Würzburg (POW) Über das Internet als weltgrößten Jugendtreff hat sich der Diözesan-Familienrat bei seiner Frühjahrsversammlung in Würzburg informiert. Im Jugendhaus Windrad sprach Michael Lattus vom Jugendcafé Domain am Beispiel des Online-Netzwerkes SchülerVZ über die Möglichkeiten, Chancen und Risiken, die das World Wide Web für Kinder und Jugendliche birgt. Die Plattform existiere seit Februar 2007. Inzwischen tummelten sich dort rund fünf Millionen Schüler im Alter zwischen zwölf und 21 Jahren, mehr als 70 Prozent der insgesamt etwa sieben Millionen deutschsprachigen Schüler dieser Altersstufe, erklärte der Erzieher und Computermedienpädagoge. Durch seine Arbeit im Würzburger Café Domain ist er über die Surfgewohnheiten von Jugendlichen bestens informiert. „Das SchülerVZ hat die bisherige E-Mail-Kommunikation abgelöst“, sagte Lattus.
Der vermeintlich sichere Raum dieser Plattform im Netz sei „off limits“ für Erwachsene. Mitglied werde man nur per Einladung. Natürlich bestünden auch hier Möglichkeiten, diese Regeln zu umgehen. So fänden sich – unter erfundenen Profilen – Lehrer im Netz. Firmen holten Informationen über potenzielle Auszubildende ein. Zwar habe der Jugendliche die Möglichkeit, seine Daten nicht allen offen zu legen beziehungsweise die Sicherheitsstufe zu verändern, aber beispielsweise Bilder „bleiben dauerhaft gespeichert“, berichtete Lattus.
SchülerVZ stehe unter permanenter „Beobachtung“ der Nutzer: „Meldet jemand dem Administrator, dass bei einem anderen Nutzer etwas nicht stimmt, kann der ganz schnell rausfliegen“, sagte Lattus. Jedoch gebe es überall unerkannte schwarze Schafe. Was die Risiken anbelangt, ist sich Lattus sicher, dass man die Jugendlichen von dieser Art Kommunikation nicht abhalten könne. Sein Vorschlag: Eltern sollten ihre Kinder bei deren Anmeldung im SchülerVZ begleiten und sie anweisen, ihre Daten nicht allzu leichtfertig offen zu legen. „Es ist eine Kunst, nichts preiszugeben, aber so zu tun, als würde man alles preisgeben“, sagte der Computermedienpädagoge. Im SchülerVZ herrsche eine „teilweise härtere Sprache der Jugendlichen vor“, sagte Lattus. Vieles sei zwar nicht so gemeint, wie es geschrieben sei, „aber es steht halt einmal da“.
Der Umgang, die Sprache, die Wertschätzung miteinander thematisierte auch Michael Kroschewski, Vorsitzender des Familienbunds der Katholiken (FDK) im Bistum Würzburg, in seinem Rückblick auf die Arbeit des Diözesan-Familienrats. „Von einem menschenwürdigen Umgang miteinander sind wir momentan ziemlich weit entfernt“, erklärte er mit Blick auf aktuelle Diskussionen in Politik, Wirtschaft und Kirche. „Sachlich und wertschätzend miteinander zu diskutieren ist eine hohe Kultur, die wir unbedingt brauchen“, ergänzte FDK-Vorstandsmitglied Hildegard Metzger.
Da sich der Diözesan-Familienrat nach den aktuellen Pfarrgemeinderatswahlen neukonstituieren wird, plane der Familienbund, sich auf „breitere Füße“ zu stellen, kündigte Kroschewski an. Unter dem Titel „Herbsttreffen Familie 2010“ wollen die FDK-Verantwortlichen im Oktober in allen neun unterfränkischen Landkreisen und den drei kreisfreien Städten über die Arbeit und die Schwerpunkte des Familienbunds informieren. Ziel sei es, engagierte Mitarbeiter in den Landkreisen zu finden, die bereit sind, zusammen mit dem Familienbund für die Familien einzustehen und deren Interessen zu vertreten.
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