Daressalam/Würzburg (POW) Ein glücklicher Zufall zu Beginn der Tansania-Reise von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Beim Flug von Nürnberg über Zürich in die tansanische Küstenmetropole Daressalam begegnet Bischof Hofmann Erzbischof Carlo Maria Vigano aus dem Vatikan und dem Päpstlichen Nuntius in Tansania, Erzbischof Joseph Chennoth (64). Über den Wolken zwischen Kenia und Tansania gibt der aus Indien stammende Päpstliche Nuntius einen Einblick in die Situation der katholischen Kirche in Tansania.
POW: Herr Erzbischof, wie würden Sie die katholische Kirche in Tansania beschreiben?
Päpstlicher Nuntius Erzbischof Joseph Chennoth: Die Kirche in Tansania ist jung, lebendig und dynamisch. Seit der Missionierung Tansanias – durch die deutschen Benediktiner, die Weißen Väter und die Heilig-Geist-Väter – ist die katholische Kirche in Tansania präsent. Sie ist sehr aktiv in der Bildung, in karitativen Einrichtungen und in der Entwicklung. Die Kirche betreibt zahlreiche Schulen und eine katholische Universität im Norden des Landes, in Mwanza. Dort gibt es auch ein katholisches Hospital. In den insgesamt 30 katholischen Diözesen sind außerdem viele medizinische Stationen verbreitet. In den sechs Priesterseminaren Tansanias bereiten sich viele junge Männer auf den Priesterberuf vor. Wie gesagt: Die Kirche in Tansania ist jung und dynamisch.
POW: Zwischen dem traditionsreichen Bistum Würzburg und der 1986 gegründeten Diözese Mbinga im Südwesten Tansanias besteht seit 1989 eine Partnerschaft. Wie wichtig sind solche Beziehungen zwischen alten und jungen Bistümern aus verschiedenen Kontinenten?
Erzbischof Chennoth: Partnerschaften wie die zwischen Würzburg und Mbinga zeugen von der Katholizität der Kirche. Sie machen deutlich, dass es stets um ein Geben und Nehmen geht. Beide Seiten profitieren vom Austausch mit dem Partner. Mbinga ist derzeit auf dem Weg, selbstständig zu werden, und Würzburg hilft dabei. Würzburg kann im Gegenzug von Mbinga lernen, wie der christliche Glaube Dynamik gibt und froh machen kann. Die Menschen in Tansania sind trotz ihrer Armut fröhlich und schöpfen Kraft aus dem christlichen Glauben. Die Kirche in Tansania ist Gottes Familie.
POW: Was ist für die Kirche in Tansania in nächster Zeit von besonderer Bedeutung?
Erzbischof Chennoth: Die Kirche in Tansania muss selbstständig sein und werden – auch in finanzieller Hinsicht. Gleichzeitig muss sie für die Anliegen der Weltkirche offen sein und bleiben. Ein gegenseitiger Austausch ist wichtig. In Tansania hat die Kirche den Auftrag, das Evangelium zu verkünden und Menschen für die Botschaft Jesu zu begeistern. Der Dialog mit dem Islam ist gut und muss fortgesetzt werden.
Interview aus Daressalam: Bernhard Schweßinger (POW)
(3107/1101; E-Mail voraus)
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