afrika informierten und unterhielten mit dem Thema Fußball als rotem Faden auf dem Domvorplatz, dem Kiliansplatz und beim Vierröhrenbrunnen. Auf der Bühne vor dem Dom war ab 11 Uhr ein abwechslungsreiches Programm geboten.
„Vier Männer zuhause zwingen einen dazu, Fußball zu mögen“, erläuterte Oberbürgermeisterin Beckmann lachend dem Moderator Franz Barthel. Ihr Können an der Fußballwand wollte sie nicht unter Beweis stellen. „Zehn Euro ‚Promi-Teilnahmegebühr’ habe ich trotzdem gerne bezahlt“, sagte Beckmann. Bischof Scheele war mutiger und traute sich an das runde Leder. „Ich habe nicht genug trainiert“, gab er zu, nachdem keiner der sechs Versuche erfolgreich war. „Viel wichtiger ist der Blickwinkel auf die Probleme Afrikas durch die spielerischen Aktionen hier in Würzburg“. Dennoch sollten auch die schönen Seiten Afrikas nicht unter den Tisch fallen, sagte Bischof Scheele. Staatsminister Sinner sprach die in Afrika stark verbreitete Krankheit Aids an: „Den Afrikanern wird oft auch von hohen Politikern Falsches über Aids gesagt.“ Da die Welt genauso rund wie ein Fußball sei, solle man Verantwortung für den Globus übernehmen. „Viele Menschen sind bereit, sich zu engagieren. Manchmal braucht es einen kleinen Startpunkt, wie diese Aktion in Würzburg“, sagte Hobbyfußballer Sinner.
Attac auf dem Kiliansplatz boten unter dem Motto „Eine andere Welt ist möglich" Fußball im Kleinen: Im Tischkickern konnte sich ein Gast als Stellvertreter Afrikas mit dem Attac-Team messen. „Wir stellen die führenden Industrienationen USA und Europa dar, die die Regeln des Spiels festlegen dürfen und durch die Welthandelorganisation (WTO) tatkräftige Unterstützung erhalten", sagte Felix Bährns von Attac. So sei das Tor Afrikas wesentlich größer als das der westlichen Länder und Spieler Afrikas würden manches Mal von der WTO festgehalten. „Es ist ein spielerisches Abbild der realen Verhältnisse", ergänzte Attac-Mitarbeiter Michael Ringlwurm.
„Zwangsprostitution ist gerade in WM-Jahren ein wichtiges Thema“, erklärten Maria Rothbauer und Lieselotte Feller vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Sie wiesen mit ihrem Stand vor dem Vierröhrenbrunnen auf die Zahl der Zwangsprostituierten hin, die hauptsächlich aus Osteuropa und vor allem nach Bad Brückenau und Schweinfurt, aber auch nach Würzburg kämen. Schätzungsweise seien es deutschlandweit während der WM 40.000 Frauen, „die Dunkelziffer ist hoch“. Der KDFB verteile 240.000 Flyer, um Menschen auf die Problematik aufmerksam zu machen und Freier zu sensibilisieren. Weiterhin beschäftigt sich der Verband mit der Aids-Problematik in Afrika. „Wir wollen den Würzburgern die Augen öffnen: Momentan sind in Unterfranken zirka 200 bis 300 Menschen an Aids erkrankt. Läge Franken in Afrika, wären es 220.000.“
Mit dem Thema Aids beschäftigten sich auch die Missionare von Mariannhill. „Wir geben Aids die gelbe Karte“, berichtete Bruder Michael. Besucher könnten für einen Euro einen Aids-Button auf einer gelben Karte kaufen, und unterstützen damit zwei Einrichtungen in Mariannhill in Südafrika für Frauen und Kinder, die von HIV betroffen sind. „Handeln statt verurteilen“ ist das Motto der Gemeinschaft. Das Missionsärztliche Institut beeindruckte mit einem Gerät, mit dem sich Astronauten auf die Schwerelosigkeit vorbereiten. Vor allem Kinder stiegen in die futuristisch anmaßenden Kreise ein und rotierten wild in verschiedene Richtungen. Der Spendenerlös wird für die Reisekosten zweier ehrenamtlicher Ärzte verwendet, die in ihrem Urlaub nach Norduganda fliegen, um einheimische Ärzte in Sachen Versorgung von Unfallopfern fortzubilden.
Der Weltladen, der die Aktion „Tor nach Afrika“ maßgeblich mitorganisierte, lud hinter der Bühne zum Torwandschießen unter dem Motto „Auf Tore schießen statt auf Menschen“ ein. „Schade, dass von 30 eingeladenen Prominenten nur zwei zum Torwandschießen gekommen sind“, zeigte sich Michael Röhm vom Weltladen enttäuscht. „Immerhin haben sich noch fünf weitere terminlich entschuldigt und angekündigt, die Zehn-Euro Promi-Gebühr zu zahlen.“ Weltladen und das Referat Mission-Entwicklung-Frieden der Diözese Würzburg verkauften spezielle Fußbälle. „Die Bälle sind garantiert nicht von Kindern hergestellt und sind auch nach der Aktion bei der Diözesanstelle erhältlich“, betonte Christiane Hetterich von der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden. „Viele engagierte kleine und große Gruppen haben etwas Tolles auf die Beine gestellt“, ergänzte Organisator Klaus Veeh. Er sei mit dem Verlauf der Aktion sehr zufrieden. „Die Stände erreichen viele Menschen, die sich vorher noch keine Gedanken zu den Themen gemacht haben.“
Folgende Gruppen beteiligten sich am Aktionstag „Tor nach Afrika“: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), Kolpingwerk Würzburg, Missionare von Mariannhill, Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden, Eine-Welt-Forum Würzburg, Weltladen Würzburg, Christliche Arbeiterjugend (CAJ), Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Deutsche Jugendkraft (DJK), Katholische Landjugendbewegung (KLJB), Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB), Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), UNICEF, Mwanza e.V., terre des hommes, Benediktiner Münsterschwarzach, Gemeinschaft Sant’ Egidio, Attac und Missionsärztliches Institut.
gs (POW)
(60 Zeilen/2006/0728; E-Mail voraus)
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