„Weltweit stehen Kleinbauern, Landarbeiter und überhaupt die
ländliche Bevölkerung vor ähnlichen Problemen“, berichtet Scharl von seinen
Erfahrungen. „Die Landwirte erhalten immer weniger Geld für ihre Produkte, Höfe
müssen aufgegeben werden, international tätige Großkonzerne kaufen das Land
auf, vertreiben die Familien. Meist werden dann riesige Monokulturen für den
Export ins Ausland errichtet.“ Gewinnmaximierung sei das einzige Ziel der
Konzerne, während gleichzeitig nicht mehr ausreichend Nahrung für die einheimische
Bevölkerung vorhanden sei, sagt Scharl. Derzeit hungern nach offiziellen
Schätzungen weltweit ungefähr 856 Millionen Menschen. Drei Viertel von ihnen
leben in ländlichen Gebieten, wo eigentlich die Nahrung produziert wird und das Land noch vor einigen Jahrzehnten genug für die Menschen hergab. „Junge
Menschen ziehen in die Städte, nur die Alten bleiben in den Dörfern zurück.
Böden und die natürliche Umwelt werden zerstört. Die Qualität der in
Massenproduktion hergestellten Nahrungsmittel wird zunehmend schlechter und
bedroht die Gesundheit der Verbraucher“, erläutert Scharl.
Vor 42 Jahren wurde die FIMARC unter maßgeblicher Beteiligung der Katholischen Landvolkbewegung Deutschlands (KLB) gegründet, um der ländlichen Bevölkerung und den bäuerlichen Familienbetrieben weltweit eine Stimme zu geben. Heute sind 68 nationale Bewegungen von Bauern und ländlicher Bevölkerung aus Afrika, Süd- und Nordamerika, Asien und Europa in der FIMARC zusammengeschlossen oder stehen in engem Kontakt zu ihr. Die FIMARC fördert den Austausch der lokalen Gruppen, organisiert internationale Seminare und führt Kampagnen für fairen Handel durch, so etwa zur Zeit eine Kampagne für gerechtere Preise für Produzenten von Kaffee. Sie beteiligt sich gemeinsam mit vielen anderen Nicht-Regierungs-Organisationen an weltweiten Kampagnen gegen ungerechte Welthandelsstrukturen, an Weltsozialforen und an Demonstrationen. Sie arbeitet in vielen internationalen Gremien mit, unter anderem als beratendes Mitglied in der Menschenrechtsorganisation der Vereinten Nationen in Genf, bei der UNESCO in Paris und als Beobachter in der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen in Rom.
Ein Ziel der FIMARC ist es, gemeinsam mit anderen Organisationen den Menschen weltweit bewusst zu machen, dass diese Entwicklung nicht ein naturgegebenes Schicksal ist, sondern Folge von politischen Entscheidungen, die ausschließlich auf Liberalisierung der Märkte setzen ‑ ohne Rücksicht auf die Menschen, auf die Umwelt und die unterschiedlichen regionalen kulturellen und landwirtschaftlichen Traditionen und Gegebenheiten. Die FIMARC möchte dagegen mit der Katholischen Soziallehre das Wohl der einzelnen Menschen und das Gemeinwohl in den Vordergrund stellen und fordert das Recht auf ausreichende Nahrung für alle sowie auf „Ernährungssouveränität“. „Das heißt: die Menschen vor Ort sollen selbst entscheiden können, welche Produkte sie in ihrer Region anbauen, verarbeiten und konsumieren möchten. Dazu können die Verbraucher in jedem Land ihren Beitrag leisten“, betont Scharl. Sie müssten bewusster entscheiden, welche Lebensmittel sie essen, und vor allem wieder mehr regionale und fair gehandelte Produkte kaufen.
(2406/0867; E-Mail voraus)
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