Miltenberg/Würzburg (POW) „So ein Verdienstorden ist nie nur die Leistung eines Einzelnen. Mit dieser Ehrung stehen auch die vielen engagierten Menschen im Mittelpunkt, ohne die ich diese Auszeichnung nicht bekommen hätte.“ Mit diesen Worten hat Weihbischof Ulrich Boom den an ihn verliehenen Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland kommentiert. Am Montagabend, 9. November, nahm er aus den Händen des unterfränkischen Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer die Verdienstmedaille des Verdienstordens im Alten Rathaus der Stadt Miltenberg entgegen.
In seiner Laudatio ging Beinhofer auf den 9. November als denkwürdigen Tag für das deutsche Volk ein. Er erinnere mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht zum einen an einen Tiefpunkt der deutschen Geschichte. Gleichzeitig sei dieser Tag durch den Fall der Mauer auch zum Glückstag geworden, der zeige, dass die Deutschen aus der Geschichte gelernt hätten. „Der Tag steht jetzt auch für die Kultur der Gewaltfreiheit und des bürgerlichen Engagements“, sagte der Regierungspräsident. Das sei auch die Brücke zur Verleihung des Ordens an Weihbischof Boom ausgerechnet an diesem Tag, denn er habe sich in vorbildlicher Weise für die Menschen und die Kirche engagiert.
In der offiziellen, von Bundespräsident Horst Köhler unterzeichneten Begründung zur Verleihung des Ordens heißt es unter anderem: „Weihbischof Ulrich Boom engagiert sich seit vielen Jahren in außergewöhnlicher Weise im kirchlichen Bereich und hat sich hierbei große Verdienste um das Gemeinwohl erworben.“ Aufgezählt werden seine Tätigkeit im Deutschen Katechetenverein auf Diözesan- und Bundesebene, seine Mitarbeit in der Kunstkommission der Diözese Würzburg, seine Zusammenarbeit mit dem Städtischen Museum Miltenberg, die mit großem Kunstverständnis durchgeführte Renovierung der Miltenberger Pfarrkirche und die Mitwirkung bei der Wiederbelebung der Fußwallfahrt der sogenannten „Fünfwundenbruderschaft“ nach Dettelbach. Aufgeführt war auch der Hinweis auf sein Verhalten im Juli 2006, als er eine Veranstaltung der NPD verhinderte, indem er 20 Minuten lang die Kirchenglocken läuten ließ.
In seiner Dankesrede bezeichnete Weihbischof Boom das Glockenläuten, das ihn bundesweit bekannt gemacht hatte, als eher kleine Episode in seinem Leben. Die Rede von Regierungspräsident Beinhofer aufgreifend, erzählte er stattdessen von seinen persönlichen Erlebnissen beim Mauerfall vor 20 Jahren. Er war in diesen Tagen zufällig zu Exerzitien in Berlin und konnte das Geschehen hautnah miterleben. Das Ereignis hätte ihn zutiefst und nachhaltig bewegt. „Alle in der ehemaligen DDR, die trotz der Mauer die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit nicht aufgegeben hatten und mit friedlichen Mitteln dafür gekämpft haben, hätten sich auch einen Orden verdient“, merkte der Weihbischof an. Sich für das Gemeinwohl einzusetzen, sei eine Aufgabe für alle Christen und darüber hinaus für alle Bürgerinnen und Bürgern. „Uns ist ins Buch geschrieben, was auf jedem Ein-Eurostück zu lesen ist: der Einsatz für Einigkeit und Recht und Freiheit“, schloss er seine Dankesrede.
Bei der Preisverleihung waren unter den zahlreichen Gästen Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Würzburgs Bürgermeister Dr. Adolf Bauer, Landrat Roland Schwing sowie der Miltenberger Bürgermeister Joachim Bieber anwesend. Robert Stolzenberger, Pfarradministrator der Miltenberger Pfarreiengemeinschaft Sankt Martin, gratulierte Weihbischof Boom im Namen aller geladenen Gäste zur Verleihung dieser hohen Auszeichnung. Bürgermeister Bieber überreichte dem ehemaligen Stadtpfarrer im Namen der Kommune und der Miltenberger Faust-Brauerei zwei Kästen mit ganz besonderem Bier: Auf dem Etikett ist der Weihbischof zu sehen, kommentiert mit dem Schriftzug „Zur Verleihung der Verdienstmedaille 2009 überreicht von den stolzen Bürgern Miltenbergs“.
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