Würzburg (POW) Im Museum am Dom in Würzburg fühlt er sich mit seinen Werken sichtlich wohl. „Das ist meine Lieblingsausstellung. Hier bin ich mit meiner Kunst glücklich“, sagt der Düsseldorfer Künstler Bernd Schwarzer beim ersten Gang durch die diesjährige Herbstausstellung „Auf der Suche“ am Donnerstag, 20. September, im Museum am Dom. Bis 25. November sind über 60 Gemälde, Objekte und Zeichnungen des 53-jährigen Kunstmalers in Würzburg zu sehen.
Schwarzer favorisiert Ölfarbe. Dabei spart er nicht mit kräftigen Farbtönen und trägt bis zu 50 Schichten mit Pinsel und Spachtel oder direkt aus der Tube auf eine Leinwand. Bis zu zehn Jahre kann es dauern, bis das Bild eine Struktur bekommt und die verschiedenen Schichten der Ölfarben getrocknet sind. „Es geht nicht schneller. Damit ein Bild gut wird, braucht man Zeit“, sagt er. Inhaltlich setzt sich der in Weimar geborene und vor dem Mauerbau nach Düsseldorf gezogene Künstler besonders mit Deutschland auseinander. Intensiv befasst er sich schon Jahre vor der Wiedervereinigung mit diesem Thema und setzt es in den 1970er und 1980er Jahren künstlerisch um. Verschiedene „Deutschlandbilder“ sind in der Würzburger Ausstellung zu sehen, beispielsweise das „Deutschlandkreuz“: ein schwarzes Kreuz, umrahmt von roter und goldener Farbe. Schwarzer malt es 1978 bis 1982, als das Kreuz der Teilung noch das Land bestimmte. „Die Religion schafft die deutsche und dann auch die europäische Wiedervereinigung. Deshalb habe ich das Kreuz in den Mittelpunkt gestellt.“
Die deutsche Wiedervereinigung setzt sich in Schwarzers Vision in der europäischen Einigung fort. Diese bringt er in den 1980er und 1990er Jahren mit den europäischen Farben gold und blau ins Bild. „Europavulkan“ oder „Europäischer Vulkan“ nennen sich drei Werke, die ob ihrer Größe von drei auf drei Metern im Museum am Dom prächtig zur Geltung kommen. „Freiheitsbilder für Europa“ nennt sie der Künstler. In seinen jüngsten Werken wagt er den visionären Blick nach Russland. Mit dem „Europäisch-russischen Flaggenbild“, das zwischen 1993 und 2001 entsteht, nimmt er eine Auseinandersetzung zweier Kulturkreise voraus. Sie erreicht mit seiner großen Werkschau „Europa“ 2003/2004 in Sankt Petersburg einen Höhepunkt.
Dekorative Bilder wollte er nie malen, erzählt Schwarzer. Seine Kunst sei ehrlich – und visionär. Vom ersten Pinselstrich an habe er ein ganz klares Konzept, das er über Jahre durchziehe. Sein großes Vorbild ist dabei Vincent van Gogh: nicht nur im Umgang mit kräftigen Farbe, auch in der Biographie. Wie Gogh wollte Schwarzer auch Priester werden, entschied sich dann aber für die Kunst und ist „gerne Maler geworden“. Die Großzügigkeit im Denken, aber auch die Religiosität habe ihn bei Joseph Beuys fasziniert, dessen Schüler er war. „Beuys war ein besessener Künstler und Visionär. Er hat sich durch Nichts aus der Ruhe bringen lassen.“
Für Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen ist die diesjährige Herbstausstellung ein „Farberlebnis“. Erstmals seien die Werke Schwarzers in dieser Zusammenstellung zu sehen, sagt er. „Es ist spannend, wie sich Teile der aktuellen Dauerausstellung mit den Werken Schwarzers farblich und inhaltlich verbinden.“ Die Ausstellung setze die Reihe der Herbstausstellungen von Werken zeitgenössischer Künstler im Museum am Dom fort.
Am Donnerstagabend, 20. September, wurde die Ausstellung im Beisein von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt Professor Dr. Rainer Budde, ehemaliger Direktor des Kölner Wallraf-Richartz-Museums. Er gab den Impuls für die Realisierung dieser Herbstausstellung. Bereits am Nachmittag fand einer Vernissage für Kinder mit dem Künstler Bernd Schwarzer statt.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet, ab 1. November von 10 bis 17 Uhr. Führungen finden an den Sonntagen 23. September, 7. und 21. Oktober sowie am 4. und 18. November jeweils um 15 Uhr statt. Domkapitular Lenssen lädt zum Künstlergespräch am Donnerstag, 11. Oktober, um 19.30 Uhr und zur Bildbetrachtung am Sonntag, 14. Oktober, um 10.30 Uhr ins Museum ein. Eine Finissage findet am Sonntag, 25. November, um 17 Uhr statt.
Weitere Informationen bei: Museum am Dom, Kiliansplatz 1, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38665600, Internet www.museum-am-dom.de, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de.
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