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Krimi, Konzert und Kerzenlicht

Nacht der offenen Kirchen in Aschaffenburg lockt über 1200 Menschen an

Aschaffenburg (POW) Besucherrekord bei der dritten Nacht der offenen Kirchen in der Aschaffenburger Innenstadt: Am Vorabend des Pfingstfestes waren nach Schätzung der Veranstalter über 1200 Menschen in den Gotteshäusern unterwegs. Sie konnten bei einem bunten Programm verweilen, sich anregen lassen, zuschauen, zuhören und sich oft auch aktiv einbringen. Das Veranstaltungsteam um Bildungsreferent Michael Pfeifer hatte ein Programm zusammengestellt, bei dem es für jeden etwas zu entdecken gab.

Erstmals geöffnet war in diesem Jahr im Rahmen des Programms das Tahara-Haus. Es diente der jüdischen Gemeinde für die rituelle Waschung der Verstorbenen vor deren Bestattung. Der fast leere, mit Kacheln geflieste Raum durfte erst nach Schabbat-Ende um 22 Uhr geöffnet werden. Nur von Kerzenlicht erhellt und in die melodiösen, teilweise melancholischen Flötenklängen von Almut Steigerwald getaucht, konnten die Besucher eindringen in die Zeit, als es noch eine jüdische Gemeinde in Aschaffenburg gab. Besonders beeindruckt zeigten sich viele Besucher von einem Grabstein, der direkt neben dem Eingang des Tahara-Hauses von einer flackernden Fackel beleuchtet wurde. Nicht Menschen sind an dieser Stelle begraben, sondern die in der Reichspogromnacht 1938 geschändeten jüdischen Thorarollen.

Neuland entdecken – das Motto der Jugendkirche passte im doppelten Sinne: Neu war in diesem Jahr die Beteiligung der Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit an der Kirchennacht, und vieles Neues gab es in der Sandkirche zu entdecken. Den Aschaffenburgern eher als barocke Wallfahrtskirche bekannt, war der Kirchenraum an diesem Abend in völlig neuem Licht getaucht und zog nicht nur Jugendliche an. Nach einem Jugendgottesdienst konnte man bei einer Rallye den Kirchenraum neu entdecken oder dem Chor „Auftakt“ lauschen, der ein Konzert mit Neuem Geistlichen Lied gab.

Erfahrungen wurden groß geschrieben in der Herz Jesu-Kirche und im Kreuzgang der Stiftbasilika. Während die einen den Namen ihrer am Pfingstmontag neu zu gründenden Pfarreiengemeinschaft „Zum guten Hirten“ mit vielen kreativen Methoden entlang des Psalms 23 vorstellten, konnte man sich bei den anderen von Impulsen rund um den Heiligen Geist begeistern lassen. „Das hat mir heute Abend wirklich etwas gebracht. Danke für die Mühe, die ihr euch gemacht habt.“ Mit diesen Worten wurden die Vorbereitungsteams an diesen Stationen immer wieder belohnt.

Wer lieber zuhören wollte, konnte in der Krypta der Muttergottes-Pfarrkirche „Kriminalgeschichten aus der Bibel“ lauschen. Es handelte sich dabei um biblische Geschichten wie die von Kain und Abel, die das Verfehlen der Menschen ebenso schonungslos offen legen wie sie das heilvolle Handeln Gottes verdeutlichten. Der kalte, etwas unheimliche, nur von Kerzenlicht erleuchtete Raum unter der Kirche erwies sich dafür als idealer Ort. Zu hören gab es aber auch an anderen Orten so einiges: die evangelische Christuskirche hatte sich diesmal eher der modernen Kirchenmusik gewidmet, in der Muttergottes-Pfarrkirche spielte „Klezmusica“, vom Turm der Stiftsbasilika erklangen Melodien des Aschaffenburger Bläserkreises und in der Schlosskapelle gab es mystische Gesänge zu Trommelklängen. Dort kam auch das Auge nicht zu kurz: Barbara Bergmann-Hein und Mira Hein zeigten orientalisch angehauchten Ausdruckstanz.

Als ein spirituelles Zentrum erwies sich zum dritten Mal die Taizé-Kirche in Sankt Agatha. Den ganzen Abend über suchten dort zwischen ein- und zweihundert Menschen Stille und Sammlung in der mit hunderten von Kerzen geschmückten Kirche. Von dort aus ging es auch hoch hinaus: die Turmbesteigungen zur Glocke von 1478 mit Pater Arnold Hartlaub waren beide Male ausgebucht. An Kapazitätsgrenzen kamen auch die Führungen zum Stiftsschatz in der Stiftsbasilika. Zweimal drängten sich gut 60 Menschen in der Sakristei vor den silbernen Büsten von Sankt Peter und Alexander.

Die Nacht der offenen Kirchen hat zu viel Bewegung in der Aschaffenburger Innenstadt geführt. Es war zu beobachten, dass erfahrene Kirchennacht-Besucher inzwischen vermehrt auf das Fahrrad als Fortbewegungsmittel setzen, um noch ein paar Programmpunkte mehr mitmachen zu können. Andere ließen es gemütlich angehen. Schließlich konnte man im Bachsaal auch die Weinstube der evangelischen Kirche ansteuern und im Martinushaus in einem Bistro und einer Cocktailbar die Seele baumeln lassen. Dort wurden einem zu Caipirinha oder fair gehandelten Kaffee klerikale Barmusik mit schrägen Texten über Gott und die Welt vom Rektor Stefan B. Eirich und der Seelsorgerin in der Citypastoral, Eva Meder-Thünemann, serviert.

(2008/0629; E-Mail voraus)

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