Würzburg (POW) Er ist ein Garant für volle Säle und Gotteshäuser. Und so lockte der bekannte Benediktinerpater Dr. Anselm Grün auch am Mittwochabend, 28. November, so viele Zuschauer in die Würzburger Pfarrkirche Sankt Johannes in Stift Haug, dass nicht ein Platz mehr frei blieb. Erwachsene aller Altersklassen waren vertreten, auch einige Pärchen saßen in den Bänken. Mit großer Aufmerksamkeit lauschten sie Grün, der zum Thema „Beziehungen – Biotope der Hoffnung?“ sprach.
Sehr besinnlich war die Stimmung bei der Benefizveranstaltung, zu der die Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Würzburg eingeladen hatte. So ertönte zu Beginn im abgedunkelten Kirchenraum meditative Orgelmusik bei Kerzenschein. Mit viel Beifall begrüßten die Zuschauer den Bestseller-Autor, der in seinem Vortrag die Gefährdungen einer Beziehung thematisierte. „Jede Liebe hat verzaubernde und verletzende Momente. Erfüllung und Enttäuschung gehören zu einer Beziehung dazu", sagte Grün. Anhand verschiedener Beispiele aus der Bibel und der Praxis machte der Benediktiner deutlich, dass zu hohe Erwartungen an den Partner eine Beziehung gefährden können. Jeder brauche Raum für sich, ein zu starkes Klammern schade dem Zusammensein. Eine Beziehung könne auch nur dann gut funktionieren, wenn jeder auf eigenen Füßen stehe.
„Rituale können oft in Beziehungen helfen“, führte Grün aus. Als Beispiele nannte er die Feier des Hochzeitstages oder auch ruhige Momente für Zärtlichkeit. Solche Rituale der Zweisamkeit könnten die Gefühle füreinander vertiefen. Der Pater betonte auch die Wichtigkeit von Versöhnungsritualen nach Streitigkeiten. Für die Adventszeit schlug er vor, dass sich Familien zusammensetzen und über das vergangene Jahr sprechen, über das was gut und das was nicht gut gewesen sei. Als Beispiel nannte er einen Familienvater, der sich bei so einem Gespräch bei seiner Tochter entschuldigte, da er aus beruflichen Gründen kaum zu Hause sein konnte. „Die Tochter hat erkannt, wie wichtig die Familie dem Vater ist. Dank der Entschuldigung konnte sie ihm verzeihen und ihn wieder akzeptieren und respektieren. So wurde die Beziehung geheilt.“
In einem kurzen Vortrag betonten die Veranstalter, wie viel die diözesanen Beratungsstellen für Familien und Paare leisteten und dass Spenden nötig seien, um die Arbeit in Zukunft aufrecht zu erhalten, denn „die Nachfrage steigt“. Das Angebot des Bistums ist kostenfrei und für jeden offen. Im vergangenen Jahr wurden rund 4650 Personen beraten. Der finanzielle Aufwand für die Diözese betrug 2006 um die 1,5 Millionen Euro. 20 Prozent des Haushalts werden aus staatlichen und kommunalen Mitteln und aus Spenden finanziert.
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