Würzburg (POW) Als wichtige „Glaubensbiotope in einer säkularen Zeit“ hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am Mittwoch, 6. Juli, die Ordensgemeinschaften beim Tag der Orden und Weltmission bezeichnet. „Die Menschen stehen staunend und mit Respekt vor solchen Lebensentscheidungen, ohne sie im Einzelfall nachvollziehen zu können“, sagte er vor rund 400 Ordensleuten und Missionaren im Kiliansdom. Am Vormittag referierte Professor Dr. Dr. Doris Nauer von der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar im Sankt Burkardus-Haus zum Thema „(Mein) Gottes- und Menschenbild? – Annäherung an die spezifisch christliche Sichtweise“.
In seiner Predigt verwies der Bischof darauf, dass Kilian und Gefährten, die das Christentum nach Würzburg brachten, Ordensleute waren. Diese Tradition setzten Frauen- und Männergemeinschaften aus dem Bistum fort, die oft schon seit Jahrzehnten in der Mission tätig sind. Diesem Einsatz sei es unter anderem zu verdanken, dass heute Frauen und Männer aus diesen Ländern in der Pastoral im Frankenland tätig sind.
Das Bistum sei mit Orden und Ordensgemeinschaften gesegnet: 80 Niederlassungen von Frauengemeinschaften gibt es, 31 von Männergemeinschaften. Jede Berufung sei ein großes Geschenk Gottes, betonte Bischof Hofmann. „Gott berührt das Herz des Menschen, er hat den Durch- und Überblick.“ Der Papst spreche von einem „Flechtwerk der Liebe, das aus göttlicher Initiative und menschlicher Antwort“ bestehe und auch „in wunderbarer Weise in der Berufung zum geweihten Leben vorhanden“ sei. So wie Maria auf die Anfrage des Erzengels hin ihr Ja gegeben habe, sei auch das Ordensgelöbnis nicht nur eine einmalige Herausforderung. „Es bleibt eine lebenslange Provokation, Gott auch da zu vertrauen, wo man ihn nicht mehr versteht.
Professor Nauer, die Pastoraltheologie und Diakonische Theologie lehrt, erläuterte in ihren Vortrag, dass im christlichen Gottesbegriff eine multidimensionale Vielfalt liege. Sie stellte die Unverfügbarkeit und bedrohliche Nähe Gottes seinem befreienden Wirken im Beseitigen von Ungerechtigkeit und Unbarmherzigkeit gegenüber. Jesus charakterisierte sie als den charismatischen „Mitmenschen“, der die „Warum-Frage“ und ebenfalls die Ferne Gottes aushalten musste. „Gleichzeitig durfte er aber – wie wir heute – die Ostererfahrung machen, die uns bis in die Gegenwart hinein ermutigt. Das motiviert uns als Christen bis zum heutigen Tag am Wachstum des Reiches Gottes am diakonischen Werk mit zu arbeiten“, sagte die 49-Jährige. Das christliche Menschenbild – „Du bist eine gute Seele!“–, das sie dem gegenüber stellte, zeigte Nauer in seiner geschichtlichen Entwicklung von der Antike bis zur Gegenwart der theologischen Forschung auf. „Die Leib-Seele-Einheit des Menschen ist in seiner Ganzheitlichkeit und in seinem Angenommensein vor Gott zu sehen“, betonte die Theologin und Ärztin.
Im Rahmen des Tages der Orden und Weltmission traf Bischof Hofmann sich mit neun Ordensmännern und sechs Ordensfrauen auf Heimaturlaub, die aus dem Bistum Würzburg stammen und in Brasilien (3), Ghana (2), Kongo (1), Tansania (8) und Südafrika (1) missionarisch tätig sind.
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