Würzburg (POW) Entschieden hat sich der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, Karl-Peter Büttner, gegen eine geplante Änderung des Stammzellgesetzes ausgesprochen. „Ein klares Nein zur Stichtagsverschiebung darf nicht als therapiefeindlich eingestuft werden, schließlich geht es um die Sensibilität für das Leben, seine Würde und sein Recht, vor allem um die Rettung des menschlichen Lebens schon am Anfang. Die Tötung embryonaler Menschen kann und darf nicht Mittel und Voraussetzung für eine Therapie anderer Menschen sein“, sagte er zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung des Diözesanrats vor rund 90 Delegierten am Freitagnachmittag, 14. März, im Sankt Burkardushaus.
Deutlich machte Büttner, dass es bei der Diskussion um die Verschiebung des Stichtags nicht um eine Terminfrage gehe, sondern um die Grundsatzentscheidung, ob man menschliches Leben zu Forschungszwecken töten dürfe. Entscheidend seien nicht die Ziele und möglichen Ergebnisses einer Forschung an Stammzellen, sondern dass zur Herstellung dieser Zelllinien Embryonen getötet werden müssten. Das sei immer eine grundlegende Verletzung der Integrität des Embryos und seines Lebensrechtes. An die Delegierten des Diözesanrats appellierte Büttner, in dieser Diskussion uneingeschränkt hinter den Bischöfen zu stehen und ihnen den Rücken zu stärken. Erfreulich sei es, wenn die Forschung – insbesondere im Bereich der adulten Stammzellforschung und der ganz neuen Ansätze der Reprogrammierung von Körperzellen durch Retroviren – zu neuen und hilfreichen Einsichten komme. Die vergangenen Wochen hätten sehr aufschlussreiche Ergebnisse an den Tag gebracht, die Folgen für die zukünftige Forschungsförderung haben sollten.
Weiter ging Büttner auf den Klimawandel und den Klimaschutz ein, der die Glaubwürdigkeit der Christen betreffe. Die deutschen Bischöfe bezeichneten den Klimawandel als die gegenwärtig wohl umfassendste Gefährdung der Lebensgrundlagen der heutigen und kommenden Generationen sowie der außermenschlichen Natur. Er sei damit eine ernste Herausforderung für die Schöpfungsverantwortung und ein grundlegendes Problem der globalen Gerechtigkeit. Im Sachausschuss „Bewahrung der Schöpfung“ befasse sich der Diözesanrat intensiv mit diesem Thema und bringe seine Vorstellungen künftig auch in den Arbeitskreis Klimaschutz der Diözese Würzburg ein.
Rückblickend auf die Wahl des neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in Würzburg sagte Büttner, mit Erzbischof Robert Zollitsch hätten die Bischöfe eine gute Wahl getroffen. Er freue sich, wenn Erzbischof Zollitsch zu Fragen der Ökumene oder der Rolle der Frau in der Seelsorge Offenheit ausstrahle, betonte Büttner. Aufrichtig dankte er Kardinal Karl Lehmann für sein Wirken in über 20 Jahren an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz. „Ihm gelang es immer wieder neu, Impulse zu geben, Themen zu setzen, Krisen zu bewältigen, auseinander Strebendes zusammenzuführen, Enttäuschungen wegzustecken und vor allem die katholische Kirche in Deutschland glaubwürdig in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Diese Glaubwürdigkeit und Offenheit machten ihn zu einem begehrten, wenn auch nicht immer bequemen Gesprächspartner bei Repräsentanten von Politik und Gesellschaft.“ Unvergessen für immer werde sein konsequentes und leidenschaftliches Eintreten für den Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an bis zu seinem natürlichen Ende in Erinnerung bleiben.
Eine besondere Aufmerksamkeit für Ehe und Familie forderte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann in seinem Wort an die Mitglieder des Diözesanrats. Das sei vor allem angesichts der momentanen sehr hohen Scheidungsrate und der Zunahme kinderloser Ehen nötig. Die neue Armut sei ein mahnender Indikator an Gesellschaft und Politik, sich stärker zu engagieren. Auch die Kirchen seien hier in der Pflicht. Familie sei ein Ort, an dem Hoffnung ganz konkret gelebt und geübt werde. In den Familien eröffne sich Zukunft. „Ohne Hoffnung und Vertrauen aufeinander und auf Gott selbst kann wirkliches Leben als Familie nicht gelingen“, betonte der Bischof mit Blick auf das Jahresthema der Diözese Würzburg, „Zur Hoffnung berufen“. Zur Situation der wiederverheirateten Geschiedenen machte der Bischof auf Nachfrage deutlich, dass sich Kirche nicht damit abfinden wolle und könne, dass Geschiedene an den Rand der Kirche gedrängt seien. „Das ist als Problem erkannt.“ Zum Prozess der Errichtung von Pfarreiengemeinschaften betonte er, dieser Weg werde konsequent weitergegangen. Die Pfarrer vor Ort müssten dabei von Verwaltungsaufgaben entlastet werden.
Besonders dankte der Bischof den Delegierten für ihr Engagement und ihre Bereitschaft zum konstruktiven Mitdenken und Mitarbeiten. „Gerade dieses unglaubliche ehrenamtliche Engagement, das ich immer wieder und besonders auch bei den Visitationen in den Gemeinden und Pfarreiengemeinschaften erleben darf, ist für mich ganz persönlich die begründete Hoffnung, dass die Kirche und der Glaube eine wirkliche Zukunft haben.“
bs (POW)
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