Frankfurt am Main/Würzburg (POW) Über das Verhältnis von Kirche und Theater hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann mit dem Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, in einem Interview der Frankfurter Rundschau diskutiert. Die Kirche habe nach jahrhundertelanger Distanz zum Theater gelernt, sich für das Theater als Theater zu interessieren. „Das Theater gibt uns Fragen der Menschen auf, die uns nicht egal sein dürfen“, betonte Bischof Hofmann in dem Gespräch, das in der Ausgabe vom 23. Oktober abgedruckt ist.
Trotz Spannungen und der Tatsache, dass viele Intendanten, Regisseure und Schauspieler mit der Kirche wahrlich nichts am Hut hatten und haben, stellten Kirche und Theater ähnliche Fragen. Im Theater würden Dimensionen des Menschseins gezeigt, die sonst nicht zum Tragen kämen. „Von kirchlicher Seite kommt es jetzt darauf an, die Autonomie der Kunst anzuerkennen. Und statt uns ständig angegriffen zu fühlen, sollten wir zuerst fragen, was wir vom Theater lernen können“, sagte der Bischof.
Deutlich stellt Bischof Hofmann in dem Gespräch seine These heraus: Wenn Kunst wirklich Kunst sei, dann sei immer Gott im Spiel. Der Künstler übersteige in seiner Kunst sich selbst. Er übersteige sich auf Gott hin, und zwar auch dann, wenn der Künstler selbst das gar nicht so sehe. „Die Leute, die nicht in die Kirche, aber dafür ins Museum oder Theater gehen, suchen dort doch auch nach dem Sinn des Lebens.“ Ein religiöser Mensch könne auch durch das Schaffen eines atheistischen Künstlers eine Erfahrung der Transzendenz machen. Ob Kirche, Museum oder Theater – an jedem dieser Orte gehe es um gelingendes Menschsein.
Auf die Frage nach dem Trennenden zwischen Kirche und Theater jenseits des Glaubens an Gott nennt Bischof Hofmann das manchmal erschreckend Schrille und Zerstörerische. „Ich denke, dass das Theater manchmal die Spitzen menschlichen Daseins ins Bild setzt, aber nicht unbedingt um etwas Falsches zu brandmarken, sondern um sich daran zu ergötzen, um Störungen zu erzeugen, um Menschen gegeneinander aufzubringen.“
Das gesamte Gespräch findet sich im Internet unter www.fr-online.de.
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