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Glosse: "Sie sollten öfters in die Kirche gehen"

von Gerd Greier, Pfarrer und Koordinator im Pastoralen Raum Bad Kissingen

„Sie sollten öfters in die Kirche gehen!“
 

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!“ Von der Pilgerreise nach Irland im Oktober könnte ich ganz Viel erzählen; auch manche lustige Anekdoten; die gehören aber ins Nähkästchen.

Eine will ich mit Ihnen teilen, die mir am eigenen Leib passiert ist:
 

Es war in Dublin. An einem Abend sind wir in die anglikanische St. Patricks Kathedrale zum „Evensong“, zum gesungenen Abendgebet. Zum Gottesdienst konnten wir in die Kirche ohne Eintritt zu bezahlen (bei Besuch der Kathedrale sonst üblich, denn es gibt keine Kirchensteuer wie bei uns; in den katholischen Kirchen wird aber - Gott sei Dank - kein Eintritt verlangt; dafür wird bei einem Gottesdienst manchmal mehrmals um die Kollekte gebeten).

Wir wurden alle brav an unseren Platz in die Bänke geführt und die Türchen zum Mittelgang geschlossen.

Vor dem Gottesdienst kam klar die Ansage: KEINE FOTOS!“

Dann kam der Einzug des Chores mit den anglikanischen Pfarrern, angeführt von einem „Kirchenschweizer“ mit ehrwürdiger Uniform und einen großen Stab. Seine Aufgabe war während des Gebets anzuzeigen, wann aufzustehen ist (Stab hoch); und wann wieder Sitzen ist (Stab runter). Dabei habe ich erfahren, dass es so eine Uniform mit Stab auch noch in der Herz Jesu Kirche in Bad Kissingen gibt und früher bei Ein-und Auszügen auch üblich war (s. Foto).

Als die Lesungen kamen, musste ich meine Ohren sehr spitzen, denn sie wurden in einem alten Englisch vorgetragen (a la Lutherbibel). Ich konnte mir den Inhalt zusammenreimen und war sehr erstaunt, weil ich die Erzählung der ersten Lesung gar nicht kannte. Sie handelte vom Propheten Elias aus dem ersten Kapitel des 2. Buchs der Könige aus dem Alten Testament. Ich war umso mehr erstaunt, da ich am Vorabend vor Beginn der Reise bei der Kantorei noch einen Vortrag über den Propheten Elias gehalten habe zur Einstimmung auf die Aufführung des Oratoriums Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Gleich nach Ende des Gebets, scannte ich den QR-Code auf dem Lied und Gebetsblatt, um die Lesung dort nochmal nachzulesen. Ich stand im Mittelgang der Kathedrale und da kam einer der Pfarrer auf mich zugeschossen mit klarer Ansage: „Keine Fotos!“

Ich erklärte ihm, dass ich keine Fotos mache, sondern die Lesung nachlese, da ich diese nicht kannte und noch nie gehört habe.

Und da sagte der Pfarrer zu mir (auf englisch): „Sie sollten öfters mal in die Kirche gehen und zum Gottesdienst kommen!“

Ich war erst einmal sprachlos und wandte mich zu ihm um und er sah, dass ich auch ein Pfarrer bin, denn ich hatte mein Priesterhemd an. Dann war er sprachlos.

Wir hatten dann noch ein kurzes-gutes Gespräch und der schilderte mir die auch gerade für die anglikanische Kirche schwierige Situation („wir sind im selben Boot!“ - wie ein katholischer irischer Pfarrer zu mir sagte).

Ich musste noch lange über den Satz lachen: „Sie sollten öfters mal in die Kirche gehen und zum Gottesdienst kommen!“ Aber ich kann so oft in die Kirche gehen, diese Lesung wird bei uns nicht vorgetragen, aus guten Gründen, denn sie gleicht einer Horrorgeschichte, in der der Prophet Elias ständig Feuer vom Himmel fallen lässt und die Diener und Soldaten des Königs vernichtet, dem er schließlich einen grauenvollen Tod vorhersagt, der auch dann so kommt. Weniger geeignet als eine „Gute Nacht Geschichte!“.