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„Gottes Wort geht alle an!“

Statement von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zum nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Verbum Domini“ von Papst Benedikt XVI.

Mit dem nachsynodalen apostolischen Schreiben „Verbum Domini“ über das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche legt unser Heiliger Vater Papst Benedikt XVI. die Ergebnisse der XII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vom Oktober 2008, an der auch ich teilnehmen durfte, vor. Gerne denke ich an diese Tage in Rom zurück mit den vielfältigen mitbrüderlichen Begegnungen und angeregten Diskussionen. Es wurde dabei auch die katholische und pfingstliche Dimension der Kirche deutlich und spürbar: Gottes Wort wird in fast allen Sprachen und fast überall auf der Welt verkündet. In dieser Synode wurde, wie es der Papst schreibt, „gewissermaßen das Herz des christlichen Lebens thematisiert“ (Nr. 3). Sie stand auch in enger Verbindung mit der vorangegangenen Bischofssynode über die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche.

In drei großen Kapiteln legt nun der Papst in seinem Schreiben in klaren Worten die umfassende Bedeutung des Wortes Gottes in sich, in der Kirche und in der Welt dar. Es ist Wert, dies genau zu lesen und die Vielfalt und die Wirkmächtigkeit des Wortes Gottes mit Hilfe dieses Schreibens zu entdecken.

Im ersten Teil beleuchtet der Heilige Vater die grundlegende Dimension des Wortes Gottes. Gott selbst spricht sich in seinem Wort in der Welt aus. Er äußert sich und entäußert sich so in die Geschichte hinein; nicht aus einer Laune heraus sondern aus seinem Wesen, das die Liebe ist. „Gott gibt sich uns zu erkennen als Geheimnis unendlicher Liebe, in der der Vater von aller Ewigkeit her sein Wort im Heiligen Geist zu Ausdruck bringt. Das Wort, das von Anfang an bei Gott ist und das Gott ist, offenbart uns daher Gott selbst im Dialog der Liebe zwischen den drei göttlichen Personen und lädt uns ein, daran teilzuhaben. […] Im Licht der durch das Wort gewirkten Offenbarung klärt sich das Rätsel des menschlichen Daseins endgültig“ (Nr. 6).

Mittelpunkt dieses Geschehens ist das Christusereignis selbst. Gottes Wort wird Mensch, lebt und spricht zu den Menschen, erwirkt ihnen das Leben in Fülle. „Hier äußert sich das Wort nicht vor allem in einer Rede, in Begriffen oder Regeln. Hier stehen wir vor der Person Jesu selbst. Seine einzigartige Geschichte ist das endgültige Wort, das Gott zur Menschheit spricht“ (Nr. 11).

Dem sich selbst in Zeit und Geschichte aussprechenden Gott steht der Mensch gegenüber, der berufen und befähigt ist darauf zu antworten und in den Bund mit Gott einzutreten. „In dieser Perspektive erscheint jeder Mensch als der Empfänger des Wortes: Er wird angesprochen und aufgerufen, durch eine freie Antwort in diesen Dialog der Liebe einzutreten. So befähigt Gott einen jeden von uns, das göttliche Wort zu hören und darauf zu antworten“ (Nr. 22).

Im zweiten Teil lenkt der Papst den Blick auf die Kirche, die er als einen bevorzugten Raum für das Wort Gottes, gleichsam das „Haus des Wortes“ (Nr. 52) begreift, und darin besonders auf die Feier der Liturgie. „Sie ist in der Tat das bevorzugte Umfeld, in dem Gott in der Gegenwart unseres Lebens zu uns spricht - heute zu seinem Volk spricht, das ihm zuhört und antwortet. Jeder Gottesdienst ist von seinem Wesen her von der Heiligen Schrift durchdrungen“ (ebd.).

In enger Beziehung steht das Wort Gottes auch zu den Sakramenten. Hier „zeigt sich in liturgischer Form, das Gott eigene Wirken in der Geschichte durch den performativen Charakter des Wortes selbst. Es gibt nämlich in der Heilsgeschichte keine Trennung zwischen dem, was Gott sagt, und dem, was er wirkt; sein Wort erweist sich als lebendig und wirksam“ (Nr. 53). Es bewirkt, was es besagt. Der Papst betont im Zusammenhang mit dem performativen Charakter des Wortes Gottes auch die Sakramentalität des Wortes, die er in Analogie zur Realpräsenz Christi unter den eucharistischen Gestalten verstanden wissen will: „Die Verkündigung des Wortes Gottes in der liturgischen Feier geschieht in der Einsicht, dass Christus selbst in ihr gegenwärtig ist und sich uns zuwendet, um aufgenommen zu werden“ (Nr. 56). Hier fordert er eine Vertiefung des Empfindens der Sakramentalität des Wortes, um das Geheimnis der Offenbarung besser zu verstehen, zum geistlichen Nutzen der Gläubigen und zum pastoralen Dienst der Kirche (vgl. ebd.).

In diesem Zusammenhang gibt der Heilige Vater auch einige konkrete Vorschläge für die liturgische Gestaltung. An erster Stelle nennt er die Wort-Gottes-Feiern „als bevorzugte Gelegenheit der Begegnung mit dem Herrn“ (Nr. 65), die „als wichtiges Element der liturgischen Pastoral betrachtet werden“ (ebd.) muss. Sie sind angezeigt in „jenen Gemeinden, in denen es aufgrund des Priestermangels nicht möglich ist, an den gebotenen Feiertagen das eucharistische Opfer zu feiern“ (ebd.).

Als einen weiteren Punkt ruft der Papst die Bedeutung der liturgischen Orte für das Wort Gottes im Sakralbau in Erinnerung: „Mit besonderer Sorgfalt sollte man auf den Ambo achten als den liturgischen Ort, von dem aus das Wort Gottes verkündigt wird. […] Am besten sollte er fest angebracht und als plastisches Element in ästhetischer Harmonie mit dem Altar entworfen sein, so dass auch optisch der theologische Sinn des zweifachen Tisches des Wortes und der Eucharistie vermittelt wird“ (Nr. 68). Ich bin froh und dankbar, dass dies in unserem Bistum bei Kirchenrenovierungen schon seit Jahren vorbildlich umgesetzt wird. Darüber hinaus fordert der Papst auch einen würdigen Ehrenplatz, an dem das Buch, das das Wort Gottes enthält, auch außerhalb der Liturgie aufbewahrt wird (vgl. ebd.).

Aber nicht nur die Liturgie, das ganze Handeln der Kirche muss vom Wort Gottes durchdrungen sein. Papst Benedikt begreift so die Bibel als Seele der Pastoral (vgl. 73). Die biblische Dimension der Katechese ist zu verstärken (vgl. Nr. 74) und für eine biblische Ausbildung der Christen zu sorgen (vgl. Nr. 75). In besonderer Weise legt er den geweihten Amtsträgern und allen in der Pastoral tätigen einen lebendigen Umgang mit dem Wort Gottes ans Herz (vgl. 78ff.). Ehe und Familie sind Räume, die vom Wort Gottes durchdrungen sein sollen. So wünscht er – mit der ganzen Synode –, dass „jedes Haus eine Bibel haben möge und sie in würdiger Weise aufbewahre, um in ihr zu lesen und mit ihr beten zu können“ (Nr. 85).

In besonderer Weise legt er allen die sogenannte Lectio divina ans Herz. Denn das „Wort Gottes ist ja das Fundament jeder echten christlichen Spiritualität“ (Nr. 86ff.). Auch hier bin ich froh und dankbar, dass die Arbeitsstelle für Bibelpastoral in unserer Diözese dieses Anliegen bereits unmittelbar nach der Synode aufgegriffen hat und verbreitet.

Das Wort Gottes aber beschränkt sich nicht auf die Kirche, es betrifft die ganze Welt. So stellt Papst Benedikt am Beginn des dritten großen Teil des Schreibens den Auftrag der Kirche, das Wort Gottes zu verkünden in den Fokus: Es ist ein Wort der Hoffnung. Seine Verkündigung hilft mit bei der Errichtung und Ausbreitung des Reiches Gottes. Alle sind dazu berufen und für die Verkündigung verantwortlich (vgl. Nr. 90ff.). Einen eigenen Abschnitt widmet der Papst dem Wort Gottes in der Beziehung zur Kultur. „Gott offenbart sich dem Menschen nämlich nicht in abstrakter Form, sondern er übernimmt Sprachen, Bilder und Ausdrücke, die an die verschiedenen Kulturen gebunden sind“ (Nr. 109). In diesem Zusammenhang würdigt der Papst die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, die sich vom Wort Gottes haben inspirieren lassen (vgl. Nr. 112).

Dieser kurze Durchblick durch das nachsynodale Schreiben von Papst Benedikt XVI. über das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche hat bereits deutlich gemacht, wie umfassend das Wort Gottes in der Kirche und in der Welt wirkt. So wird im gesamten nachsynodalen Schreiben noch mehr und detaillierter deutlich: Gottes Wort geht alle an!

Würzburg, 12. November 2010

Dr. Friedhelm Hofmann, Bischof von Würzburg

(4610/1420; E-Mail voraus)