Schmerlenbach (POW) „Mit dem Tod der letzten Äbtissin kam die größte Zäsur in der Geschichte des Klosters Schmerlenbach.“ So beschreibt Dr. Berthold Uphoff, Leiter des Bildungshauses Schmerlenbach, die Bedeutung von Maria Antonia Walsern von Syrenburg, deren Todestag sich am 9. November zum 200. Mal jährt. Nach dem Ableben ihrer Abtissin im Jahr 1807 beschlossen die verbliebenen sieben Benediktinerinnen des Konvents, keine Neuwahl durchzuführen. Sie lösten das 1218 von Gottfried von Kugelnberg gestiftete Frauenkloster auf.
Der Auflösung waren bewegte Jahre vorausgegangen. Bevor Maria Antonia die Leitung des Klosters übernahm, hatte ihre Vorgängerin Engelberta von Rodenhausen es jahrzehntelang in innere Auseinandersetzungen und Konflikte gestürzt. Die Anzahl der adeligen Klosterschwestern hatte sich in dieser Zeit von 24 auf zwölf halbiert. Bei der Suche nach einer Nachfolgerin im Jahr 1800 kündigte sich dann bereits die heraufziehende Säkularisation an. Diese hatte neben der zunehmend kritischen Sicht auf die Verquickung von Kirche und Staat auch die Verweltlichung vieler kirchlicher Güter zur Folge. Maria Antonia, aus dem niederbayrischen Adelsgeschlecht der Walsern von Syrenburg stammend, übernahm im Alter von 70 Jahren das Amt der Äbtissin. Drei Jahre später fielen die Klostergüter in die Hände des Kurfürst-Erzbischofs von Mainz, Karl von Dalberg, als Entschädigung für linksrheinische Gebiete. Weiterhin in kirchlichen Händen konnte der Konvent weiter existieren. Durch ihr ausgezeichnetes Verhandlungsgeschick gelang es Maria Antonia, gute Bedingungen für den Fortbestand des Klosters zu erreichen. Doch dies konnte den Konvent nicht mehr retten. „Die Säkularisation hatte eine kritische Distanz gegenüber allem Kirchlichen zur Folge“, erklärt sich Uphoff den Mangel an neuen Novizinnen für das Kloster.
Die Auflösung des Konvents im Jahr 1807 leitete zugleich die Geburtsstunde der Pfarrei Schmerlenbach ein. Die Klosterkirche wurde 1812 zur Pfarrkirche. Vor allem wegen des auf 1380 datierten Gnadenbildes „Muttergottes von Schmerlenbach“ gehört sie heute zu den beliebtesten Wallfahrtskirchen in Unterfranken. 1982 ergänzte die Diözese Würzburg den Komplex des alten Klosters mit einigen Neubauten und wandelte es so zu einem modernen Bildungs- und Exerzitienhaus um.
Der für die Pfarrei und die Wallfahrtsseelsorge zuständige Pfarrer Stefan-B. Eirich bilanziert das Wirken der letzten Äbtissin von Schmerlenbach so: „Ihr Verdienst besteht vor allem darin, dass sie trotz der schwierigen Ausgangslage des Klosters bei ihrem Amtsantritt entschlossen und mutig in die Bresche sprang.“ Auch wenn das Kloster letztlich nicht zu retten war, sei ihr Verhandlungsgeschick doch ein wesentlicher Grundstock dafür gewesen, dass hier später eine Pfarrei errichtet werden konnte.
Am Donnerstag, 8. November, wird um 19 Uhr bei einem Gottesdienst mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand in der Wallfahrtskirche Schmerlenbach der Äbtissin Maria Antonia Walsern von Syrenburg gedacht. Musikalisch gestaltet das Vokalensemble „Quatrucelli“ den Gottesdienst.
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