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Junge Senioren oft auf spiritueller Suche

Neuer Diözesan-Altenseelsorger Pfarrer Franz Schmitt setzt auf Vernetzung in der Seniorenbegleitung – Großelterngeneration wichtig für Glaubensweitergabe

Würzburg/Frickenhausen am Main (POW) Alter ist nicht gleich Alter. Dessen ist sich der neue Altenseelsorger des Bistums Würzburg, Pfarrer Franz Schmitt (55), durchaus bewusst. Am Montag, 14. November, wurde er bei einem Gottesdienst in der Würzburger Neumünsterkirche offiziell in sein Amt eingeführt. Wie er sich für eine den verschiedenen Altersstufen der Senioren angepasste Seelsorge vorstellt und wie er selbst gerne im Alter leben möchte, schildert er im folgenden Interview.

POW: Herr Pfarrer Schmitt, Sie haben zusätzlich zur Pfarrseelsorge das Amt des Altenseelsorgers für die Diözese Würzburg übernommen. Wie definieren sie den Begriff „Alte“?

Pfarrer Franz Schmitt: „Die Menschen werden immer älter, aber keiner will alt sein.“ So hört man allenthalben. Manche Kollegen haben mich gefragt, als sie von meiner Berufung zum Diözesanaltenseelsorger hörten: „Wie alt muss man denn sein, um Altenseelsorger zu werden?“ Ich gehe vom Begriff „Lebensalter“ aus und da ist klar: Das erste Lebensalter ist die Kinder- und Jugendzeit. Das zweite Lebensalter ist das Erwachsen- und Berufstätigsein. Demnach bin ich im Rahmen der vielen Aktivitäten des diözesanen Senioren-Forums Ansprechpartner für die Menschen im dritten Lebensalter. Da ist aber noch einmal zu differenzieren. Man spricht vom dritten Lebensalter hauptsächlich im Blick auf die rüstigen „Jungsenioren“, die im Alter von etwa zwischen 60 und 75 Lebensjahren körperlich und geistig fit und rege sind. Bei den noch Älteren, die schon in der Bewegung eingeschränkt oder anfänglich pflegebedürftig sind, spricht man vom vierten Lebensalter. Ein fünftes Lebensalter meint dann den ganz pflegebedürftigen Menschen, der ja häufig in Alten- und Pflegeheimen seinen Platz hat.

POW: Was reizt Sie an dieser Aufgabe?

Schmitt: Ich werde ja auch selber älter und bin 55 Jahre alt beziehungsweise jung. Ich gehöre also zur Generation „55 plus“. Mich reizt an der Aufgabe, dass ich bei vielen Menschen der dritten Generation eine Entfremdung zur oder eine Gleichgültigkeit im Blick auf Kirche feststelle. Zum anderen ist nach der Familien- und Berufsphase auch eine spirituelle Suche und religiöse Offenheit zu entdecken. Ich möchte als Priester und Seelsorger Begleiter in dieser Lebensphase sein gerade für Frauen und Männer, die in den Pfarreiengemeinschaften und Dekanaten im Seniorenbereich aktiv sind.

POW: Wo möchten Sie Ihre Schwerpunkte setzen?

Schmitt: Ein Stichwort ist „Differenzierte Altenpastoral“, das heißt das gewohnte Bild der Senioren in den Pfarreien mit monatlichem Treffen des Seniorenkreises hat sich gewandelt. Menschen zwischen 60 und 75 oder gar 80 Lebensjahren sind selber sehr mobil und gestalten ihr Leben mit dem Partner oder im Freundeskreis. Es wird vielfältige Wege geben, für diese Menschen ein kirchlicher Ansprechpartner zu sein. Das geht vom Tanzseminar bis zu Angeboten zum „Glauben lernen im Alter“. Dazu gehören Fahrradwallfahrten oder auch religiöse Wanderfreizeiten, zum Beispiel im September 2011 auf Jakobus- und Bruder-Klaus-Wegen in der Schweiz. Wichtig ist mir der Kontakt zu den Dekanatsaltenseelsorgern und zu den Seelsorgern und Seelsorgerinnen in den Pfarreiengemeinschaften. Für ganz dringlich halte ich die Vernetzung mit den Erwachsenenverbänden, der Altenheim- und Krankenhausseelsorge, dem Caritasverband und mit den kommunalen Stellen in der Seniorenbegleitung.

POW: Welche besonderen Herausforderungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Schmitt: Entscheidend ist in meinen Augen, ob es gelingt, die Menschen im dritten Lebensalter im Raum von Kirche anzusprechen und ihnen eine Entfaltungsmöglichkeit im Raum von Kirche zu eröffnen. Ich halte die „Großelterngeneration“ auch für sehr wichtig im Blick auf die Weitergabe des Glaubens und einer Beheimatung der Kinder in der Kirche.

POW: Die demographische Entwicklung geht hin zu einem immer größeren Anteil von älteren Menschen in der Bevölkerung. Wie sollte die Kirche darauf reagieren?

Schmitt: Einiges habe ich schon angesprochen. Es bleibt vor Ort in der Seelsorge ein Spagat, die „treuen“ Alten nicht zu verprellen – zum Beispiel wenn durch den Priestermangel weniger Gottesdienste gefeiert werden – und gleichzeitig am Leben der nicht mehr klassisch kirchlich sozialisierten Jungen dran zu bleiben.

POW: Wie sieht Ihre ganz persönliche Idealvorstellung für das Alter aus?

Schmitt: Ich weiß nicht, ob es diese Idealvorstellung für mich gibt. Vielleicht schaue ich da auf meine eigene Mutter, die im Alter von 84 Jahren verstorben ist. Auch wenn sie über etwa sechs bis sieben Jahre körperlich eingeschränkt leben musste, war es ihr vergönnt, doch bis zum letzten Lebenstag jeden Tag bewusst zu leben. Das ist natürlich eine Gnade.

Zur Person:

Franz Schmitt, Jahrgang 1955, stammt aus Maidbronn. Nach dem Abitur in Würzburg studierte er in Würzburg und Tübingen Theologie. Bischof Dr. Paul-Werner Scheele weihte ihn am 27. Juni 1981 im Kiliansdom in Würzburg zum Priester. Kaplan war Schmitt in Würzburg-Unsere Liebe Frau und Schweinfurt-Heilig Geist, ehe er 1985 zum Diözesanlandjugendseelsorger und Seelsorger für Dipbach ernannt wurde. 1988 wurde Schmitt auch Diözesanlandvolkseelsorger und 1990 Kreislandjugendseelsorger für die Arbeitsgemeinschaft Würzburg. Von 1996 bis 2010 war Schmitt Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist Rauhenebrach, zu der die Pfarreien Untersteinbach, Prölsdorf und Theinheim sowie die Kuratien Fabrikschleichach und Geusfeld gehören. Von 1997 bis 2000 war er zudem Jugendseelsorger des Dekanats Ebern. 1998 wurde Schmitt zum stellvertretenden Dekan des Dekanats Ebern gewählt, wo er von 1999 bis 2010 Dekan war. Außerdem war er von 2006 bis 2010 Begleiter für Gottesdienstbeauftragte im Dekanat Ebern. Zum 1. September 2010 wurde Schmitt zum Diözesan-Altenseelsorger ernannt. Außerdem verlieh ihm Bischof Dr. Friedhelm Hofmann zeitgleich die Pfarreiengemeinschaft „Emmaus: Erlach – Frickenhausen – Kaltensondheim – Zeubelried“.

(4610/1425; E-Mail voraus)

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