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Gegenseitiger Austausch wichtig

Stellvertretender Landrat Eberhard Nuß und Bruno-Werk-Geschäftsführer Udo Barthel hospitieren in Sozialeinrichtungen der Caritas – „Aktion Rollentausch“

Würzburg (POW) „Das Angebot, in einer sozialen Einrichtung zu hospitieren, konnte ich nicht ausschlagen. Es geht doch eigentlich um den Menschen. Dies wird bei den Debatten im Kreistag allzu oft vergessen“, gestand Eberhard Nuß selbstkritisch. Im Rahmen der „Aktion Rollentausch“ besuchte der stellvertretende Würzburger Landrat zusammen mit Udo Barthel, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der kirchlichen Wohnungsgenossenschaft Sankt Bruno-Werk (SBW), den allgemeinen Sozialdienst der Caritas und hörte bei Beratungsgesprächen zu. Die „Aktion Rollentausch“ will genau dies erreichen – politischen Mandatsträgern und Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Verbänden Einblicke in die soziale Arbeit geben.

Auf Initiative des bayerischen Sozialministeriums und der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege wurden im Frühjahr soziale Einrichtungen in Bayern und Politiker aufgerufen, sich daran zu beteiligen und für einige Stunden oder einen ganzen Tag bei sozialen Arbeitsfeldern zuzusehen beziehungsweise mitzumachen. Vom 6. bis 16. Oktober saßen über 400 solcher Hospitanten in kleinen und großen Einrichtungen Klienten gegenüber, arbeiteten in Kindertageseinrichtungen mit, begleiteten Pflegekräfte bei Hausbesuchen, halfen in einem Seniorenheim oder einer Behinderteneinrichtung. Allein in Unterfranken waren fast 50 Einrichtungen an der Aktion beteiligt. Fast jede Dritte von ihnen gehörte zur Caritas.

Nuß kennt viele menschliche Schicksale, hauptberuflich arbeitet er beim Nachlassgericht. Doch die Arbeit des allgemeinen Sozialdienstes der Caritas, muss er zugeben, bekommen die Mitglieder des Kreistags nur einmal im Jahr mit, wenn es um den Haushaltsplan geht. Heute ist es anders. Bei zwei intensiven Beratungsgesprächen erfährt der Politiker hautnah, wie es um die schwächsten Mitbürger in seinem Landkreis und in der Stadt Würzburg steht. Auch SBW-Chef Barthel kennt das Klientel der Beratungsstelle, doch er sieht seine Hilfsmöglichkeiten sehr beschränkt. Er ist verärgert über die Entwicklung, die mit der Hartz IV-Gesetzgebung einhergeht. Viele Empfänger des sogenannten Arbeitslosengeld II können sich die Würzburger Mieten nicht leisten. Das SBW hält zwar noch einige günstige Altbauwohnungen, doch auch sie werden in den nächsten Jahren saniert und damit zwangsläufig teurer. „Das SBW“, sagt Barthel, „wird sich aber weiter bemühen, bezahlbaren Wohnraum für sozial Schwache bereit zu halten“.

Die beiden Sozialarbeiterinnen der Caritas, Sonja Werthmann und Jutta Hackel, betreuen in Stadt und Landkreis Würzburg 350 Haushalte. Es ist ein bunt gemischtes Klientel. Einige Klienten suchen einfach nur ein Gespräch, andere gehören zu Familien, die in Hartz IV gerutscht sind und finanziell nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht. Es kommen auch Personen, die Hilfe benötigen, um sich im „Bürokratiewust“ zurecht zu finden. Die Not der Menschen kenne er zwar aus den Medien, sagt Nuß anschließend, doch die Schicksale selbst erzählt zu bekommen und der Person dabei in die Augen zu sehen, sei eine neue Erfahrung für ihn gewesen. Er findet es wichtig, dass sich Politik und Gesellschaft nicht weiter voneinander entfernen. Die „Aktion Rollentausch“ kann vielleicht dazu beitragen, solche Entwicklungen zu verhindern. Eine bayernweite Wiederauflage ist daher für das kommende Jahr geplant.

(4206/1428; E-Mail voraus)

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