Würzburg (POW) Zunehmende Trockenheit, steigende Temperaturen, rasant wachsende Bevölkerung, geringere Ernten, mehr tödliche Krankheiten: Ein düsteres Bild von der Zukunft Afrikas, insbesondere der Länder südlich der Sahara, hat der Würzburger Klimaforscher Professor Dr. Heiko Paeth am Donnerstag, 6. Juli, vor rund 25 Besuchern im Burkardushaus in Würzburg gezeichnet. Dabei ist nach seinen Worten schon heute „das tropische Afrika das Armenhaus unseres Planeten“. So seien allein elf Staaten im tropischen Afrika auf den letzten 20 Plätzen des UN-Armutsindex (Human Poverty Index) zu finden. Veranstalter des Vortragsabends mit dem Titel „Klimawandel in Westafrika“ war die Katholische Landvolkbewegung (KLB) der Diözese Würzburg.
Der Professor für Physische Geographie an der Universität Würzburg prognostizierte für Afrika eine Verdoppelung der Bevölkerung von derzeit 1,1 auf 2,2 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 sowie einen durch den Klimawandel bedingten Temperaturanstieg von bis zu vier Grad. Gleichzeitig werde die von Wald bedeckte Fläche um 32 Prozent zurückgehen. „Der Rückgang der Vegetation spielt beim Klimawandel eine weit größere Rolle als noch vor zehn Jahren gedacht“, sagte Paeth. Die „Landdegradation“, also die Verarmung der Böden, wirke sich dabei besonders negativ aus. Ein Teufelskreis: Durch Brandrodung würden große Flächen an Regenwald vernichtet, der dadurch gewonnene Ackerboden werde aber schnell unfruchtbar, und so wüchsen die Siedlungen immer weiter und schneller in den für die Erde lebenswichtigen Tropenwald hinein. „Benin war bis zu zwei Drittel von Regenwald bedeckt, heute gibt es auf 100.000 Quadratkilometern nur noch einen Affenbrotbaum.“
Zu der zunehmenden Erwärmung und dem spürbaren Nachlassen der Niederschlagsmengen komme hinzu, dass sich die Trockenphasen zwischen den Regenfällen beim Monsun verlängerten. Stiegen diese auf zehn und 14 Tage, gingen nach den Worten des Wissenschaftlers viele Pflanzen ein. Es komme zu Ernterückgängen oder kompletten Ernteausfällen. Bis zum Jahr 2025 rechnete Paeth deshalb mit einer Verminderung der Ernteerträge von fünf bis 25 Prozent bei Bohnen, Erdnüssen, Reis und Mais.
Mit der schwindenden Ernährungsgrundlage steige auch die Krankheitsanfälligkeit. Sei heute schon ein deutlicher Anstieg von Erkältungskrankheiten zu beobachten, rechnete Paeth für die nächsten Jahre insbesondere mit einem dramatischen Anstieg der Todesfälle durch Malaria, wovon bis zu eine Million Kinder und Säuglinge betroffen sein könnten. „Meine größte Sorge ist, dass die Malaria durch den Klimawandel dramatisch zunimmt“, sagte er.
Auch wenn Paeth kein Patentrezept zur Lösung der Probleme hatte, so war er sich doch sicher, dass „Bildung der Schlüssel“ für positive Veränderungen sein könnte, auch wenn dies noch Jahrzehnte dauern könne. Zudem könnten nach seiner Einschätzung eine Änderung der Familienpolitik, die Schaffung eines Rentensystems sowie eine durchdachte Raum- und Regionalplanung Besserung bringen.
ws (POW)
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