Höchberg (POW) Sieben Pfarreiengemeinschaften mit insgesamt knapp 38.000 Katholiken bilden künftig das Dekanat Würzburg-links des Mains. In folgendem Interview spricht Dekan Walter Lederer (Höchberg) über den Stand der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Würzburg-links des Mains, über die Zusammenarbeit mit ausländischen Priestern und über eine künftige Gemeindeseelsorge.
POW: Wie würden Sie den aktuellen Stand des Prozesses der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften im Dekanat umschreiben?
Dekan Walter Lederer: Bis zum ersten Fastensonntag 2010 werden alle Pfarreiengemeinschaften im Dekanat errichtet sein. Inwieweit die Zusammenarbeit in den Pfarreiengemeinschaften funktioniert, ist noch nicht absehbar, da viele Orte ihre eigene Tradition weiterhin erhalten möchten. Seitens des Dekanats wird der Prozess des Zusammenwachsens unterstützt.
POW: Wo liegen die besonderen Probleme, wo die besonderen Chancen in Ihrem Dekanat?
Lederer: Zurzeit arbeiten im Dekanat neun ausländische Pfarrer/Priester aus drei Kontinenten. Sie bringen je ihre eigene Kultur und ihr eigenes Verständnis von Theologie und Pastoral mit. Dass das der Zusammenarbeit sowohl in den Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften wie im Dekanat nicht immer förderlich ist, steht außer Frage. Dem gegenüber steht das engagierte Mittun sehr vieler ehrenamtlicher Frauen, Männer und Jugendlicher. Spannungen bleiben hier nicht aus.
POW: Wie beeinflusst die Nähe zur Bischofsstadt Würzburg das kirchliche Leben der Umlandgemeinden?
Lederer: Viele Gläubige nehmen die vielfältigen Gottesdienstangebote, aber auch Angebote im kirchlichen Bildungs- und Freizeitbereich in Würzburg wahr.
POW: Bei welchen Themenfeldern sollte bei der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften besonders auf die Interessen vor Ort geachtet werden?
Lederer: Im Dekanat wohnen durch die gute Anbindung der Autobahnen und der Nähe zu Würzburg viele junge Familien. Sie bedürfen der Begleitung seitens der Seelsorgerinnen und Seelsorger. Gute Arbeit leisteten bisher die Dekanats-Familien- und -Jugendseelsorgerinnen und -seelsorger.
POW: Im März 2010 stehen die Pfarrgemeinderatswahlen an. Wie sehen Sie die Situation im Dekanat, Frauen und Männer für diese Aufgabe zu gewinnen? Gibt es im Dekanat bereits Pfarrgemeinderäte auf Ebene der Pfarreiengemeinschaft?
Lederer: In den Pfarreiengemeinschaften Kirchheim-Gaubüttelbrunn-Kleinrinderfeld, Waldbüttelbrunn-Hettstadt-Greußenheim sowie Zell-Erlabrunn-Margetshöchheim wird ein gemeinsamer Pfarrgemeinderat gewählt werden. Alle anderen Pfarreien wählen eigene Pfarrgemeinderäte. Bisherige Pfarrgemeinderäte werden weiterarbeiten. Es liegt an den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Frauen und Männer als Kandidaten für den neuen Pfarrgemeinderat zu motivieren.
POW: In Ihrem Dekanat sind viele ausländische Priester tätig. Wie kann es gelingen, diese Priester in die Seelsorge einzubinden und wo liegen die Grenzen?
Lederer: Die Besetzung der Pfarreien durch ausländische Priester erfolgte über die Personalabteilung des Bischöflichen Ordinariats. Als Dekan hatte ich kaum Gelegenheit zur Mitsprache. Ich muss mich als Dekan mit den gegebenen Verhältnissen arrangieren. Durch persönliche Gespräche und Begegnungen auf dem Dies – der Pastoralkonferenz des Dekanates – versuche ich, eine mitbrüderliche Atmosphäre zu schaffen, was auch meistens gelingt.
POW: Welche Bedeutung hat das Kloster Oberzell für das Dekanat?
Lederer: Das Kloster Oberzell orientiert sich mit einer Mädchensozial- und Jugendarbeit stark an der Stadt Würzburg. Einige Pfarreien gehen zu Klausur- und Studientagen ins Gästehaus Sankt Klara.
POW: Was ist Ihrer Meinung nach entscheidend, für eine Gemeindeseelsorge mit Zukunft?
Lederer: Für die Gemeindeseelsorge ist es in Zukunft wichtig, dass Kirche sich öffnet für Probleme und Fragen unserer Zeit. Dass sie bereit wird, die ehrenamtlichen Laien mehr als bisher verantwortlich mit einzubeziehen. Das muss Auswirkung haben in der Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien, zum Beispiel in Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat, Vereine und Politik. Nicht mehr jede Gemeinde wird von der „Wiege bis zur Bahre“ alle pastoralen Felder abdecken können. Seelsorge muss auch über die Grenzen von Pfarrei und Pfarreiengemeinschaft durchlässig sein. Dies setzt Teamfähigkeit und Einsatzbereitschaft aller Pfarrer und hauptamtlichen Seelsorger und Seelsorgerinnen voraus.
POW: Was möchten Sie am ersten Fastensonntag 2010 mit Blick auf das Dekanat Würzburg-links des Mains sagen können?
Lederer: Der Weg in die Zukunft ist strukturell bereitet.
(0310/0076; E-Mail voraus)
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