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„Kompetent und verantwortungsvoll“

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Eucharistiefeier anlässlich der Verabschiedung von Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer am Freitag, 2. Juli, im Neumünster zu Würzburg

„Der liebe Gott tut nichts als fügen“ pflegte die verstorbene Schwester von Kardinal Höffner zu sagen. Diesen Satz könnte man auch heute wieder über die Tagestexte vom Fest Mariä Heimsuchung schreiben, greifen sie doch eine Grundhaltung auf, die auch unserem verehrten langjährigen Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer zu Eigen ist.

Genau dreißig Jahre ist er Finanzdirektor unseres Bistums gewesen. Es war – das darf ich auch in einer Predigt sagen – eine gute, ja, eine sehr gute Zeit für unser Bistum Würzburg, das zwar nicht das kleinste unter allen deutschen Bistümern ist, aber im finanziellen Aufkommen doch eines am unteren Ende. Doch hat es durch seine kluge Geschäftsführung eine solide Basis erhalten.

Wir Christen sind zwar nicht von dieser Welt, leben aber mitten in ihr. Von daher sind auch die irdischen Belange für das Wohl und Wehe unserer Mitchristen nicht ohne Bedeutung.

Als Bischof Josef Stangl 1979 den promovierten Diplomvolkswirt Adolf Bauer als Finanzdirektor berief, da hatte er sicherlich geahnt, dass dieser junge, dynamische Mann, der zunächst als Assistent in der Katholischen Hochschulgemeinde aktiv war, neben den erforderlichen Fachkenntnissen auch das Herz auf dem richtigen Fleck hatte, um die immer mehr herausfordernden Aufgaben bewältigen zu können. „Barmherzigkeit und Wirtschaftlichkeit“ so lautet das Credo von Adolf Bauer, das er durch dreißig lange Jahre durchgehalten hat. Als ihm das Finanzgebaren des Bistums anvertraut wurde, da hatte Würzburg noch eine Million Gläubige. Heute sind wir – besonders wegen der demographischen Entwicklung – auf 820 Tausend Gläubige abgesunken. Der Etat des Bistums ist zwar unter seiner Egide fast verdreifacht worden, hat aber auch die wachsenden kirchlichen Aufgaben zu bewältigen und die wirtschaftlichen Schwankungen zu verkraften. Mit viel Geschick führte er im Bistum die Stadt Würzburg zur höchsten Stiftungsdichte in Deutschland, ein Verdienst, der auch den von Bischof Paul-Werner ins Leben gerufenen „Solidaritätsfonds für Arbeitslose im Bistum Würzburg“ und die Initiative „Ein Dach überm Kopf“ umfasst.

Für Dr. Bauer spielte nicht nur wirtschaftliche Prosperität des Bistums eine große Rolle, sondern auch die damit verbundenen sozialen und kulturellen Verpflichtungen. Kompetent und engagiert hat er seine Möglichkeiten in der Verwaltung des finanziellen Haushaltes eingebracht, der jedes Jahr offengelegt und von unseren Gläubigen eingesehen werden kann. Darüber hinaus hat er den Haushaltsplan auf der Grundlage von Einnahmeschätzungen fast immer punktgenau bestimmt und im Diözesansteuerausschuss die uns anvertrauten Gelder kompetent und verantwortungsvoll dargelegt.

Adolf Bauer hat als Winzersohn in einer kirchlich engagierten Familie nicht nur eine gleichsam geburtsmäßige Nähe zum eucharistischen Geschehen mitbekommen, sondern auch eine gesunde Lebenseinsicht: Nicht mehr ausgeben als einnehmen. So drängte er bei allem notwendigen Engagement hinsichtlich zahlreicher kirchlicher Aktivitäten auch darauf, Rücklagen zu bilden – eine konsequente Maßnahme, die uns heute zugutekommt.

Seine Treue zur Kirche – auch und gerade in schweren Zeiten – zeigt sich in seinen vielen Kontakten, die er als eine Homo socialis und politicus auch zum Wohle der Kirche pflegt. Seine natürliche Lebensfreude, seine nimmermüde Energie, seine ständige Präsenz bauen zahlreiche Brücken im Miteinander und tragen sehr zum Ausgleich unterschiedlicher Interessen bei. Dafür und auch für Ihre Loyalität zu mir möchte ich Ihnen, lieber Herr Dr. Bauer, von Herzen danken.

Wir betrachten heute den Gang Mariens zu ihrer Cousine Elisabeth. Maria, gesegneten Leibes, macht sich auf den Weg. Obwohl sie an sich und das Kind in ihrem Schoß denken könnte, richtet sich Ihre Hilfsbereitschaft auf ihre Verwandte Elisabeth aus, die kurz vor der Geburt steht. Wie anstrengend die Reise dorthin war, vermögen wir nicht zu sagen. So problemlos wie heute wird es nicht gewesen sein. Die Heilige Schrift erwähnt davon nichts. Wohl aber spricht der biblische Bericht von der herzlichen Begegnung der beiden Frauen und vom dem im Schoße Elisabeths aufhüpfenden Johannes. Die Ehrerbietung, mit der die beiden Frauen einander begegnen, lassen Aufmerksamkeit und Wertschätzung füreinander als Konsequenz ihrer Gottverbundenheit aufscheinen.

Maria schenkt uns aufgrund dieser Begegnung das Magnifikat, den Lobpreis Gottes, der seither in unseren Gebeten nicht mehr verstummt ist.

Dieser Lobpreis hat es in sich: Gott schaut auf die Niedrigen, die in der Welt kaum beachteten Menschen. Er erbarmt sich der wirklich Frommen, sprich: der Gottesfürchtigen und zerstreut die, die eitel und hochmütig sind. Die Mächtigen stürzt er vom Thron, hebt dafür aber die Geringgeachteten empor. Die Hungernden sättigt er und lässt die Reichen leer ausgehen. Er ist der Getreue durch die Zeiten hindurch und erfüllt das, was er versprochen hat.

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn wir dieses Magnifikat Mariens ernst nehmen, haben wir schon die Grundeinsicht unseres Glaubens verinnerlicht: Alles was wir tun, ist eine Antwort auf die uns immer vorausgehende Liebe Gottes. Immer sollten wir sagen: „Wir sind unnütze Knechte!“ Gottes Augenmerk ist auf die Menschen gerichtet, die in den Augen der Welt nichts darstellen. Bei Gott haben die sich hier mächtig gerierenden Potentaten keine Zukunft. Der Auftrag an uns lautet: Kümmert euch um die, die eure Hilfe brauchen. Setzt eure ganze Energie zum Wohl und Heil der Armen und Schwachen ein.

Dies, lieber Herr Dr. Bauer, dürfen wir – ohne hier Ihre Heiligsprechung vollziehen zu wollen – doch auch von Ihnen sagen. Geradezu nimmermüde – und dies vielleicht manchmal auch auf Kosten Ihrer lieben Familie – haben Sie Ihr Augenmerk auf die Menschen gerichtet, die tatkräftiger Hilfe bedürfen – sei es als Bürgermeister der Stadt Würzburg, als Finanzdirektor des Bistums Würzburg, als Mitglied im Verband der Diözesen oder als Vorsitzender des Aufsichtsrates des Sankt Bruno Werkes – um nur einige Ihrer vielen ehrenamtlichen Aktivitäten anzusprechen. Sie haben alle Register gezogen, um phantasievoll und effizient das Geld der Kirche für sie einzusetzen. Deshalb dürfen wir voller Dankbarkeit Ihr fruchtbares Wirken in Gesellschaft und Kirche in dieses große Dankesopfer der Kirche hineinnehmen und uns allen aus der ersten Lesung aus dem Buch Zenfanjas zurufen lassen:

„Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der Rettung bringt. Er freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt, wie man frohlockt an einem Festtag.“ (Zef 3,17)

Amen.