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Kapuziner verlassen Aschaffenburg

Abschiedsgottesdienst mit Bischof Dr. Friedhelm Hofmann am 18. April um 16 Uhr – Nach Umbauphase zieht italienische Gemeinschaft voraussichtlich Ende 2011 in das Aschaffenburger Kloster ein

Aschaffenburg (POW) Die Kapuziner verlassen nach fast 400 Jahren das Kloster in Aschaffenburg. Zur Danksagung und zum Verabschieden laden Pater Josef Mittermeier, Provinzial der Bayerischen Kapuziner, und die Brüder des Aschaffenburger Konvents am Sonntag, 18. April, um 16 Uhr zu einem Abschiedsgottesdienst in die Kapuzinerkirche ein. Hauptzelebrant ist Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Im Gottesdienst werden auch die Schwestern und Brüder der „Fraternitá Francescana die Betania“ vorgestellt, die nach der Umbauphase des ersten Bauabschnitts voraussichtlich Ende 2011 das Kloster beziehen werden. Im Anschluss an die Eucharistiefeier findet eine Begegnung im Franziskussaal statt.

Pater Christian Häfele, Guardian des Aschaffenburger Kapuzinerklosters, macht keinen Hehl daraus, dass den zuletzt vier Patres und zwei Brüdern der Abschied vom Untermain schwer fällt: „Die meisten von uns leiden schon sehr darunter!“ Hauptgrund ihres Rückzugs aus dem traditionsreichen Kloster ist der Nachwuchsmangel. Überall in Deutschland müssen Einrichtungen geschlossen werden. Im Mai dieses Jahres sollen die niederrheinische und die bayerische Provinz zu einer gesamtdeutschen Provinz zusammengelegt werden.

In den Wochen des Abschieds werden die Kapuziner von den Besuchern ihres Klosters oft angesprochen. Viele bedauern den Weggang der beliebten Ordensleute, manche stellen auch die Frage nach einer neuen geistigen Heimat. Das Kloster wurde wegen seines regelmäßigen Gottesdienst- und Beichtangebots gerne aufgesucht. Die täglichen Messfeiern in der Sankt-Elisabeth-Kirche fanden auch bei vielen Menschen aus dem Landkreis Aschaffenburg Anklang, die in der Stadt arbeiten. Für viele ist die Klosterkirche zugleich Beichtort. Bei den Kapuzinern herrschte hier stets eine große Nachfrage; vielleicht auch deshalb, weil man dort ganz unkompliziert nur auf eine Klingel drücken musste, um dann kurzfristig beichten zu können.

Darüber hinaus hatten die Kapuziner nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Gefängnisseelsorge in Aschaffenburg übernommen und waren lange Zeit in der Krankenhausseelsorge tätig. Dazu kamen Aushilfstätigkeiten, wenn in den Pfarreien „Not am Mann“ war. Bekannt war das Kloster bei sozial Schwachen für seine schnelle und unkomplizierte Hilfe. „An die Pforte kamen viele Menschen, die in Not waren“, sagt Häfele. Eine ausgesprochene Armenspeisung konnte zwar in den letzten Jahren aus Personalgründen nicht mehr geleistet werden, aber für besondere Notlagen, in denen man anderswo nicht mehr auf Hilfe hoffen konnte, hatten die Kapuziner ein offenes Ohr und eine freigiebige Hand.

Auch der Aschaffenburger Dekan Stefan B. Eirich bedauert den Wegzug der Kapuziner aus der Stadt. Es sei noch nicht klar, wie es mit der vom Kapuzinerorden geleisteten Seelsorge weitergehen soll und wie die wegfallenden Gottesdienste aufgefangen werden können. Fest steht jedoch, dass das Klostergebäude nach seiner Renovierung von der italienischen Gemeinschaft „Fraternitá Francescana di Betania“ betreut wird. Die vom franziskanischen Geist geprägten Ordensleute sind bereits seit Jahresbeginn für die Italiener-Seelsorge in der Diözese zuständig und werden künftig auch in Aschaffenburg pastorale Aufgaben übernehmen, die noch festzulegen sind.

Nach dem Auszug der Kapuziner wird das Kloster am 3. Mai 2010 an die Diözese Würzburg übergeben. Der Kauf ist bereits beurkundet. Bestandspläne wurden in den vergangenen Wochen erstellt. Aufgrund dieser Pläne und in Abstimmung mit dem gewünschten Raumprogramm der neuen Ordensgemeinschaft wird dann die Planung für den Umbau erstellt. Er soll in zwei Bauabschnitten vollzogen werden. Die Kosten für den Umbau belaufen sich nach ersten Schätzungen der Bischöflichen Finanzkammer auf mindestens fünf Millionen Euro. Nach der ersten Umbauphase wird die Gemeinschaft „Fraternitá Francescana di Betania“ voraussichtlich Ende 2011 in den erneuerten Gebäudeteil des Klosters einziehen.

Für die Kapuziner hingegen ist in diesen Tagen Kisten- und Kofferpacken angesagt. Immer wieder muss entschieden werden, was entsorgt und was in andere Klöster verbracht wird. Der Bibliothek, die im Kloster drei Räume unter dem Dach einnahm, haben sich Fachleute angenommen. Wertvolle Bücher gehen an die Bibliothek der Kapuziner-Hochschule in Münster. Die Brüder und Patres werden künftig in anderen Kapuzinerklöstern wirken. So kommt der 80-jährige Bruder Raffael Oberle beispielsweise nach Altötting und freut sich schon darauf, dort in der Klosterküche mitzuhelfen. Pater Franz de Paula Sigmund wird aufs Würzburger Käppele versetzt, der bisherige Guardian Häfele ins Noviziatskloster nach Salzburg. Einzig Pater Matthias Doll bleibt in der Gegend. Er soll weiterhin die Pfarrei Hösbach-Bahnhof als Seelsorger betreuen und wird dazu dem Kloster in Dieburg zugeordnet.

Zur Geschichte des Kapuzinerordens in Aschaffenburg

1528 wurden die Kapuziner als Reformgruppe der Franziskaner in Italien gegründet. Sie breiteten sich dort sehr schnell aus und kamen dann um 1600 über die Alpen nach Deutschland. Der Mainzer Kurfürst Johannes Schweikard rief den Orden bereits während des Baus des Schlosses Johannisburg 1622 nach Aschaffenburg, 1629 wurde dann das Kloster geweiht. Den Patres und Brüdern kam in der Nachreformationszeit die Aufgabe zu, den Menschen den katholischen Glauben nahe zu bringen. Die Kapuziner übernahmen in Stadt und Land oft den Predigtdienst, unter anderem auch in der Stiftsbasilika. Durch ein Feuer wurden die Klostergebäude im Jahr 1813 vollkommen zerstört. Der Wiederaufbau ging nur zögernd voran, erst 1847 konnte die neuerrichtete Kirche konsekriert werden.

In den kommenden Jahren stieg die Bevölkerungszahl in Aschaffenburg stark an. War das Kloster zunächst, wie bei den Kapuzinern üblich, am Rande der Stadt gelegen, rückte es nun an die Stadtmitte heran. Die steigenden Bevölkerungszahlen macht einen Umbau der zu klein gewordenen Klosterkirche Sankt Elisabeth notwendig. Im September 1909 wurde die neu errichtete Kirche konsekriert. Im Zweiten Weltkrieg wurden das Kloster und seine Kirche dann wieder teilweise zerstört. Die Erneuerung dauerte bis 1974. Zuletzt wurde die Kirche im Jahr 2006 renoviert. Dabei wurde unter anderem die Marienkapelle neu gestaltet, die jetzt eine farbenprächtige Darstellung des Sonnengesangs des heiligen Franziskus ziert.

Historisch nicht gesichert ist die Geschichte des Kapuzinerpaters Bernhard. Er soll im 30-jährigen Krieg die Zerstörung Aschaffenburgs durch die Truppen des Schwedenkönigs Gustav Adolf verhindert haben, indem er dem König entgegenging und ihm die Schlüssel der Stadt überreichte. 1931 wurde diesem Pater aufgrund der Überlieferung ein Denkmal in der Stadt gesetzt.

(1510/0519; E-Mail voraus)

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