Würzburg/Rom (POW) In der Woche vom 12. bis 19. November nahmen Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Weihbischof Helmut Bauer am Ad-limina-Besuch der zweiten Gruppe der deutschen Bischöfe in Rom teil. Nach den Vorgaben des Kirchenrechts hat sich „der Diözesanbischof in dem Jahr, in dem er zur Berichterstattung an den Papst verpflichtet ist, wenn nichts anderes vom Apostolischen Stuhl verfügt wurde, nach Rom zu begeben zur Verehrung der Gräber der heiligen Apostel Petrus und Paulus und sich dem Papst zu stellen“. In folgendem Interview blickt Bischof Hofmann auf die Romreise zurück.
POW: Mit welchen Eindrücken sind Sie vom Ad-limina-Besuch aus Rom zurückgekehrt?
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Es waren acht intensive Tage, in denen die Bischöfe der Bayerischen Kirchenprovinzen München-Freising und Bamberg und der Kölner Kirchenprovinz zusammen in Rom waren. Es gab mehrere Begegnungen mit Papst Benedikt XVI., und wir konnten viele Gespräche mit den einzelnen Kongregationen und Päpstlichen Räten führen. Gemeinsam haben wir unser Ziel wahr gemacht, „ad fontes“, zu den Quellen unseres Glaubens zu gehen: Besonders sichtbar wurde dies bei den Feiern der Heiligen Messe am Grab des heiligen Petrus und in Sankt Paul vor den Mauern. Durch die zahlreichen Termine waren wir jedoch in ein Zeitkorsett eingespannt, das nur wenige private Begegnungen zuließ.
POW: Wie muss sich ein Außenstehender den Besuch vorstellen?
Bischof Hofmann: Zum einen gehört zum Ad-limina-Besuch, dass jeder Ortsbischof in einem großen Bericht Rechenschaft über sein Bistum ablegt. Dieser über 100-seitige Bericht wird vor dem Besuch nach Rom gegeben. In Rom konnte ich feststellen, dass der Heilige Vater diesen Bericht sehr intensiv gelesen hatte. Zum anderen ist der Ad-limina-Besuch ein geistliches Erlebnis, das dem Zusammentreffen der Verantwortlichen im Vatikan mit den Bischöfen aus allen Regionen der Welt dient.
POW: Höhepunkt ist sicherlich die Begegnung mit dem Papst.
Bischof Hofmann: Es gab mehrere Begegnungen. Zum einen die ganz persönliche private Audienz, die Papst Benedikt XVI. jedem Bischof und Weihbischof ermöglicht, zum anderen die große Abschlusskonferenz, in der der Papst nochmals wesentliche Punkte aufgriff. Darüber hinaus hatten wir das Glück, dass Bundespräsident Horst Köhler dem Heiligen Vater ein Konzert geschenkt hatte, an dem auch wir teilnehmen konnten. Es ist erstaunlich, wie detailliert der Papst um die Situation der Kirche in Deutschland und unsere Nöte weiß. In einer sehr mitbrüderlichen Weise – ohne uns zu gängeln – hat er uns Hilfen geboten, die ins Zentrum der Kirche und des christlichen Glaubens zurückführen. Er hat uns Bischöfen einfache Rezepte gegeben, die zu beherzigen sich aber lohnen: das persönliche Gebet, den Empfang des Bußsakraments, das Rosenkranzgebet, die tägliche Heilige Messe und vieles mehr.
POW: Können Sie Näheres zu der persönlichen Audienz erzählen?
Bischof Hofmann: Das Gespräch verlief in sehr herzlicher Atmosphäre. Der Heilige Vater war sehr gut vorbereitet und wirkte sehr ermutigend auf mich. Sein Besuch in Bayern klang noch nach – vor allem die Freude über die vielen Begegnungen und die Herzlichkeit.
POW: Hat der Papst das Bistum Würzburg besonders erwähnt?
Bischof Hofmann: Benedikt XVI. hat ganz bestimmte, gute Erinnerungen an Würzburg. Besonders interessierte ihn die Situation der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg. Die Frage der Reduzierung der Katholisch-Theologischen Fakultäten in Bayern hat ihn sehr beschäftigt.
POW: Ist er mit der jetzigen Lösung zufrieden?
Bischof Hofmann: Ich hoffe es. Er hat sich in dieser Frage sehr ermutigend geäußert.
POW: Wie haben Sie die Ansprache des Papstes empfunden?
Bischof Hofmann: Die beiden Reden vor den zwei Gruppen der Deutschen Bischofskonferenz hatten ein aufbauendes und klares Profil. Der Papst hat deutlich gemacht, wohin wir uns miteinander bewegen sollen, was für die Kirche wichtig ist und was wir umsetzen können. Gegenüber unserer Gruppe brachte er zum Ausdruck, dass er sich von den Leistungen wie auch von den Herausforderungen der Kirche in Deutschland besonders berührt fühle. Die Kirche müsse dem Herrn Jesu Christus und so sich selbst treu bleiben. Das gehe aber nicht ohne Erneuerung. Die Suche nach Reformen dürfe nicht in einen äußerlichen Aktivismus abgleiten. Kirchliche Institutionen, Pastoralpläne und andere rechtliche Strukturierungen sollten den Blick auf das Wesentliche nicht verstellen, sondern am Maßstab der Glaubenswahrheit gemessen und danach ausgerichtet werden.
POW: Wie hat er sich zur Frage nach der Aufgabe der Laien in der Kirche geäußert?
Bischof Hofmann: Der Papst hat die Notwendigkeit des Laienapostolats betont. Verkündigung, Katechese, karitative Dienste, Medienarbeit, christliche Kulturinitiativen, das gesellschaftliche Engagement für einen umfassenden Schutz des menschlichen Lebens und für soziale Gerechtigkeit gehörten ebenso dazu wie der Dienst als Kommunionspender, als Lektor oder als Leiter von Wortgottesdiensten. Auch ermutigte der Papst, sich für die Glaubensverkündigung an junge Menschen einzusetzen, die in einer säkularisierten Gesellschaft dennoch auf Gott warteten. Besonders rief er uns Bischöfe dazu auf, die Familien in den Blick zu nehmen. Zur Ökumene sagte er uns, die Welt dürfe von allen Christen ein geeintes Bekenntnis zu Jesus Christus erwarten, dem Erlöser der Menschen.
POW: Gibt es eine Botschaft aus Rom für die Menschen im Bistum Würzburg?
Bischof Hofmann: Die beiden Wege, die wir im Bistum Würzburg gehen wollen, wurden ausdrücklich gut geheißen: zum einen die Bildung der Pfarreiengemeinschaften unter Leitung eine Pfarrers, aber in der kooperativen Mitarbeit vieler; zum zweiten der Weg der Berufungsinitiative. Wir müssen alles daran setzen, um spirituell einen Weg zu bereiten, der jungen Menschen die Entscheidung für ein geistliches Leben ermöglicht. Darüber hinaus bat der Papst, allen Priestern, Diakonen, Ordensleuten und hautamtlichen kirchlichen Mitarbeitern für den treuen Dienst in nicht immer einfachen pastoralen Verhältnissen seinen Respekt und seine Anerkennung zu überbringen. Benedikt XVI. zeigte sich dankbar, dass nach wie vor zahlreiche Christen bereit seien, sich in Pfarrgemeinde und Diözese, Vereinigungen und Bewegungen zu engagieren und als gläubige Katholiken in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Auch ihnen gebühre ein herzliches Danke.
POW: Gab es Ermutigung für Ihr Amt als Bischof von Würzburg?
Bischof Hofmann: Der Papst kennt Würzburg. Er fragte, ob ich mich im Bistum Würzburg gut eingelebt habe und mich zuhause fühle. Er meinte, in einem Landstrich mit solch langjähriger und bedeutender Geschichte und Kultur müsse ich mich wohlfühlen.
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