Hilfe, die gebraucht wird
Zu allen Zeiten gab es Menschen, die genau zu wissen meinten, was in einer konkreten Situation richtig ist. Die gibt es auch heute. Dem gegenüber steht die Erfahrung, dass es komplizierter und schwieriger geworden ist, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, weil der Mensch heute mehr weiß und kann als früher. Die Anwendung dieses Wissens und Könnens aber erfordert meist diffizile Abwägungen, wenn sie verantwortlich geschehen soll.
Daraus ergeben sich ethische Fragestellungen, die nicht mit dem Verweis auf allgemeine Grundsätze zu entscheiden sind, sondern auch auf den konkreten Fall bezogene Antworten erfordern. Ganz besonders schwierig können diese Entscheidungen werden, wenn es um die letzte Lebensphase geht. Zunehmend sehen sich Angehörige, Ärzte und Pflegepersonal deshalb mit Fragen konfrontiert, die sie überfordern, deren Beantwortung aber nicht auf die lange Bank geschoben werden darf. Nicht überall aber gibt es dann Ethik-Komitees oder vergleichbare Einrichtungen, die hier helfen könnten.
Diese Lücke will in Unterfranken jetzt das Ethik-Netzwerk schließen helfen, das wir auf den Seiten 28 und 29 vorstellen. Eine begrüßenswerte Initiative, die etliche positive Aspekte in sich vereinigt: Sie reagiert auf einen Bedarf, der ohne Zweifel vorhanden ist; sie führt eine große Bandbreite verschiedener Kompetenzen zusammen; sie arbeitet vernetzt mit bereits bestehenden Einrichtungen; sie steht Angehörigen, Ärzten und Pflegenden gleichermaßen zur Verfügung; sie arbeitet ehrenamtlich, was auch eine gewisse Unabhängigkeit bedeutet.
„Ich selbst wünsche mir, dass am Ende meines Lebens Menschen da sind, die meine Anliegen auch in den dann bestehenden Strukturen berücksichtigen. Und deshalb möchte ich jetzt andere dabei unterstützen, gute Lösungen zu finden und die Begrenztheit des Lebens zu akzeptieren“, beschreibt die erste Vorsitzende des Netzwerks ihre Motivation. „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen“, hat Jesus es im Lukas-Evangelium formuliert.
WOLFGANG BULLIN

