Würzburg (POW) „Das ist wirklich ganz toll geworden!“, sagt Domkapellmeister Professor Martin Berger mit einem Lächeln, während er durch die neuen Räumlichkeiten der Würzburger Dommusik schlendert. Hier und da wird zwar noch gearbeitet, doch nach knapp zwei Jahren ist der Großumbau in direkter Nachbarschaft des Kiliansdoms fast beendet. Was die Arbeiter in den Tagen vor der Einweihung noch leisten, ist der Feinschliff. Am Freitag, 15. Mai, segnet Bischof Dr. Friedhelm Hofmann die neuen Räume und übergibt sie offiziell ihrer Bestimmung.
Neue Räume – neue Möglichkeiten: Auf diese einfache Formel lassen sich die Vorteile herunterbrechen, die der Umbau für die Dommusik mit sich bringt: Zwei Probenräume, drei Zimmer zur Stimmbildung, ein Raum für die musikalische Früherziehung und ein Aufenthaltsraum eröffnen Berger und seinen Mitarbeitern neue Möglichkeiten bei der tagtäglichen Arbeit mit den Chören und einzelnen Sängerinnen und Sängern. Über 500 aktive Mitglieder umfasst die Würzburger Dommusik – da wurde es in der Vergangenheit durchaus auch mal eng während der Proben: „Seit 2002 ist dieser Zustand zum eklatanten Problem geworden. Der Probensaal war einfach zu klein“, erinnert sich Berger. Die neuen Räume schaffen hier Abhilfe: Dank hervorragender Schallisolierung wird es zukünftig möglich sein, dass einzelne Sänger und Chöre parallel proben, ohne sich dabei akustisch in die Quere zu kommen.
Doch nicht nur die parallele Probenarbeit ist zukünftig möglich. Dank der ausgetüftelten Akustik können sich die Sänger im großen Probenraum in Zukunft selbst besser wahrnehmen. „Die Sänger hören sich in diesem Raum sehr ehrlich, fast schonungslos ehrlich“, sagt Berger. Möglich wird dies unter anderem durch die tief greifende bauliche Neugestaltung des Raumes: Die Sänger stehen nicht mehr parallel aufgereiht vor dem Dirigentenpult, sie umrahmen den Chorleiter in Hufeisenform. Ein Konzept, das Berger aus Schweden mitgebracht hat und in dem er viele Vorteile sieht: „Die Eigenständigkeit der Sänger wird gefördert. Sie können jetzt hörend und kritisch musizieren.“ Gerade für die Kinder und Jugendlichen ein wichtiger Schritt in deren stimmlicher Ausbildung. Ein weiterer wichtiger Baustein in diesem Ausbildungskonzept: die individuelle Förderung der Sänger. Mit drei Räumen zur Stimmbildung wurde auch diesem Bedürfnis Rechnung getragen. Dank des großen Probenraumes wird es nach Auskunft Bergers fortan auch möglich sein, große Proben in den eigenen Räumen der Dommusik abzuhalten. „Natürlich werden die großen Generalproben weiterhin im Dom stattfinden, doch wird sich die Zahl der Proben dort deutlich reduzieren.“
Bei aller Freude über „seine“ neuen Räume will Berger aber wichtige Wegbereiter auf dem Weg nicht unerwähnt lassen: „Die Ehre für die Räume gebührt dem Diözesanbaumeister.“ Cesare Augusto Stefano und seine Mannschaft aus dem Bischöflichen Bauamt sowie die Mitarbeiter des Kunstreferats hätten „aus Funktionsräumen ein Gesamtkunstwerk“ gemacht, schwärmt der Domkapellmeister. „Im Vorfeld bestand der Wunsch nach einer Akustik auf hohem Niveau. Dass aus dieser Notwendigkeit solch ein ästhetisches Gesamtkunstwerk entsteht, hat so niemand erwartet.“ Berger verweist gerne auf das gelungene Zusammenspiel aus Form und Funktion. Die Zeiten rechteckiger Räume mit geradlinigen Strukturen sind bei der Dommusik nach dem Umbau passé. Die prägende geometrische Figur in den Probenräumen ist nun die Ellipse, geschwungene Formen finden sich überall – vom Eingangsbereich bis zur Deckenkonstruktion. „Es ist beeindruckend, dass ein Diözesanbaumeister von der Bistumsleitung diese Entfaltungsmöglichkeiten erhalten hat.“
Doch nicht nur die Gestaltung der Räume begeistert Berger. Auch die Ausstattung mit moderner Kunst, die sich harmonisch ins neue Gesamtbild einfügt, lässt ihn schwärmen: „Die klingende und die bildende Kunst werden hier wieder vereint. Das gab es in den vergangenen Jahrhunderten auch immer. Im 20. Jahrhundert ging das aber leider verloren. Jetzt werden hier wieder neue Möglichkeiten zur Begegnung geschaffen.“ Und so erhofft der Domkapellmeister sich von den von Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen bereitgestellten Kunstwerken auch einen prägenden Einfluss auf die musizierenden Kinder und Jugendlichen. Bei all dem Lob für die neuen Räume fällt es Berger schwer, ein Detail auszuwählen, das dem Domkapellmeister besonders gut gefällt: „Ich kann da nichts herauspicken. Es ist wirklich alles bis ins Detail durchdacht – sogar die Fugen auf dem Boden. Wir haben damit in Würzburg zukünftig Arbeitsbedingungen, die sonst nur Rundfunkchöre haben.“
Die Räume der Würzburger Dommusik werden während einer Feier mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Freitag, 15. Mai, 11 Uhr, offiziell eröffnet und gesegnet. Zur Feier geladen sind 150 Ehrengäste, ein Tag der offenen Tür für alle Sänger und deren Angehörigen wird sich zeitnah anschließen.
(2009/0582; E-Mail voraus)
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