Würzburg/Schweinfurt (POW) Sehr lebendige Gemeinden haben Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Weihbischof Ulrich Boom bei ihrer Visitation des Dekanats Schweinfurt-Nord erlebt. Es sei eine große Bereitschaft für die Errichtung der Pfarreiengemeinschaften zu spüren gewesen. „Natürlich wurden auch die Sorgen vor allem der kleinen Pfarrgemeinden an mich herangetragen, diese könnten in einer großen Pfarreiengemeinschaft ihre Eigenständigkeit verlieren“, sagte Bischof Hofmann in einem Interview mit dem Schweinfurter Tagblatt vom 8. April. Weihbischof Boom berichtete gegenüber POW von ähnlichen Erfahrungen: „In den kleinen Gemeinden ist eine große Lebendigkeit zu spüren. Man hilft sich gegenseitig. Es gibt aber auch viele Fragen, wie es weitergehen soll.“
Bischof Hofmann berichtete in dem Interview von Ängsten in den kleinen Orten, dass sich auch die Kirche aus der Dorfgemeinschaft zurückziehe. Auch sei man in Sorge um die Zukunft kleiner Schulen und Kindergärten. „Diese großen Sorgen der Menschen gerade im ländlichen Raum müssen wir als Kirche sehr ernst nehmen und alles tun, damit Kirche vor Ort lebendig bleibt. Die Bereitschaft vieler Ehrenamtlicher in unseren Pfarreien ist sehr groß, und ich kann dieses Engagement immer wieder nur würdigen.“ Deutlich machte der Bischof, dass an der Bildung der Pfarreiengemeinschaften kein Weg vorbeiführe. Es gebe zu wenige Priester, aber auch zunehmend weniger Gläubige, die aktiv in der Gemeinde ihren Glauben lebten und Gemeinde mitgestalteten. In einer Pfarreiengemeinschaft könnten einzelne Gemeinden ihre Charismen und besonderen Fähigkeiten herausstellen und fruchtbar machen. Entscheidende Aufgabe nach der Errichtung der Pfarreiengemeinschaften sei es, die neuen Strukturen spirituell zu füllen. „In einer Pfarreiengemeinschaft sollen sich Gemeinden gegenseitig ergänzen und aufbauen.
Weihbischof Boom sprach sich für eine Vielfalt der Gottesdienste aus. Wichtig seien außerdem verlässliche Zeiten und Orte für die Gottesdienste. Beeindruckt zeigte er sich vom Engagement vieler Erwachsener, besonders der Frauen, in der Sakramentenkatechese. Der ehrenamtliche Einsatz sei sehr groß. „Die Gemeinden leben von den Ehrenamtlichen“, waren sich beide Bischöfe einig. Doch könnten die Ehrenamtlichen die Hauptamtlichen nicht ersetzen. „Das Ehrenamt fängt vieles auf, was früher familiäre Strukturen geleistet haben“, sagte Weihbischof Boom. Weiter wies er besonders auf die nach wie vor tiefe Verwurzelung der Menschen in ihren Heimatorten hin – auch wenn sie beruflich weltweit tätig seien. Im Dekanat Schweinfurt-Nord wirke sich der nahe Wirtschaftsraum Schweinfurt positiv auf die umliegenden Orte aus und halte auch junge Leute am Land.
Deutlich machten Bischof Hofmann und Weihbischof Boom, wie wichtig die Bereitschaft Jugendlicher sei, sich in der Kirche zu engagieren. „Wenn ich auf die große Schar der Ministrantinnen und Ministranten blicke, wenn ich sehe, wie viele Jugendliche sich in den Blaskapellen der Dörfer engagieren und damit ja auch kirchliches Leben mitgestalten, so ist dieses Engagement nicht hoch genug zu würdigen“, sagte der Bischof. Weihbischof Boom erinnerte besonders an den Gottesdienst in Schwemmelsbach, wo allein die Ministrantenschar ein Drittel des Gotteshauses füllte. Um junge Menschen für den Priesterberuf und für andere Seelsorgeberufe künftig gewinnen zu können, sei Jugendarbeit von zentraler Bedeutung, betonte Bischof Hofmann. Sie werde künftig aber in größeren Räumen als dem Gruppenraum im Gemeinschaftshaus eines Dorfes ablaufen. „Hier besteht eine große Chance für unsere Pfarreiengemeinschaften, Jugendarbeit aufzubauen und junge Menschen für die Kirche zu begeistern.“
Sehr intensiv erlebte Weihbischof Boom die Gespräche mit den Kommunionkindern und deren Eltern. Sehr beeindruckt zeigte er sich von den Gesprächen mit Schülern und Lehrern der Förderschule in Schwebheim. Wichtig sei es, benachteiligte junge Menschen in den Blick zu nehmen und zu stärken. Als Änderung für künftige Visitation schlug Weihbischof Boom vor, eine Pfarreiengemeinschaft komplett von einem Bischof visitieren zu lassen. Wichtig sei es, bei den Treffen mit Räten, Gruppen und Gremien den Glauben zur Sprache zu bringen. „Die Bischöfe können die Gläubigen im Glauben stärken, gleichzeitig ermutigt uns Bischöfe das Glaubenszeugnis in den Gemeinden.“
Als wichtige „Hausaufgaben“ nannten die Bischöfe die Besetzung vakanter pastoraler Stellen, die Unterstützung anstehender Kirchenrenovierungen, die Stärkung der Ehrenamtlichen und die spirituelle Begleitung der neuen Pfarreiengemeinschaften. Gleichzeitig betonte Bischof Hofmann gegenüber POW, dass er an das zuständige Ministerium in München schreiben und sich für weitere Hilfen für betroffene Familien im Altlastenviertel in Schonungen einsetzen werde. „Die Menschen vor Ort haben derzeit viele Sorgen: vom Erhalt ihres Arbeitsplatzes über eine gute Zukunft für ihre Kinder bis hin zur Frage nach den künftigen Weg ihrer Gemeinden. Ich hoffe, dass Weihbischof Ulrich Boom und ich den Menschen im Dekanat Schweinfurt-Nord Mut machen konnten und diese trotz vielfältiger Probleme hoffnungsfroh in die Zukunft gehen können: Denn Christus geht mit uns – besonders in Krisenzeiten, wie wir sie heute in Kirche und Gesellschaft erleben“, bekräftigte Bischof Hofmann.
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