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Mit Maria auf dem besten Weg

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer anlässlich des Fatima-Apostolats am 13. August 2006 in Dettelbach

Liebe Schwestern und Brüder!

Vom Dienst eines Engels war in der heutigen Lesung zu hören. Ein Engel erschien dem müdegewordenen Propheten Elija, rührte ihn an und sagte: „Steht auf und iss. Sonst ist der Weg zu weit für dich!“ Engelerfahrungen gehören zur Geschichte des Volkes Gottes. Und wo Engel erfahren werden, wo Engel Menschen helfend zur Seite stehen, da bereitet sich göttliches Geschehen vor. So auch in Fatima 1917.

Vor genau 90 Jahren hatten die drei Seherkinder von Fatima, Lucia, Francesco und Jacinta, eine außergewöhnliche Engelerfahrung und Begegnung: Eines Tages, im Frühsommer 1916, beteten zur Mittagszeit die Hirtenkinder ihren Rosenkranz. Plötzlich überraschte sie ein Windstoß. Über den Olivenbäumen bei ihrem Rastplatz bemerkten sie ein großes Licht und eine Art menschliche Silhouette. Sie war ganz weiß. Und die Gestalt sprach auf einmal sanft zu ihnen:

„Habt keine Furcht, Kinder! Ich bin der Engel des Friedens. Betet mit mir!“

Da kniete der Engel nieder, neigte sich tief und berührte mit der Stirn die Erde. Dreimal wiederholte er: „Mein Gott, ich glaube, ich bete an, ich hoffe und ich liebe dich. Ich bitte dich, denen zu verzeihen, die nicht glauben, nicht anbeten, nicht hoffen und die nicht lieben.“ Danach erhob sich der Engel und fügte hinzu:

„So sollt ihr beten! Die heiligsten Herzen Jesu und Mariens werden durch euer Gebet bewegt werden.“ Dann verschwand die geheimnisvolle Gestalt. 20 Jahre später sagte Lucia: „Wir fühlten die Gegenwart Gottes so tief und innig, dass wir nicht einmal miteinander zu sprechen wagten. Noch bis zum nächsten Tag blieb unser Geist in diese Empfindung getaucht, die nur sehr langsam verschwand.“

Zwei Monate später erschien zur Mittagszeit die gleiche Gestalt wieder, als die Kinder in Lucias Garten beisammen waren. Wiederum sagte der geheimnisvolle Besucher: „Betet! Betet viel! Bringt dem Herrn euere Gebete und Opfer dar – unaufhörlich.“

Zum dritten Mal erschien den Kindern anfangs Oktober 1916 die lichtdurchflutete Gestalt. Diesmal hielt der Engel einen Kelch in der Hand, über welchem sie eine Hostie schweben sahen. Von der weißen Hostie fielen Blutstropfen in den Kelch. Der Engel ließ den Kelch los, der geheimnisvoll in der Luft schweben blieb. Der Engel kniete sich neben die Kinder und betete mit den Kindern eine Weile. Dann sagte er: „Empfangt den Leib und das Blut Jesu Christi, der durch die undankbaren Menschen so schrecklich beleidigt wird. Sühnt für ihre Sünden und tröstet eueren Gott.“ Dann verschwand der Engel.

Liebe Schwestern und Brüder!

Es ist schon eigenartig und des Nachdenkens wert, wie durch diese dreimalige Engels-Begegnung die drei Fatimakinder auf die bedeutungsvollen Ereignisse des Jahres 1917 in Fatima vorbereitet worden sind. Wie einst der Prophet Elija durch den Dienst der Engel ermutigt wurde, seinen prophetischen Auftrag zu erfüllen in einer schweren Zeit, so erfahren auch die Seherkinder von Fatima, dass der Engel sie zu ihrem wahrhaft prophetischen Dienst ermutigt und hinführt. Bei diesen dreimaligen Engelsbegegnungen hörten die Kinder gleichsam auch eine dreifache Aufforderung:

„Betet mit mir.“

„Betet und bringt dem Herrn euere Opfer dar – unaufhörlich.“

„Empfangt den Leib und das Blut Christi.“

Genau das aber waren und sind die heilenden Kräfte für eine gefährdete Welt und Menschheit. Und so dichtete der tiefsichtige Dichter Reinhold Schneider 1936: „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unserem Häuptern aufzuhalten – und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen.“ Und wenn wir die heutige Lesung diesbezüglich beachten, dann sehen wir den todmüden Propheten auch beten. Er sagt: „Nun ist es genug, Herr!“ Gerade mit diesem Gebet aber zeigt der Prophet, dass er in aller bitteren Erfahrung das Gebet, das Sprechen mit Gott, nicht vergessen hat.

Wer die Botschaft von Fatima und das prophetische Geschehen vor 90 Jahren ernst nimmt, muss ein betender Mensch sein oder werden. Denn gerade auch die Gottesmutter von Fatima ruft zum anhaltenden Gebet des Rosenkranzes auf.

Zum Fatima-Apostolat gehört aber auch die zweite Bitte des Engels an die Hirtenkinder: „Betet und bringt dem Herrn Gebete und Opfer dar!“ Opfer aber sind nicht zunächst gesuchte Werke, sondern sind das treue tägliche Ja und der Willen Gottes, das Ja zu unserem täglichen Kreuzweg. So sagt es auch Paulus in der heutigen 2. Lesung: Ahmt Christus nach. Das ist das Opfer, das Gott gefällt, wenn wir ganz konkret im Alltag beachten: Seid gütig zueinander. Seid barmherzig. Vergebt einander. Verbannt alles Böse aus euerer Mitte. Und wiederum sagt es der Dichter Reinhold Schneider in einer schweren Zeit:

 „Bis Gott aus unseren Opfern Segen wirkt und in den Tiefen, die kein Aug‘ entschleiert, die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.“

Schließlich zeigt der Engel in der dritten Erscheinung auf die Hostie und den Kelch und sagt: „Empfangt den Leib des Herrn!“ Mit diesem Hinweis zeigt er auf das Geheimnis aller Rettung: auf Jesus im allerheiligsten Altarsakrament. Und darüber hat ja Jesus im heutigen Evangelium klare, unmissverständliche Worte gesagt: „Ich bin das Brot, das lebendige, das vom Himmel herabgekommen ist, das Brot des Lebens.“

Jede echte Marienfrömmigkeit führt hin zur Verehrung und Anbetung des Herrn im heiligen Altarsakrament. Denn hier ist der Leib, den der Heilige Geist im Schoße der Jungfrau Maria gebildet hat. Wir verbinden unsere Ausrichtung auf die Gottesmutter von Fatima immer mit der Ausrichtung auf Jesus im allerheiligsten Sakrament des Altars. Das ist die Kraftquelle für die Gesundung, Rettung und Heiligung der Welt. „Die Kirche lebt von der Eucharistie“, und es ist ein bedenkliches Zeichen für die Gemeinde, für jeden Christen, wenn wir nicht mehr die Einzigartigkeit dieser Geheimnisse erkennen und die heilige Messe nur als irgendeine Form christlicher Frömmigkeit betrachten. Das, was in der heiligen Messe geschieht, ist mehr als nur eine fromme Zusammenkunft der Gläubigen. Es ist die bleibende Rettungstat Jesu Christi für die Welt. So bleibt es für uns eine bleibende Verpflichtung, am Fatima-Apostolat die heilige Messe in tiefer Ehrfurcht mitzufeiern. „Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich!“ Ja – der Weg zum Himmel, zum Frieden, zur Gerechtigkeit ist weit. Ohne die Kraft der Herzen Jesu und Mariens wären wir hoffnungslos verloren. So aber sind wir mit Maria auf dem besten Weg!

Amen.

(3406/1187)