Mbinga/Würzburg (POW) Die große Überraschung gibt es vor der Lesung: Mädchen in gelben Röcken, mit weißen Hemden und gelben Halstüchern begleiten tanzend das Evangelienbuch zum Altar. Eine Frau trägt es unter einem bunten Tuch im Korb auf ihrem Kopf. Als die Frau das Tuch langsam wegzieht und Bischof Dr. Friedhelm Hofmann das Buch ergreifen will, strecken sich ihm zwei kleine Händchen entgegen: Ein kleines Kind sitzt unter dem Tuch im Korb und guckt erstaunt den Gast aus Würzburg an: die lebendige frohe Botschaft. Für Bischof Hofmann eine gelungene Überraschung bei seiner Premiere: Erstmals spendet er am Donnerstag, 26. Juli, die Priesterweihe in Afrika. Weihekandidat ist der 31-jährige Joseph Mwingira aus einem kleinen Ort nahe Litembo im Partnerbistum Mbinga.
Es ist manches anders bei dieser Feier im Kiliansdom zu Mbinga in Tansania. Große Tierhörner werden geblasen. Kinder und Ordensfrauen tanzen, pfeifen und klappern mit Rasseln. Ein Chor bringt die Feiergemeinde in Schwung, Einige Frauen wälzen sich vor Freude während der Weihe am Boden des Gotteshauses. Und ein begeisterter Tansanier trägt einen bunten Umhang mit der Aufschrift „Gott segne Hofmann“ und tänzelt mit einem Plakat durch die Kirche, das die selbst gemalten Porträts der Bischöfe von Würzburg und Mbinga zeigt. Ein Festtag für das Bistum im Südwesten Tansanias.
„Heute ist für uns alle ein Tag der Freude, weil Jesus in der Priesterweihe von Joseph Mwingira zu uns alle kommen will. Trotz aller Probleme in der Welt braucht Ihr nicht traurig zu sein: Denn die Freude an Gott ist unsere Stärke“, ruft der Bischof den Tansaniern zu. Immer wieder unterbrechen die Menschen seine Worte mit Hörnerklängen und Pfeifen, mit Klatschen und Jubelrufen. Der Gast spricht den Afrikanern aus den Herzen: Jeder Mensch habe seine Würde als Ebenbild Gottes, egal ob arm oder reich, jung oder alt. In Jesus Christus sei Gott selber Mensch geworden. In keiner Religion sei Gott deshalb den Menschen so nahe gekommen wie im Christentum. Und weiter fügt der Bischof an: Jesus Christus bleibe in seinem Wort und in der Eucharistie bei den Menschen.
In Kisuaheli hält Bischof Hofmann dann die offizielle Weiheansprache und liest auch die Gebete und Fragen an den Neupriester in der tansanischen Landessprache. Nach Allerheiligenlitanei, Handauflegung, Salbung der Hände, Überreichung von Kelch und Hostienschale umarmt der Bischof den Neupriester voller Freude. Ein neues Band zwischen Würzburg und Mbinga ist geknüpft: die Beziehung zwischen Weihebischof und Geweihtem. Rund 50 Priester schließen sich Bischof Hofmann mit ihren Glückwünschen und Umarmungen ebenso an wie die Eltern und Verwandten des Neupriesters, die johlend um den jungen Mann herumtanzen.
Nach der knapp dreistündigen Feier ist für Bischof Hofmann die Premiere in Afrika bestanden: Mbingas Bischof Dr. Emmanuel Mapunda lobt seinen Amtskollegen in den höchsten Tönen: „Gratulation zur Priesterweihe und zur Aussprache unserer Landessprache. Wir haben Bischof Hofmanns Worte in Kisuaheli sehr gut verstanden.“ Glückwünsche fliegen dem Bischof auch von der gesamten Verwandtschaft des Neupriesters entgegen. Nach dem Gottesdienst zieht die bunte Schar ins Bischofshaus und überbringt Geschenke: einen Schemel, Bohnen, weitere landwirtschaftliche Produkte und vieles mehr. Aber auch Lebendes springt den beiden Bischöfen entgegen: Zur weiteren Überraschung des Würzburger Bischofs gibt es zwei Ziegen – zum Dank für die Spendung der Priesterweihe.
Aus Tansania berichtet Bernhard Schweßinger (POW)
(3107/1103; E-Mail voraus)
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