Ein warmer Sommertag in Unterfranken, wie jede und jeder ihn im Gedächtnis hat, und wie wir ihn auch dieses Jahr schon erlebt haben. Die Sonne steht hoch, die Luft flimmert über dem Asphalt. In der Stadt staut sich wieder die Sommerhitze zwischen Mauern und Straßenbahnschienen, über den Main und die Weinränge weht ein heißer Luftzug. Und dann – plötzlich – Regen. Nicht das graue, kalte Nieseln im November, sondern dieser kräftige, duftende Sommerregen, der alles aufatmen lässt.
Manche Passanten flüchten unter die Vordächer der Geschäfte oder spannen hastig den Regenschirm auf. Andere bleiben einfach stehen. Lassen es regnen. Spüren das Wasser auf der Haut wie eine befreiende Dusche mitten im Alltag. Ein Moment, in dem die Welt kurz stillsteht.
Der Sommer zeigt sich in diesen Tagen in seiner ganzen Spannweite: von Licht und Wärme bis hin zur drückenden Schwere und lauten Ergüssen – und manchmal auch zur Erschöpfung und Entladung. Da tut es gut, wenn etwas durchatmen lässt. Ein Regenguss. Ein freier Tag. Ein Gespräch, das nicht geplant war. Oder einfach das Wochenende.
Auch in der Bibel ist Regen ein Symbol des Lebens und der Fürsorge. Der Prophet Jesaja schreibt: „Wie der Regen fällt und die Erde tränkt, damit sie Frucht bringt, so wird mein Wort sein: Es kehrt nicht leer zurück.“ (vgl. Jesaja 55,10–11)
Der Regen erinnert daran: Nicht alles liegt in unserer Hand. Wir können viel organisieren, planen, erledigen – aber Wachstum, echte Ruhe, innere Erneuerung… das kommt oft leise. Unerwartet. Wie ein Sommerregen.
In einem Onlineforum mit schönen Sprüchen habe ich so oder ähnlich mal gelesen: „Regentopfen sind Küsschen aus dem Himmel, die sich auf den Weg zu dir gemacht haben.“
Vielleicht ist das genau die Einladung dieses Wochenendes: nicht noch mehr zu tun, sondern einmal loszulassen. Die Füße hochlegen. Den Himmel anschauen. Sich vom Himmel küssen lassen. Und dankbar sein für alles, was einfach da ist: das Leben, der Sommer, die Stille.
In diesem Sinne: ein gesegnetes Wochenende – mit Sonne, Segen und Sommerregen.
Autorin: Yvonne Meier, Diakonin und Sozialarbeiterin, Bildungsreferentin im Schröderhaus, Öffentlichkeitsarbeit des Dekanates.