Würzburg (POW) „Jo – wir schaffen das!“ Angetrieben von energischen Paddelschlägen, nähert sich das erste von drei Schlauchbooten der Uferpromenade von Randersacker. Seit 10 Uhr morgens sind die 47 „Paddelwallfahrer“ auf dem Main unterwegs, jetzt freuen sie sich auf eine längere Pause. Erleichtert lassen sich die Jugendlichen auf die eigens aufgebauten Bänke fallen. Susanne Müller, Jugendreferentin für das Dekanat Kitzingen, und ihre Helfer teilen Brötchen, Obst und Wasserflaschen aus.
„Wir waren schon vor der ersten Haltestelle patschnass“, ruft Saskia (14). „Die Schuhe sind auch patschnass“, sagt Vanessa (13) und zeigt auf ihre völlig durchweichten Turnschuhe. „Bei der ersten Pause sind wir unter einer Plane gestanden“, ergänzt Andrea (13). Die Mädchen sind schon um 7 Uhr in Baunach aufgebrochen, um rechtzeitig am Startpunkt in Goßmannsdorf bei Ochsenfurt zu sein. Es ist ihre erste Wallfahrt der Jugend. Und sie genießen jede Minute: „Wir haben richtig Spaß im Boot!“
Bei jeder Rast ist auch eine spirituelle Station eingeplant. „An einer Station hingen Zettel“, erzählt Andrea. Auf ihnen schrieben die Jugendlichen ihre Sorgen und Nöte auf und ließen sie anschließend schwimmen. „Wir haben unsere Sorgen mit dem Boot überfahren“, sagt Laura (16). Nach einer Dreiviertelstunde geht es zurück in die Boote – der Endspurt nach Würzburg steht bevor. Mit einem lauten „Jo – wir schaffen das!“ stoßen die Jugendlichen ihre Boote vom Ufer ab und paddeln weiter.
Vor dem Kilianeum-Haus der Jugend in Würzburg treffen sich alle Wallfahrer – ob zu Fuß oder mit dem Schlauchboot – und laufen gemeinsam zum Neumünster. Weihbischof Ulrich Boom erwartet sie am Eingang und besprengt sie mit Weihwasser. Die Kirche ist gut gefüllt. Neben den rund 130 Wallfahrern feiert auch „Nightfever Würzburg“, die im Anschluss noch eine eigene Veranstaltung im Neumünster haben, den Gottesdienst mit. So füllen insgesamt rund 300 Jugendliche den Kirchenraum. Die Mädchen aus Baunach nehmen im rechten Seitenschiff Platz.
Weihbischof Boom erinnert an die Geschichte von David und Goliath. „Waren es wirklich die Steine, die den Übermächtigen niederstreckten?“, sagt er. „Es war das Gottvertrauen, dass David den Mut gab, sich dem Riesen entgegenzustellen und es mit ihm aufzunehmen. Mit Gottvertrauen Riesenprobleme annehmen, das möchte die Erzählung vermitteln.“ Auf dem Residenzplatz werde abends bestimmt auch gesungen „Can you feel the love tonight“, spielt Weihbischof Boom auf das Elton-John-Konzert an. „Ich nehme es als Wort für das, was wir hier tun und feiern. Der liebende Gott ist uns nahe.“ Die Sorgen und Nöte würden nicht „weggezaubert“, aber in allen Sorgen und Nöten – ob in der Schule, im Beruf oder in Beziehungen – sei Gott mit seiner Liebe bei den Menschen: „Mit Gott kann ich sie überwinden. Kannst Du die Liebe spüren, die er uns schenkt an jedem Tag und in jeder Nacht?“
„Es war anstrengend, aber schön“, fasst Andrea zusammen. „Und die Musik war gut, nicht so wie sonst.“ Die Band „Just in us“ aus Alzenau begleitete den Gottesdienst mit teils rasanten Rhythmen, immer wieder klatschten die Jugendlichen im Takt mit. Es wird nicht ihre letzte Kiliani-Wallfahrt gewesen sein, sind sich Andrea und ihre Freundinnen sicher. Fetzig ging es im Kilianeum-Haus der Jugend mit der irischen Band „Alalé“ aus Galway weiter. Ihre Musik fuhr buchstäblich in Arme und Beine, die Zuhörer klatschten, schnippten und stampften den Takt mit. Und wenn man vor das Kilianeum ging und die Ohren leicht in Richtung Residenz spitzte, war Elton John tatsächlich gut zu hören.
V.i.S.d.P.: sti (POW)