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Ist Leben patentierbar?

Katholische Landvolkbewegung der Diözese Würzburg debattiert über strittiges Thema

Würzburg/Münsterschwarzach (POW) Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) in der Diözese Würzburg hat sich in der Katholischen Landvolkshochschule Klaus von Flüe mit dem Thema „Patentierung von Lebewesen – Auswirkungen auf Landwirtschaft und Ernährung weltweit“ auseinandergesetzt. Über 50 Personen diskutierten darüber, ob Leben patentierbar sein kann und darf.

Die promovierte Mikrobiologin Dr. Ruth Tippe von der Initiative „Kein Patent auf Leben“ informierte in einem Vortrag allgemein über die Patentierung. Dabei wurde zunächst die Frage geklärt, was Patente eigentlich sind und was sie zur Folge haben. Unbeachtet von der Öffentlichkeit, sind bereits viele Patente auf Pflanzen und Tiere erteilt worden. Multinationale Konzerne haben weitere Patentanträge beim Europäischen Patentamt in München eingereicht, um das Patentrecht, das eigentlich zum Schutz technischer Erfindungen gedacht war, für ihre Zwecke auszunutzen. Tippe erläuterte, dass der Zugang zu Saatgut, Zuchttieren und Lebensmitteln durch die aktuelle Patentierungspraxis zukünftig für Verbraucher, Landwirte und Züchter eingeschränkt werden könnte.

Patente auf Nutztiere könnten neue Abhängigkeiten der Bauern von einzelnen Unternehmen zur Folge haben. Das werde letztlich auch der Verbraucher durch steigende Preise merken, da Unternehmen, die Patente auf gewisse Tiere und Pflanzen besitzen, die Preise diktieren könnten. Besonders im Hinblick auf die Länder des Südens müssen Patente auf Leben laut Tippe kritisch beurteilt werden, da die dort einheimische Bevölkerung ihres traditionellen Wissens beraubt werde, wenn Großkonzerne auch Heilpflanzen dieser Regionen patentierten, wie aktuell schon üblich.

An die Ausführungen Tippes, welche die Gäste der Veranstaltung schon intensiv mitdiskutierten, schloss sich ein Vortrag von Bernhard Weiler, Präsident des unterfränkischen Bauernverbands, an. Er berichtete von den Auswirkungen der aktuellen Patentierungspraxis auf die heimische Landwirtschaft und die Verbraucher, die aktuell schon zu erkennen seien oder in Zukunft zu erwarten seien. Weiler sprach sich klar gegen die Patentierung von Tiere und Pflanzen aus, könne aber auch das Handeln einzelner Landwirte verstehen, die zunächst wirtschaftliche Vorteile, beispielsweise durch patentiertes Saatgut sähen, die möglichen langfristigen Folgen und Abhängigkeiten für ihren Betrieb aber nicht überblicken könnten. Weiler bedauerte, dass das Thema der Patentierung von Lebewesen aktuell nur hinsichtlich finanzieller Aspekte, nicht aber vor dem historisch gewachsenen Wertehintergrund gesehen werde, der anscheinend für viele multinationalen Konzerne keine Rolle spiele.

In der sich anschließenden Diskussionsrunde waren sich die Teilnehmer und Gäste der Debatte einig, dass alles daran gesetzt werden müsse, um weitere Patente auf Leben zu verhindern. Außerdem sollten möglichst das bestehende Patentierungsrecht und insbesondere die Biopatentrichtlinien geändert werden, die nie für die Patentierung von natürlich vorkommenden Tieren und Pflanzen gedacht gewesen seien. Einhellige Meinung der Anwesenden war, Patente auf Leben absolut zu verbieten.

Kooperationspartner des Abends waren der Bayerische Bauernverband, die Katholische Landjugendbewegung, das Referat Mission – Entwicklung – Frieden der Diözese Würzburg und das Umweltreferat der Diözese Würzburg, der Sachausschuss I des Diözesanrates der Katholiken im Bistum Würzburg, der Weltladen Würzburg sowie die Katholische Landvolkshochschule Klaus von Flüe in Münsterschwarzach.

(4409/1263; E-Mail voraus)