Würzburg/München (POW) Neun Jahre war Dr. Ralph Neuberth (39) von 1999 bis 2008 Landesseelsorger der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Bayern und Landjugendseelsorger für Bayern. Zum 31. August 2008 scheidet er aus dem Amt. Der promovierte Pastoralreferent stammt aus Eltmann im Landkreis Haßberge, baute am Regiomontanus-Gymnasium in Haßfurt sein Abitur und leistete Zivildienst an der Caritas-Sozialstation Haßfurt. Von 1990 bis 1995 studierte er Katholische Theologie in Würzburg. Anschließend war er Pastoralassistent und -referent und promovierte im Fach Neues Testament an der Universität Würzburg zum Thema „Demokratie im Volk Gottes? Untersuchungen zur Apostelgeschichte“. Außerdem war er von 1992 bis 1999 Diözesanvorsitzender des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in Würzburg. Im folgenden Interview blickt er auf seine Zeit als KLJB-Landesseelsorger zurück und spricht über Perspektiven einer Jugendarbeit am Land.
POW: Nach neun Jahren scheiden Sie aus dem Amt des Landesseelsorgers der KLJB Bayern. Gehen Sie gerne? Welche Gedanken begleiten Sie angesichts des Abschieds von der Landjugend?
Dr. Ralph Neuberth: Es fällt mir nicht leicht, diese Aufgabe, die mich in den vergangenen neun Jahren ausgefüllt hat, nun abzugeben. Von daher gehe ich nicht gerne, denn es war eine wunderbare Zeit. Andererseits ist eine solche Veränderung immer auch eine Chance – für einen selbst, aber auch für den Verband: neue Ideen kommen ins Spiel, neue Gesichter, neue Impulse. Und das hält in Bewegung. Ich habe den Eindruck, genau den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören getroffen zu haben, und bin mir sicher, dass die KLJB in Bayern für die Zukunft bestens gerüstet ist.
POW: Was bleibt besonders in Erinnerung beim Blick auf die Jahre bei der KLJB?
Neuberth: Es gab unzählige Themen und Projekte, die die Arbeit geprägt haben. Zwei davon will ich herausgreifen: Im Jahr 2005 war das 30. Jubiläum des Synodenbeschlusses „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“ der Anlass, die Meilensteine, die dieses Papier für die Jugendpastoral formuliert hat, zu beleuchten und ihre bleibende Bedeutung zu fokussieren: das diakonische Verständnis von Jugendarbeit, die Freiheit respektiert und Mündigkeit fördert. Darin liegt mein persönliches Credo eigentlich für das gesamte pastorale Tun. Und ganz aktuell hat die KLJB ein Projekt „K gewinnt – GlaubensFragen wagen“ gestartet, mit dem es gelingt, auf der Basis eines eigens entwickelten Spiels die Auseinandersetzung Jugendlicher mit Glaubens- und Kirchenfragen zu fördern (www.k-gewinnt.de). Das waren sicherlich zwei Highlights. Aber auch die vielen Werkbriefe, die wir als Arbeitshilfen für die Jugendarbeit zu den verschiedensten Themen verfasst haben – ich nenne nur „jugendliche liturgien“, „GlaubensFragen“ und „Ökumene“ – und die sich großer Beliebtheit erfreuen. Am nachdrücklichsten bleiben aber die Menschen in Erinnerung: das starke Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen an der Landesstelle und in den Diözesen, vor allem auch die Ehrenamtlichen, die mit tollen Kompetenzen und viel Herzblut so einen Verband zu dem machen, was er ist. Mit solchen Ehrenamtlichen zusammenzuarbeiten ist ein echter Genuss.
POW: Wie stark konnten Sie die vor neun Jahren gesetzten Ziele umsetzen?
Neuberth: Ich hatte eigentlich keine fest gefassten Ziele. Mein Vorsatz war damals, auf das zu schauen, was Not tut, was gefordert ist, dann im Team mit den Vorstandskollegen gemeinsame Ziele zu diskutieren, zu verabreden und umzusetzen und meine Erfahrungen und Fähigkeiten dabei mit einzubringen. Das war eine Maxime, mit der ich in den Jahren dazu beitragen konnte, das ein oder andere zu bewegen.
POW: Über welches erreichte Ziel freuen Sie sich besonders?
Neuberth: Auch wenn das gar kein so ausdrücklich formuliertes Ziel war: Es hat mich bei meiner Verabschiedung mit am meisten gefreut zu hören, dass ich mit meiner Art dazu beitragen konnte, Glaube als befreiende und „gewinnbringende“ Kraft erlebbar zu machen und Kirche als eine Heimat, in der man sich offen und frei einbringen kann und wenn nötig auch mit Freimut für seine Überzeugungen einstehen kann.
POW: Welche Erfahrungen aus dem Heimatbistum Würzburg haben Ihre Arbeit auf Landesebene bestimmt?
Neuberth: Im Nachhinein betrachtet sind es natürlich die vielfältigen Erfahrungen, die ich in der Jugendverbandsarbeit als BDKJ-Diözesanvorsitzender sammeln konnte; eine Art von Jugendarbeit, die geprägt war vom Geist von Konzil und Synode: diakonisch verstanden als ein Zugehen auf die Menschen, als Hören auf ihre Fragen und als gemeinsames Suchen, was das Evangelium dazu zu sagen hat. Geprägt hat mich in den Würzburger Jahren sicher auch die gute Zusammenarbeit mit der Bistumsleitung, allen voran mit Bischof Scheele und Generalvikar Hillenbrand. Da hatte die Jugendarbeit Freiräume zum Gestalten, und es war gut möglich, unterschiedlicher Meinung zu sein und über die eine oder andere Frage auch kontrovers zu diskutieren – ohne negative Konsequenzen. Dieser Geist der Freiheit hat mich geprägt. Und er ist in unserer Kirche alles andere als selbstverständlich.
POW: Wie hat Sie persönlich diese Aufgabe verändert? Wie wurden Sie von der Landjugend geprägt?
Neuberth: Zum einen habe ich unglaublich viel gelernt: Leitungsverantwortung für einen großen Jugendverband und seine Landesstelle, Projekte und Themen bearbeiten, Lobby- und Kontaktarbeit und vieles mehr – wirklich jede Menge! Geprägt hat mich dabei die Bodenständigkeit und Ehrlichkeit, die ich als Markenzeichen der KLJB erlebt habe. Das ist eine gute Herausforderung für einen Theologen: das, was es zu sagen gibt, klar, verständlich und lebensnah rüber zu bringen, in einer geerdeten Theologie, zu der ganz selbstverständlich auch das gesellschaftliche und politische Engagement gehört.
POW: War es schwierig, als Nichtpriester Landesseelsorger der KLJB zu sein?
Neuberth: Eigentlich war das gar nicht schwierig. Alle meine Vorgänger waren Priester, von daher brauchte es natürlich am Anfang etwas Zeit, diese Veränderung wahrzunehmen und zu gestalten. Aber das ging recht problemlos, und ich erfuhr in all der Zeit hohe Akzeptanz von fast allen Seiten. Eine Schwierigkeit bleibt natürlich, dass ich von vielen jungen Menschen in der KLJB als Seelsorger gefragt war, mir aber alle sakramentalen Vollzüge nicht zustehen. Da gibt es bisweilen Bruchstellen. Ein weiteres Phänomen ist die Wirkung nach außen: Man kann sich ja viele Gedanken zu den richtigen „Titeln“ für einen Nichtpriester in einem solchen Amt machen. Aber für viele Kooperationspartner, vor allem in der Politik, war ich einfach immer ganz selbstverständlich „der Herr Landjugendpfarrer“. Und ich muss gestehen, dass ich es schnell aufgegeben habe, unsere innerkirchlichen Titel-Differenzierungen zu erläutern und mich stattdessen lieber auf die gerade anstehenden Inhalte und Fragen konzentriert habe.
POW: Welche Jugendlichen stehen heute hinter dem Wort „Landjugend“?
Neuberth: In Bayern stehen dahinter etwa 25.000 Mitglieder der KLJB und noch eine ganze Menge mehr, die über die Angebote des Verbands erreicht werden. Jugendliche, die mit den besonderen Herausforderungen des ländlichen Raumes konfrontiert sind, zum Beispiel den weiten Wegen zur Schule oder zum Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Jugendliche, die aber gegenüber ihren Altersgenossen in den Städten auch große Pluspunkte für sich verbuchen können, beispielsweise das starke soziale Potential, das heißt die Beheimatung und Einbindung in die Dörfer, die sich mit einer hohen Bereitschaft zum Engagement in Vereinen und Verbänden und zur Mitgestaltung des eigenen Ortes verbindet.
POW: Wie hat sich das Verhältnis der Landjugend zur Kirche in den vergangenen Jahren verändert und weiterentwickelt?
Neuberth: Viele Landjugendliche fühlen sich weiterhin der Kirche und ihrer Gemeinde vor Ort verbunden. Sie tragen das kirchliche Leben mit und auch seine Traditionen. Zugleich ist bei einigen eine wachsende Entfremdung von der Institution wahrzunehmen. Die Gesichter und Personen, die Kirche positiv verkörpern, sind eher weniger geworden – auch vor Ort. Bestimmte Traditionen und Positionen der Kirche sind schwer nachvollziehbar, weil sie aus ihrer Sicht nicht wirklich begründet werden, weil eher auf Vorgaben, Gebote oder Verbote gesetzt wird als auf das offene Gespräch. Auf diese Weise gehen positive Bindungen zur Kirche verloren oder werden zumindest gefährdet.
POW: Wie hat sich deren Beziehung zur Politik verändert?
Neuberth: Jugendliche im ländlichen Raum setzen vor allem auf Kommunalpolitik. Hier sind aktive oder ehemalige Verantwortliche aus der KLJB auch stark vertreten, zum Beispiel in den Gemeinderäten. Ganz ähnlich gilt das übrigens auch für Pfarrgemeinderäte. Die KLJB hat ein sehr wertorientiertes, ökologisches Profil. Von daher wäre eine schwarz-grüne Koalition für viele die Regierung ihrer Wahl. Im Landesverband bestehen sehr gute Kontakte zu allen Parteien im Landtag sowie zu den Ministerien, vor allem dem Landwirtschaftsministerium. Das hohe Ansehen, das die Arbeit der Landjugend genießt, zeigt sich auch darin, dass alle Fraktionen im Landtag sich dafür eingesetzt haben, die Förderung der Landjugendarbeit im Zuge einer Gesetzesnovelle im Jahr 2006/2007 weiterhin fest zu verankern und sogar etwas zu steigern. Das ist natürlich ein tolles positives Feedback für unsere Arbeit.
POW: Wo liegen die besonderen Interessen der KLJB im 21. Jahrhundert?
Neuberth: Aus meiner Sicht ist die KLJB bestens für die Zukunft gerüstet. Drei Schwerpunktfelder machen seit einigen Jahren das Profil der KLJB-Arbeit aus und werden von der Landjugend intensiv „beackert“. Und nach und nach zeigt sich, wie zukunftsweisend diese Themen sind: das anfangs oftmals als grünes Spinnerthema belächelte Engagement im Bereich Ökologie und erneuerbare Energien ist heute in aller Munde. Genauso ist es mit der Gestaltung des ländlichen Raumes und einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Auch im Feld der internationalen Gerechtigkeit, die die KLJB durch ihre Partnerschaft mit der Landjugend im Senegal seit nunmehr 50 Jahren beschäftigt, ist es so: Heute haben viele erkannt, dass die Fragen eines gerechten Welthandels, einer fairen Verteilung der Güter und Lebenschancen überlebensnotwendige Herausforderungen für alle sind. Und genau die Gerechtigkeitsfrage wird meines Erachtens eine zentrale Frage des 21. Jahrhunderts sein: Gerechtigkeit heute in unserer Gesellschaft und weltweit und Gerechtigkeit gegenüber künftigen Generationen – Stichwort: Bewahrung der Schöpfung.
POW: In Ihrer Amtszeit wurde viel über Landpastoral diskutiert. Wie kann Kirche auf dem Land präsent bleiben und wie sollte Sie vor allem in der Jugendarbeit am Land wirken?
Neuberth: Hier sind wir nun bei einem weiteren zentralen Profilthema der KLJB. Leider sind in diesem Bereich die Ideen und Impulse der KLJB noch nicht so weit vorgedrungen, wie dies im gesellschaftlichen Bereich möglich wurde. Das Thema Landpastoral hat zwar eine deutlich wachsende Aufmerksamkeit erfahren, aber die Praxis in den Diözesen ist eher ernüchternd. Die Schaffung von Seelsorgeeinheiten steht in der Gefahr, das kirchliche Leben auf dem Land zu schwächen. Statt Regionen oder „Territorien“ nach der Zahl der vorhandenen Priester zu bestimmen, ist der Ansatz der KLJB eher umgekehrt: das Leben der Kirche vor Ort, die Potentiale der Engagierten nutzen, auch Kooperationen in der Region voran bringen, aber doch auch mit Personen und Gesichtern vor Ort präsent bleiben. Und wenn das die Priester nicht mehr leisten können, müssten eben auch Laien und Ehrenamtliche mehr Verantwortung übertragen bekommen, aber natürlich auch mehr Kompetenzen, zum Beispiel durch gestärkte, demokratische Mitwirkung.
POW: Welche Chance hat Jugendarbeit auf dem Land in neuen, größeren Seelsorgestrukturen?
Neuberth: Neue Chancen sehe ich eigentlich keine. Denn Jugendarbeit funktioniert seit vielen Jahren durch ein gutes Zusammenspiel von „vor Ort“ und „in der Region“. Vor Ort bestehen Gruppen und Treffs, Räume und Ansprechpartner, in der Region gemeinsame Angebote, vor allem Bildungs- und spirituelle Angebote. Aus der Jugendarbeit könnten zukünftig noch viel mehr qualifizierte Ehrenamtliche kommen, die das kirchliche Leben vor Ort mit tragen und prägen. Aber das wird nur gehen, wenn man ihnen auch Kompetenzen zugesteht, ihre Ideen ernst nimmt, sie Neues wagen lässt und sie nicht als Gehilfen des Pfarrers oder der Hauptamtlichen der „Seelsorgeeinheit“ missversteht oder vielleicht muss man sogar sagen: missbraucht.
POW: Welche negativen Folgen bringen große Seelsorgeeinheiten für die Jugendarbeit am Land mit sich?
Neuberth: Tatsächlich zeigen Studien, dass es Jugendliche außerordentlich schätzen und wünschen, dass Angebote der kirchlichen Jugendarbeit vor Ort gemacht werden. Natürlich nutzen sie auch gerne bestimmte Angebote in der Region. Aber mobil sind sie durch Schule oder Ausbildung gezwungenermaßen schon genug. Sie wollen auch die Verortung in den Gruppen und Räumen im Dorf. Und zu dieser Beheimatung gehören Gesichter und Personen, die Kirche in positiver Weise verkörpern, die Räume und Freiräume anbieten. Wenn diese Basis vor Ort schwindet, gefährdet man auch eine wichtige Basis für die Jugendarbeit.
POW: Wie wichtig sind Ehrenamtliche als geistliche Leiter von Ortsverbänden der KLJB?
Neuberth: Genau deshalb sind diese Ehrenamtlichen so wichtig. Weil es Personen sind, die Glaube und Kirche im Verband vor Ort verkörpern können. Früher haben das ganz selbstverständlich Kapläne oder andere Hauptamtliche übernommen. Heute fehlen sie. Stattdessen bildet die KLJB erfahrene Ehrenamtliche für diese Aufgaben aus. In einigen Bistümern funktioniert das schon recht gut, anderswo gibt es noch Entwicklungspotential.
POW: Welche Zukunft hat kirchliche Jugendverbandsarbeit, besonders auf dem Land?
Neuberth: Meiner Meinung nach eine gute. Ich nehme entgegen aller Unkenrufe eine stabile Bereitschaft zum Engagement bei Jugendlichen wahr, und auch die Bereitschaft zu einer verbindlichen Mitgliedschaft ist im ländlichen Raum kaum zurückgegangen. So lange die KLJB so ein klares Profil hat, so deutlich für ihre Themen steht und für den ländlichen Raum, sehe ich ihre Zukunft sehr positiv. Eine große strukturelle Herausforderung stellt allerdings die Veränderung des Schulsystems dar. Gerade auf dem Land, wo die Fahrtwege teilweise beträchtlich sind, müssen Konzepte von Ganztagsschule oder -betreuung ein Mindestmaß an Freiraum für Kinder und Jugendliche wahren. Konkret heißt das: Spätestens um 16 Uhr muss Schule inklusive aller ihrer Verpflichtungen wie Hausaufgaben abgeschlossen sein, und neben dem Freitag sollte ein weiterer Nachmittag generell frei sein. Denn gerade auf dem Land sind allein schon von den Entfernungen her die Chancen der Kooperation von Jugendarbeit und Schule sehr begrenzt. Und davon abgesehen, halte ich viel davon, die Zeit Jugendlicher nicht komplett zu verplanen und zu verzwecken.
POW: Von welcher Kirche träumen Jugendliche heute? Träumen Sie überhaupt noch von einer Kirche der Zukunft?
Neuberth: Träumen ist vielleicht nicht mehr das richtige Wort. Jugendliche sind meiner Erfahrung nach hoch interessiert an religiösen Fragen, an spirituellen Angeboten. Nur müssen diese auch eine gewisse Qualität aufweisen und den Jugendlichen Freiheit und Mündigkeit zutrauen. Jugendliche messen dabei sehr, sehr vieles an der Glaubwürdigkeit der Personen. Sie fragen nicht primär nach der Kirche als Institution. Aber sie machen mit Vertretern der Institution leider immer wieder schlechte Erfahrungen. Wie oft erzählen mir Engagierte aus der KLJB, wie ihre Ideen und Vorschläge, zum Beispiel für eine Gottesdienstgestaltung, von Pfarrern oder anderen Hauptamtlichen regelrecht in die Mangel genommen werden. Da geschieht wirklich reine Demotivationsarbeit! Und ich frage mich: Warum ist es so schwer, Vorgeschriebenes, Geregeltes und Übliches für einen Moment zurückzustellen und ohne Vorbehalte auf das Interesse, die Fragen, die Motivation Jugendlicher zu schauen? Wer das für nur einen Moment zulässt, gewinnt den Kontakt von Mensch zu Mensch. Und dann kann etwas geschehen.
POW: Was sollte die Kirche an ihrem Image verbessern, um bei der Jugend an Attraktivität zu gewinnen?
Neuberth: Es wäre zu wenig, nur das Image aufzupolieren. Es kommt darauf an, sich den Fragen Jugendlicher zu stellen und sich dadurch selber in Frage stellen zu lassen; einfach von den Fragen, die das Leben aufwirft. Dazu braucht es Menschen, Seelsorgerinnen und Seelsorger, die es verstehen, diese Fragen mit dem christlichen Glauben in Dialog zu bringen. Das gelingt nicht, wenn einer einfach einen fertigen Glauben weitergeben will oder gar Vorgaben von oben nach unten durchreicht. Es braucht die Offenheit und den Freimut, festgefasste kirchliche Antworten auf ihre Tragfähigkeit zu prüfen. Besonders schwierig ist das meiner Erfahrung nach immer noch in Fragen der Sexualmoral und allen Fragen, die sich um Veränderungen in der Kirche drehen, sei es die Rolle von Frauen oder der Wunsch nach mehr demokratischer Mitbestimmung in der Kirche. Ich bin davon überzeugt, dass Kirche viel Gutes bewirken kann – nicht nur in der Jugendarbeit –, wenn sie sich diesen Fragen offen stellt und bereit ist, ihre Positionen ernsthaft in Frage stellen zu lassen.
POW: Wie lautet Ihr persönliches Fazit nach neun Jahren Landesseelsorger der KLJB?
Neuberth: Es waren neun wunderbare Jahre, die ich nie vergessen werde!
POW: Wie sieht Ihre weitere berufliche Zukunft aus?
Neuberth: Im Herbst werde ich eine neue Aufgabe als Dozent für Management und Selbstkompetenz am Institut für Jugendarbeit in Gauting antreten und versuchen, meine Erfahrungen und Kompetenzen dort einzubringen und anzubieten.
(3408/1000; E-Mail voraus)
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