Würzburg/Frankenwinheim (POW) Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) hat sich gegen die Patentierung von Lebewesen ausgesprochen. Beim Treffen des Diözesanausschusses in Frankenwinheim skizzierte KLB-Bildungsreferentin Angelika Haaf die aktuelle Problematik. So erreichten das Europäische Patentamt (EPA) in München mittlerweile nicht mehr nur Patentanträge für gentechnisch veränderte Organismen, sondern auch für herkömmlich gezüchtete Pflanzen und Tiere, deren Bestandteile „mit Hilfe eines technischen Verfahrens aus seiner natürlichen Umgebung isoliert oder hergestellt werden“.
Haaf zeigte auch ein weiteres Problem der zunehmenden Patentierung auf: Durch die Patentansprüche verfügten Firmen über Monopole. Das bedeute für die Bauern weltweit Abhängigkeit aufgrund der fälligen Lizenzgebühren. Die biologische Vielfalt liege damit in den Händen weniger Global Player. Besonders für die Länder des Südens bedeute dies eine größere Armut, denn obwohl sich 90 Prozent des biologischen Reichtums in den Entwicklungsländern befänden, verfügten Unternehmen aus den Industrieländern über 97 Prozent aller Saatgut-Patente. Diese Firmen könnten demnach Lizenzgebühren kassieren und gleichzeitig den bis heute noch praktizierten freien Nachbau des Saatgutes verbieten. Die Patentierung blockiere damit den Zugang zu genetischen Ressourcen und habe gleichzeitig Auswirkungen auf die Pflanzenzüchtung, die Landwirtschaft, die Ernährung und sogar auf die zukünftige Gesundheitsversorgung durch Heilpflanzen.
Die Delegierten des KLB-Diözesanausschusses folgten der Empfehlung Haafs und sprachen sich gegen Patente auf Leben aus. Traditionelle Saatgutsorten müssten erhalten bleiben, denn diese Pflanzen und Organismen sowie deren Bestandteile würden in der Natur gefunden und nicht von Unternehmen erfunden. Sie seien aus diesem Grund nicht patentierbar. Außerdem empfahl die Referentin den Delegierten die Unterstützung der Aktion „Keine Patente auf Leben“. Unter diesem Motto will die hessische Landesregierung eine Initiative in den Bundesrat einbringen. Die KLB Würzburg verweist auch auf eine Aktion des bayerischen Bauernverbands für die Änderung der EU-Biopatentrichtlinie. Nähere Informationen hierzu finden sich unter www.bayerischerbauernverband.de.
Neben dem inhaltlichen Schwerpunktthema gedachten die Besucher in dem von Domvikar und Landvolkseelsorger Christian Wöber zelebrierten Gottesdienst aller im vergangenen Jahr verstorbenen KLB-Mitglieder, besonders auch des ehemaligen Vorsitzenden Otto Eusemann. Anschließend wurde das neue Jahrbuch „Landauf-Landab 2008“ sowie der neue Bildungskatalog des „Land & Leute Bildungswerkes“ für 2009/2010 den Delegierten vorgestellt. Dieser enthält ein vielfältiges Angebot zu Themen für die Menschen des ländlichen Raumes. Der von Eduard Mack vorgestellte Rechenschaftsbericht 2008 fasste die Fülle der bearbeiteten Themen und Veranstaltungen der KLB Würzburg auf Orts-, Kreis- und Diözesanebene zusammen. Nach der Vorstellung des Finanzberichts wurde der Vorstand der KLB von den Delegierten einstimmig entlastet. Barbara Düchs gab einen Bericht über die von einer Delegation der KLB im Februar durchgeführte Senegalreise. Die Teilnehmer besuchten die von der KLB Würzburg unterstützten Projekte in der Diözese Kaolack.
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