Würzburg (POW) Angesichts der aktuellen Diskussion um das Jugendstrafrecht liegt die Caritas mit ihrer neuen Jahreskampagne „Achten statt ächten“ genau richtig. Das hat Domkapitular Dietrich Seidel, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, beim Neujahrsempfang im Würzburger Caritashaus betont. „Sie soll Verständnis und Achtung für Jugendliche erzeugen, die trotz schwierigen Startpositionen den Sprung ins Leben wagen, die sich bewerben trotz schlechter Schulergebnisse und vieler Absagen, die sich nicht prügeln, obwohl sie es oft genug gesehen haben, die sich weiterbilden und Ziele haben, obwohl sie bei Eltern und Freunden keine kennen gelernt haben.“ Die Caritas wolle auf die Probleme solcher junger Menschen aufmerksam machen und setze sich für deren Integration in die Gesellschaft ein, betonte Seidel. „Denn wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht“, zitierte er Papst Benedikt XVI.
Die Rahmenbedingungen für die Caritas würden in Zukunft wieder besser werden, war sich Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm sicher. Als stellvertretende Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbands ging sie in ihrer Ansprache auf aktuelle Themen der Jugendhilfe ein. Hektisch formulierten Maßnahmenkatalogen, wie sie einige Politiker jetzt forderten, erteilte sie eine Absage, „denn sie nützen nichts“. Wichtiger sei es, Prävention zu stärken. Jugendhilfe müsse frühzeitig ansetzen und nicht dem Diktat der kostengünstigsten Angebote unterworfen sein. Im Idealfall gibt es laut Stamm in jedem Landkreis eine Stelle, die ausschließlich für die Vernetzung und Vermittlung der Hilfsangebote zuständig sei. „Und diese Stelle darf nicht bei Jugendämtern, sondern muss bei der freien Wohlfahrtspflege angesiedelt sein.“
In Vertretung des erkrankten Caritasdirektors Martin Pfriem skizzierte sein Stellvertreter Norbert Heilmann einige Schlaglichter der Caritasarbeit. Die Pflege sei 2007 öfter negativ in den Schlagzeilen gewesen, erläuterte er. Die Caritas habe sich der Kritik gestellt und geantwortet mit mehr Transparenz und Verbesserung der Qualität, mit der Entwicklung neuer Angebote im Umgang mit dementen Menschen, der Integration des Hospizgedankens, einem breiten Fortbildungsangebot, mit Betriebsvergleichen, Kundenumfragen und Vernetzung der Angebote. Eine große Daueraufgabe sei auch der Ausbau der Gemeindecaritas, die Stärkung des Kontakts in die Gemeinden und die Mitgestaltung des strukturellen Wandels in der Diözese hin zu Pfarreiengemeinschaften. Dieser Prozess sei wie die Neugestaltung des Arbeitsrechts, um die im vergangenen Jahr heftig gerungen worden sei, noch nicht abgeschlossen. „Wir brauchen eine Regelung, die gerechte und zufriedenstellende Arbeitsbedingungen schafft und Lebens- beziehungsweise Überlebensmöglichkeiten für die Einrichtungen bietet“, mahnte Heilmann. Die Caritas als Anwalt der Armen müsse sich für eine neue Bewertung der sozialen Arbeit in der Gesellschaft einsetzen und mithelfen, dass sich Kirche insgesamt weiterentwickele.
(0408/0105; E-Mail voraus)
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