Würzburg (POW) Mit der Schule der Zukunft auseinandergesetzt haben sich rund 80 Frauen beim zehnten Kolping-Frauentag im Würzburger Kolping-Center Mainfranken. Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Landtagsabgeordnete Simone Tolle vom Ausschuss Bildung diskutierten mit den Teilnehmerinnen Probleme, die vom Kindergartenalter bis zum achtstufigen Gymnasium reichten.
Zum Thema Kindergarten betonte Stamm die Bedeutung von Sprachförderung. Sie wisse darum, dass es mehr Personal in vorschulischen Einrichtungen braucht. Tolle sprach sich für mehr Verfügungszeit für Vor- und Nachbereitung das Personal aus. Einig waren sich die Politikerinnen und die Frauentags-Teilnehmerinnen, dass es nicht darum gehen dürfe, Kinder unter wirtschaftlichen Aspekten zu betrachten. Es gelte, Talente zu entdecken und fördern. Auch die Träger hätten Verantwortung für gelingende Arbeit in ihren Kindergärten.
Viele Mütter berichteten von massivem Übergangs-Druck, der auf den Kindern in der 4. Klasse laste. „Mindestens auf die Realschule“ müssen es die Kinder schaffen – wobei hier eine Frau wohltuend für alle anführte, dass ihr Enkel mit einem guten Quali auch eine Lehrstelle als Systemelektriker finden konnte. Ein guter Quali sei mitunter aussichtsreicher als ein schlechter Realschulabschluss. Simone Albert, Beratungsrektorin am staatlichen Schulamt Bad Kissingen, sprach sich für die erfolgreich angebotenen Praxistage in Betrieben in Kooperation mit der Hauptschule aus. Sabine Pfeifer, stellvertretende Leiterin der Kolping-Berufsschule in Würzburg, appellierte, Angebote zur vertieften Berufsvorbereitung wahrzunehmen. Am Kolpingförderzentrum mache man momentan gute Erfahrungen mit der Berufseinstiegsbegleitung (BEREB), wo durch Sozialpädagogen eine Betreuung bis über die 9. Klasse hinaus erfolge. Tolle warb für Gemeinschaftsschulen nach skandinavischem Vorbild, bei dem die Wege sich erst nach der 9. Klasse trennten. Um die Durchlässigkeit des momentanen Schulsystems sei es ihrer Meinung nach nicht besonders gut bestellt, der Weg sei anstrengend und langwierig.
Von der zeitlichen Belastung als G8-Schüler berichtete Max Sauer von der Kolpingjugend, der nächstes Jahr zum ersten Abiturjahrgang des achtstufigen Gymnasiums gehören wird. Er kritisierte die immense Stofffülle. Lehrer hätten nicht genug Zeit, sich gut vorzubereiten. Für Freizeit oder Gruppenstunden für die Kolpingjugend bliebe ihm, aber auch vielen Gruppenstundenkindern nur noch der Samstag übrig, sagte Sauer. Gymnasiallehrerin Anna Geiger erklärte, es sei positiv, dass nun die mündliche Benotung mehr ins Gewicht falle. Unter anderem gebe es nun auch mündliche Schulaufgaben. Die Einrichtung des G8 kam laut Landtagspräsidentin Stamm nur aufgrund einer sehr knappen Entscheidung zustande. Die Umsetzung sei zu schnell begonnen worden. „Hier hätte man sich mehr Zeit lassen müssen, anstatt die Kinder als Versuchskaninchen ins Rennen zu schicken.“ Insbesondere bekräftigte sie, dass man nun bei der Lehrerbildung ansetzen müsse.
Nach der von Petra Langer, Hörfunkredakteurin des Bistums Würzburg, moderierten Talkrunde war Zeit, sich untereinander auszutauschen. Der Chor ‚Tonart’ aus Stetten begeisterte mit einem Mix aus spirituellen Liedern. Mit einer Wortgottesfeier mit Pastoralreferentin Marion Mack endete der Frauentag. Die Kollekte ging an das Antonia-Werr-Zentrum in Schweinfurt und konnte vor Ort an die Gesamtleiterin Schwester Agnella Kestler übergeben werden. Mit zehn roten Rosen bedankte sich der Arbeitskreis Frauen bei Dorothea Schömig, Diözesanvorsitzende und Leiterin des Arbeitskreis Frauen, ohne die es die letzten zehn Frauentage so nicht gegeben hätte. Der nächste Frauentag ist für den 19. März 2011 geplant.
(1010/0343; E-Mail voraus)
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