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In Sorge um die Kirche

Telefonaktion „Was ich mal sagen will“ in der Diözese Würzburg sehr gut angenommen – Rund 40 Seelsorgerinnen und Seelsorger sprechen mit 117 Frauen und Männern in zehn unterfränkischen Städten – Reformen notwendig

Würzburg (POW) Sehr gut angenommen worden ist die Telefonaktion in der Diözese Würzburg angesichts der aktuellen Krise der katholischen Kirche: 117 Frauen und Männer riefen am Mittwoch, 5. Mai, zwischen 16 und 20 Uhr bei rund 40 Seelsorgern und Seelsorgerinnen in zehn unterfränkischen Städten an. Meist kam es zu längeren, teils sehr persönlichen Gesprächen. Bei der Aktion „Kirche in der Krise – Was ich mal sagen will“ brachten die 70 Frauen und 47 Männer vor allem ihre Sorge um die Kirche zur Sprache. Erreichbar waren die Gesprächspartner in den Diözesanbüros in Aschaffenburg, Bad Kissingen, Bad Neustadt, Haßfurt, Kitzingen, Lohr am Main, Miltenberg, Ochsenfurt, Schweinfurt und Würzburg.

Immer wieder wurden in den Gesprächen Reformen in der Kirche gefordert. Kirche müsse den Problemstau angehen und mutig neue Wege gehen. Konkret sprachen Anrufer den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Zulassungsbedingungen zur Weihe, die Rolle der Frau in der Kirche, die Laienpredigt und die Sexualmoral der Kirche an. Kritik gab es am Krisenmanagement und am Handeln der Kirchenleitung in Deutschland. Zahlreiche Anrufer wollten ihre Enttäuschung loswerden und auf das erschütterte Vertrauen und den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche hinweisen. Einzelne sprachen dagegen von einer aktuellen Hetzkampagne gegen die Kirche. Auch das Thema Kirchenaustritt kam zur Sprache, bei einem Anrufer verbunden mit der Frage nach der Möglichkeit eines Wiedereintritts.

Im Besonderen ging es in einzelnen Gesprächen um die aktuelle Diskussion um sexuellen Missbrauch. Mehrmals wiesen Anrufer darauf hin, dass es wichtig sei, genau zwischen sexuellem Missbrauch und Misshandlungen sowie Schlägen zu unterscheiden. Einzelne klagten ihr Leid angesichts erlittener Misshandlungen in kirchlichen Einrichtungen. Diskutiert wurden auch aktuelle Vorgänge im Bistum Würzburg. Bei konkreten Vorwürfen verwiesen die Seelsorger auf den Ansprechpartner für Opfer von sexuellem Missbrauch und von Gewalt, Professor Dr. Klaus Laubenthal. Wichtig war es Anrufern in diesem Zusammenhang auch, den sexuellen Missbrauch als gesamtgesellschaftliches Thema zu sehen und vor allem auf den sexuellen Missbrauch in Familien hinzuweisen.

Kritik gab es vereinzelt an zu großen Seelsorgeeinheiten, am Fehlen eines Seelsorgers vor Ort und am Handeln einzelner Seelsorger. Gleichzeitig sprachen Anrufer aber auch ihre Sorge um die Priester an. Nötig sei eine zeitgemäße Pastoral. Positiv zur Sprache kam in der Region Rhön der Einsatz der Kirche für die von Entlassung bedrohten Siemens-Mitarbeiter in Bad Neustadt. „Gut, dass ich mal reden kann“ war ebenso am Telefon zu hören wie: „Ich leide mit der Kirche“. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger würdigten besonders das offene Gesprächsklima und nannten die Aktion „gelungen“.

Die meisten Anrufe (38) gingen im Diözesanbüro Würzburg ein, gefolgt von Aschaffenburg (25) und Schweinfurt (16). Nach Einschätzung der Seelsorger lag das Alter der Anrufer zwischen 40 und 80 Jahren. Meist hätten Menschen angerufen, die ein Leben lang mit der Kirche verbunden seien und seit Jahrzehnten auf Änderungen warteten.

(1910/0620; E-Mail voraus)