Liebe Wirtsleute!
Liebe Schwestern und Brüder!
Also – man muss schon sagen: Die Bibel ist doch aktuell und das heutige Evangelium besonders: „Iss und trink und freu dich des Lebens. Da sprach Gott: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir fordern.“ Der Landeshauptmann Jörg Haider feierte bis nach Mitternacht, aß und trank – noch in der Nacht wurde das Leben von ihm zurückgefordert. Noch einmal eine glanzvolle Feier – alles vorbei. Ein Millionär unserer Tage überlegte vor einiger Zeit: „Was soll ich tun mit meinem Geld? Ich weiß nicht, wo ich das Anlegen soll.“ Schließlich sagte er: „Ich kaufe 15 Prozent im amerikanischen Immobiliengeschäft, dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du ein großes Vermögen, höchsten Aktiengewinn, ein Vorrat für viele Jahre. Iss und trink. Doch über Nacht waren sie weg.“ Unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. hat es etwas sanfter gesagt, aber mit dem gleichen Realitätssinn: „Wer sein Leben auf Anteile und Millionen setzt, hat auf Sand gebaut.“ Liebe Wirtsleute! Wieder einmal also werden wir in den Vorgängen vergangener Tage an diese Realität erinnert: All unsere menschlichen Absicherungsversuche sind brüchig. Und der Hauptsatz dieses Evangeliums heißt: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens oder sagen wir seiner gesellschaftlichen Position auf großem Fuß lebt!“ Aber wie sollen wir leben?
Meine lieben Wirtsleute!
Der Herr im heutigen Evangelium warnt uns nicht vor einem großen Vermögen schlechthin, das man ja auch gebrauchen kann, um Gutes zu tun. Er warnt uns vor einer Lebenseinstellung und Geisteshaltung: „Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier!“ Habgierig kann nun auch der kleine Mann sein, dem nicht so viel zur Verfügung steht. Und ich denke, wir alle sind in der Gefahr, die äußeren Güter, die äußeren Zugewinne zu überschätzen. Ich weiß sehr wohl, wie gerade in Ihrem Berufsfeld sauber und umsichtig kalkuliert werden muss. Sie haben Angestellte. Sie müssen Ihr Haus attraktiv gestalten. Sie müssen immer auch an Innovation denken. Jesus ist kein Träumer oder Aussteiger gewesen. Aber auch wir überlegen uns in guter Stunde: Ist das so richtig, was wir begehren oder steigern wollen? Darum sind solche Tage wie dieser wichtig, wo wir vor Gott stehen und an anderes, wichtigeres denken. An das, was unser Leben wirklich bereichern kann. Und da hilft uns natürlich das Gotteswort und der Erfahrungsschatz der Kirche, des Gottesvolkes. So kann uns der heilige Paulus helfen, den wir in der Lesung gehört haben. Und er sagt uns: „Einst wart ihr darin gefangen, nach der Art dieser Welt zu leben ... Wir folgten dem, was das Fleisch und der böse Sinn uns eingab. Wir waren gleichsam tot. Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns in seiner Liebe mit Christus eigentlich lebendig gemacht.“ Das heißt also übersetzt: Wir müssen nicht mehr dem Geld und anderen Versprechungen der Welt nachjagen, um ein erfülltes, beglückendes Leben zu haben. Gott hat uns durch den Glauben, durch unser Christsein befähigt, den wahren Sinn des Lebens zu erkennen und vor allem ein beglückendes und erfülltes Leben zu führen. Und das ist ja das Besondere des Christentums: du musst nicht auf die Welt verzichten, wie es vielleicht der Buddhismus nahe legt oder die Weltverächter jeder Art. Du kannst als Wirt, als Kaufmann, als Konzernchef, als Arbeiter am Fließband, als Mann oder Frau an der Theke, im Laden ein erfülltes Leben haben – nicht aus eigener Kraft, wie Paulus schreibt, sondern weil Gott es schenkt in Jesus Christus. Gott, Jesus Christus, hat mehr Interesse an unserem Lebensglück, unserer Lebensfreude, an unserer Zufriedenheit, an unserem Alltag, an unserer Arbeit, als wir es uns denken können. Gott will, dass wir ein beglückendes Leben führen. Seine Weisungen sind nicht zuerst Verbote, sondern Hinweise wie in der Bergpredigt. Natürlich braucht es auch einige Verbote, „du sollst nicht...“ usw., aber das gilt zum Beispiel auch im Straßenverkehr, im Zusammenleben der Menschen insgesamt.
Gott liebt uns einfach so sehr, wie uns niemand, auch nicht der liebste Mensch, lieben kann. Das muss unsere tiefste Erkenntnis als Christen sein – ganz gleich, wo wir stehen – ich hier am Ambo, Ihr an einer Theke oder im Empfangsraum Eures Hauses. Gott ist um uns besorgt, mehr als Vater und Mutter es sein konnten in unserer Jugend. Seine Geschöpfe, seine geliebten Kinder sind wir. Deshalb kommen wir ja auch zu diesem Gottesdienst zusammen, nicht um eine Pflicht zu absolvieren, nein, um unsere Freude an unserem Kindsein vor Gott und an seiner grenzenlosen Liebe zu uns zum Ausdruck zu bringen. Darum singen wir frohe Lieder und setzen es auch noch in unserer frohen Gemeinschaft fort. Ihr tut Euch wirklich selbst etwas Gutes, wenn Ihr Euch auf diese Grundeinsicht und Grundtatsache unseres Christseins erinnert und dessen froh seid: wir sind von Gott geliebt. Er zeigt uns in Jesus Christus den überfließenden Reichtum seiner Gnade. Er zeigt uns, dass er maßlos, ja maßlos uns liebt. „So sehr hat Gott die Welt geliebt ...“. Das macht ein Leben, wie immer es verläuft nach den irdischen Bahnen, im letzten und tiefsten beglückend.
Doch, wie immer, so komme ich als Prediger nicht ohne den Zeigefinger aus, besser gesagt, ich zeige en Finger, der in die richtige Richtung weist. Ich lese nochmals den letzten Satz der Lesung: „Seine Geschöpfe sind wir ...Wir sind geschaffen, gute Werke zu tun“. „Zu tun!“ Das Wissen, von Gott geliebt zu sein, darf nicht einfach als eine unverbindliche Aussage hingenommen werden. Eine gereifte Liebe muss sich auch in Taten, Worten, Werken zeigen. Sie will sich auch zeigen. Sie ist nicht einseitig. Darum zeigt, lebt gute Werke!
Das erste Werk ist: Gott zu loben. Ihm zu danken. Ihn zu ehren. D. h. konkret: sich Zeit zu nehmen für Gott. Wenn verliebte Menschen nicht mehr Zeit füreinander haben, ist es bald mit ihrer Liebe vorbei. Wenn liebende Menschen, Eheleute, nicht mehr miteinander sprechen, aneinander denken, beginnt die schönste Verbundenheit zu bröckeln, zu brechen. Darum, Ihr meine lieben Wirtsleute, wenn Ihr Euch nicht mehr Zeit nehmt zum persönlichen Gebet, auch nicht mehr zum Sonntagsgottesdienst, tut Ihr Euerer Gottverbundenheit nichts Gutes. Da muss ja die Liebe erkalten und unser Glaube erweist sich nicht mehr als lebensfrohe und lebenserfüllende Kraft. Die Liebe ist erfinderisch und man muss halt auch im religiösen Leben findig sein und bleiben, wenn es zeitliche Schwierigkeiten gibt, bei Gott zu sein im Gottesdienst: Man muss nachdenken, wie man das wenigstens ausgleichen kann, vielleicht durch ein Gesetz des Rosenkranzes, das man betet, durch eine Bibellesung oder einfach durch ein paar bewusste Augenblicke der Stille vor Gott im Gebet. Nochmals: echte Liebe zu Gott überwindet solche zeitliche Schwierigkeiten leicht.
Das zweite gute Werk ist: in der Geisteshaltung Jesu zu den Mitmenschen stehen, sie anzunehmen.
Betrachten Sie bitte nicht Ihre Besucher nur aus wirtschaftlichem Blickwinkel heraus. Sie wissen selber: Wenn ein Gastronom die Besucher seines Lokals, überhaupt die Mitmenschen nicht mag, ist er für die Aufgabe eines Wirtes nicht geeignet. Ihre menschliche Zuwendung zu Ihren Gästen ist genauso wichtig wie die Künste Ihres Chefkochs. Ich weiß, nicht immer mag Ihnen es leicht fallen, so zu allen Menschen zu stehen. Dafür sind die Menschen ja zu verschieden. Aber auch Gott und Jesus Christus haben nicht nur die geliebt, die ihnen selbstverständlich in Liebe und Ehrfurcht begegnet sind und begegnen. Jesus hat gesagt: „Wenn ihr nur denen mit Sympathie begegnet, die euch sympathisch sind, was tut ihr da Gutes?“ Wenn das nur so einfach wäre! Doch wir müssen die Zuwendung Gottes zu allen Menschen, gerade als Wirtsleute üben, jedenfalls uns darum bemühen. Paulus sagt uns, „dass wir in Jesus Christus geschaffen sind, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im voraus bestimmt hat“.
Liebe Schwestern und Brüder!
Ihr steht als Wirtsleute, Gastronomie in besonderer Weise zu Gott, zu Jesus Christus, in einer berufsmäßigen Beziehung. Gott ist der große Gastgeber der Welt, der Menschheit, aller Lebewesen. Er sorgt in seiner guten Schöpfung für uns alle. Die Welt ist sein großes Gasthaus für uns alle. Er ist der Wirt der Wirte. Er gibt Euch, wenn Ihr wollt, besonders die Kraft, Wirtsleute in seinem Geiste zu sein. Ihr könnt sein göttliches Wirken sichtbar machen, nachahmen. Seid stolz auf Euren Beruf! Lernt bei Gott und Jesus Christus das rechte Berufsethos. Aber schlagt auch nicht die Einladung aus, die der Herr so wunderschön formuliert hat: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt, ich will euch Ruhe geben“. Er bedient uns an seinem Tisch. Amen.