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Kinder sehen anders und anderes

Museum am Dom in Würzburg präsentiert erstmals Vernissage für Kinder – Ausbau des museumspädagogischen Angebots geplant

Würzburg (POW) Ein Duzend Augenpaare streifen jeden Zentimeter des schmalen, erbärmlich wirkenden Körpers. Mit kritischem Blick mustern sie ihn. „Der schaut aber traurig aus. Der Kopf ist ganz schief“, bemerkt ein kleines Mädchen. „Das ist Jesus am Kreuz“, weiß ein anderes Kind. Aufmerksame Kinderaugen betrachten den Kruzifixus von Tilman Riemenschneider, Anziehungspunkt der neuen Dauerausstellung im Museum am Dom in Würzburg. Das Interesse ist groß: 60 Kinder und Jugendliche sind zur Vernissage für Kinder anlässlich der Eröffnung der neuen Dauerausstellung gekommen.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass mehr und mehr Kinder und Jugendliche unsere Ausstellungsangebote nutzen. Deshalb kamen wir auf die Idee, bei jeder neuen Museumsschau auch eine Vernissage für Kinder anzubieten“, sagt Museumspädagogin Dr. Petra Weingart. „Die Resonanz war riesig. Innerhalb weniger Tage haben viele Eltern ihre Kinder angemeldet. Die 60 Plätze waren im Nu ausgebucht“, berichtet Martin Turek, Verwaltungschef der Museen der Diözese Würzburg.

Das Stimmengewirr zu Beginn der Vernissage verstummt. Die Kinder setzen sich auf den Boden des Ausstellungsraumes. Aufmerksam, still und leise lauschen sie den Worten des Direktors des Museums am Dom, Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. „Es ist immer wieder toll, wenn etwas Neues im Museum gezeigt wird. Wir haben hier etwas 50 neue Werke, die erstmals zu sehen sind“, sagt er und erläutert, dass in der Ausstellung alte und neue Werke zu bestaunen sind. „Menschen in unterschiedlichen Zeiten haben immer wieder gleiche Themen aufgegriffen. Das zeigt, es geht immer um den Menschen und damit um uns selbst.“

Nach der Begrüßung durch den Domkapitular gehen die kleinen Museumsfreunde daran, selbst zu betrachten und zu entdecken. Weingart teilt die Kinder in drei Gruppen ein: „Wir haben für die verschiedenen Altersgruppen unterschiedliche Werke und Interpretationen ausgewählt“, erklärt sie. Die orange Gruppe mit den Neun- bis Zehnjährigen widmet sich dem „Kruzifixus“. „Er hat gar keine Arme.“ „Er sieht ganz blass und traurig aus.“ „Was wäre denn, wenn er bunt wäre?“, fragt Julia Scheder ihre Gruppe. „Dann wäre es nicht Jesus, sondern eine fröhliche Figur.“ Mit Enthusiasmus erklärt die Kunstgeschichtsstudentin den Zuhörern die besonderen Details des Werkes. Mit ihren Fragen weckt sie deren Drang, mehr wissen zu wollen. „Warum fehlen denn die Arme?“, fragt sie. „Das Werk ist sehr alt. Vielleicht sind die Holzwürmer schuld“, mutmaßt ein Junge, und Scheder lacht.

Mit den Kindern vergleicht sie alte und moderne Kreuzdarstellungen, lenkt den Blick der kleinen Besucher auf Details, die man auf den ersten Blick leicht übersieht, und beantwortet geduldig jede Frage. „Kinder gehen anders an Kunst heran als Erwachsene. Sie sehen anders und anderes“, betont sie. Turek schätzt die Kinder nicht nur wegen ihres besonderen Kunstverstandes: „Mit dem Angebot für Kinder wollen wir eine neue Klientel erreichen. Wir haben einen Newsletter für Eltern angelegt und hoffen auf weiterhin guten Zuspruch für unsere museumspädagogischen Angebote“, sagt er.

Felicia Hauer (6) und ihre Schwester Rosina (14) sind schon überzeugt. Die Schwestern kommen aus Waigolshausen im Landkreis Schweinfurt. „So verschiedene Werke gegenübergestellt zu betrachten und dabei Gemeinsamkeiten zu finden, hat mich beeindruckt“, sagt Rosina. Ihre kleine Schwester ergänzt: „Das machen wir bestimmt noch mal.“ Begeistert ist auch Sonja Dörr (9) aus Würzburg: „Das sind alles so schöne Werke. Jetzt weiß ich auch, was sie bedeuten sollen.“ „Mir hat es auch gefallen. Ich war schon mal im Museum, aber heute war es etwas Besonderes“, bekräftigt Tegist Renner (9), die wie Sonja Schülerin der Ganztagsschule im Würzburger Stadtteil Heuchelhof ist. Dort gibt es am Freitag immer ein besonderes Freizeitangebot für die Kinder – heute ist es die Vernissage.

„Die Kinder wollten unbedingt herkommen“, berichtet Karol Klosinski. Er ist Praktikant an der Ganztagsschule und heute mit einigen Kindern da. „In meiner Kindheit kam mir Kunst verstaubt und alt vor. Nichts, was mich etwas anging. Mit solchen Aktionen aber wird andauerndes künstlerisches Interesse geweckt.“

Die nächste Vernissage für Kinder findet am Donnerstag, 22. Februar, im Museum am Dom statt. Dann präsentiert Maria Lehnen persönlich zu Beginn ihrer Ausstellung im Museum ihre Arbeiten und stellt sich den Fragen der Kinder. Nähere Informationen im Internet unter www.museum-am-dom.de.

(0307/0080; E-Mail voraus)

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