Würzburg (POW) Der christliche Geist im Elternhaus, der engagierte Heimatpfarrer, eine lebendige katholische Pfarrgemeinde, die Freude an der Liturgie, die gute Atmosphäre im Knabenseminar und die bedrückenden Erfahrungen der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs: all dies lässt in dem jungen Mann aus dem Kahlgrund den Entschluss reifen, Priester zu werden. „Was in der NS-Zeit geschah, hat uns sehr tief bewegt. Daraus wuchs ein innerer Impuls, im Geiste des Evangeliums den Wiederaufbau mitzutragen“, sagt er im Rückblick auf die Jahre der Entscheidung vor seiner Priesterweihe am 21. Juli 1957 in Würzburg. 50 Jahre später feiert er am Samstag, 21. Juli, um 10 Uhr im Kiliansdom sein Goldenes Priesterjubiläum: Weihbischof Helmut Bauer.
Der aus Schimborn im Kahlgrund stammende Weihbischof ist beliebt im Frankenvolk – und das nicht erst seit 2003, wo der „Unneruffer“ als Wendiger, Witziger und Widersprüchlicher mit dem „Frankenwürfel“ geehrt wurde. Über 1000 Gäste haben sich bereits für den Jubiläumsgottesdienst am 21. Juli im Kiliansdom und zur anschließenden Begegnung angemeldet, darunter die Bischöfe Dr. Anton Schlembach (Speyer), Wilhelm Schraml (Passau) und Dr. Paul-Werner Scheele sowie rund 120 Priester. Festprediger ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Die Dommusik bietet ihr Können auf und singt Bruckners d-Moll Messe. Nachmittags um 15 Uhr singen die Domsingknaben bei einem Konzert im Dom marianische Werke.
Das entspricht ganz dem Wunsch des großen Freunds der Kirchenmusik. „Die Kirchenmusik ist ein Teil meines ganzen Lebens“, sagt der Weihbischof. Schon als Bub begeistert sein Gesang bei Maiandachten und anderen Gottesdiensten. Kurz vor dem Abitur in Miltenberg ermutigt ihn sein Musiklehrer dazu, Sänger zu werden und Musik zu studieren. Doch der junge Kilianist entscheidet sich für die Theologie und wird Priester. Der Päpstliche Nuntius Erzbischof Dr. Aloys Muench weiht ihn und 23 weitere junge Männer am 21. Juli 1957 in der überfüllten Würzburger Seminarkirche Sankt Michael zum Priester. Als der 24-jährige Bauer bei der Allerheiligen-Litanei am Boden liegt, steigen Gedanken in ihm hoch: „Wirst du diese Ganzhingabe in deinem Leben durchhalten können?“ Eine Woche später wird der Neupriester bei Donner und Blitz in seiner Heimat Schimborn zur Feier der Primiz begrüßt. Bauers Primizspruch weist den Weg für das bevorstehende priesterliche Leben: „Der Herr öffne uns die Herzen, wenn wir das Evangelium verkünden!“
Ein außergewöhnlicher – mittlerweile 50 Jahre währender – priesterlicher Lebensweg nimmt seinen Lauf: Der junge Priester wird Kaplan in Schweinfurt-Heilig Geist, ab 1961 Musikpräfekt des Kilianeums in Würzburg, ab 1964 Direktor des Kilianeums in Bad Königshofen und ab 1968 Leiter des Kilianeums in Würzburg. 15 Jahre später wird Bauer zum Dompfarrer und Domkapitular in Würzburg berufen und übernimmt zusätzlich die Aufgabe des Stadtdekans. Papst Johannes Paul II. ernennt ihn am 8. Juli 1988 zum Titularbischof von Velefi und Weihbischof in Würzburg. Kurz nach seiner Bischofsweihe am Fest des heiligen Burkard, 14. Oktober 1988, übernimmt Bauer die Aufgabe des Bischofsvikars für Liturgie und Kirchenmusik sowie des Dompropsts und leitet die Abteilung Kirchenmusik im Bischöflichen Ordinariat Würzburg. Hinzu kommt die Verantwortung für die Kirchenmusik in der Deutschen Bischofskonferenz, wo er den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Ökumenisches Lied und der Ständigen Kommission für das bisherige Gesangbuch „Gotteslob“ innehat. Zwölf Jahre wirkt er als Vorsitzender der Ökumenekommission der bayerischen Bischöfe. Mehrere Jahre vertritt er die Freisinger Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK).
Bei allen Aktivitäten ist für den Weihbischof die beste Stunde des Tages für die Feier der heiligen Messe reserviert. Dort und beim Brevier- und Rosenkranzgebet sowie bei der morgendlichen Anbetung vor dem Allerheiligsten holt er sich Kraft für den priesterlichen und bischöflichen Dienst an den Menschen: für die intensiven Begegnungen mit rund 7000 jungen Menschen pro Jahr, denen er das Sakrament der Firmung spendet; für Altar-, Glocken- und Orgelweihen; für Visitationen und Pfarrjubiläen; für Sitzungen, Gespräche, Bürodienst und viele öffentliche Auftritte; für die tägliche Herausforderung der Verkündigung des Wortes Gottes in Gemeinden und an Wallfahrtsorten. „Wichtig ist für mich auch, dass ich gut ausgeschlafen den Tag beginne.“
Als Weihbischof Bauer vor 50 Jahren seinen priesterlichen Dienst begann, waren katholische Priester hoch angesehen. „Die Wertschätzung der Priester war wegen ihres äußeren und inneren Widerstands gegen die Nazis zu spüren“, sagt er rückblickend. Dies habe sich damals auf die Entscheidung junger Menschen zum Priestertum ausgewirkt. Die jungen Priesterseminaristen hätten gemerkt, dass die Menschen geistliche Führer brauchten. 50 Jahre später ist die Ausgangssituation für junge Priester in Zeiten von Priestermangel, Glaubensschwund, Umstrukturierung in der Seelsorge, Säkularisierung, Individualisierung und Bindungsangst ganz anders. Was bleibt für ein Priesterleben durch alle Zeiten wichtig? Weihbischof Bauers Antwort ist kurz und prägnant: „die liebende Beziehung zu Christus, die dann auch die Beziehung zu den Menschen prägt“. Der Priester müsse ein betender Mensch sein, sonst gehe ihm bald die Kraft für seine Berufung aus.
Weihbischof Bauer ist der priesterlichen Berufung 50 Jahre lang treu geblieben. Im kommenden Jahr steht für ihn dann ein weiteres Jubiläum an: Am 18. März 2008 vollendet er das 75. Lebensjahr. Bis dorthin wird er nach den Vorgaben des Kirchenrechts dem Papst seinen Amtsverzicht anbieten und dann gelassen der Entscheidung Benedikts XVI. entgegensehen: denn auch als emeritierter Weihbischof will er dem Bischof weiter zur Seite stehen und helfen, wo er gebraucht wird. Dabei vertraut Weihbischof Bauer ganz auf Gott: „Ich hoffe, dass mir der liebe Gott noch viel Kraft für die weiteren Aufgaben gibt.“
Hinweis: Da Weihbischof Bauer anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums auf Geschenke verzichten möchte, bittet er um eine Spende für das Caritas-Baby-Hospital in Bethlehem sowie für das kleine Seminar in der tansanischen Partnerdiözese Mbinga: Bischöfliche Finanzkammer, Konto 3000001, Liga Würzburg, BLZ 75090300, Stichwort „Jubiläum Weihbischof“.
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