Würzburg (POW) Vier Mitglieder des Missionsärztlichen Instituts hat Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand bei einem feierlichen Gottesdienst in der Kapelle der Würzburger Missionsärztlichen Klinik am Dreikönigstag, 6. Januar, zum missionsärztlichen Dienst ausgesandt. Missionskreuze als Zeichen ihrer Sendung erhielten der Arzt Dr. Holger Brockmeyer (32), die Psychologin Angela Forero (28) sowie die beiden Ärzte Marco und Petra Schulze (beide 34). Das teilte das Missionsärztliche Institut Würzburg in einer Pressemeldung mit.
In seiner Predigt zog Generalvikar Hillenbrand Parallelen zwischen den Heiligen Drei Königen und den vier Kandidaten: Alle stellten ihre Fähigkeiten in den Dienst der Suche nach Gott. Der Generalvikar wünschte den beiden Ehepaaren, immer wieder Gott zu begegnen. Brockmeyer und Forero gehen für ein Jahr an das St. Luke’s Hospital nach Bulawayo in Simbabwe. Das St. John of God Hospital in Mamfe in Südwestkamerun ist für die kommenden drei Jahre das Einsatzgebiet von Marco und Petra Schulze. Bei der Aussendungsfeier erklärten sich die Kandidaten bereit, um Christi willen allen Menschen beizustehen, „unabhängig von Religion, Hautfarbe und Klasse“. Danach beteten sie mit den Anwesenden das Glaubensbekenntnis.
Mit Hillenbrand am Altar standen Missionsreferent Domkapitular Hans Herderich und Klinikseelsorger Pater Barnabas Stephan. Gerald Benisch (Orgel) und Christine Zink (Klarinette) gestalteten den Gottesdienst musikalisch.
Am 6. Januar, dem Hochfest Erscheinung des Herrn, feiert das Missionsärztliche Institut sein traditionelles Institutsfest. Vor mehr als 150 Mitgliedern und Freunden der katholischen Fachstelle für internationale Gesundheit, die aus ganz Deutschland gekommen waren, zog Geschäftsführer Karl-Heinz Hein-Rothenbücher eine Bilanz des vergangenen Jahres. Noch nie in der Geschichte des 1922 gegründeten Instituts seien so viele Mitarbeiter der Einrichtung in Krisengebieten eingesetzt gewesen, etwa in der vom Tsunami betroffenen Region in Südostasien oder im pakistanischen Erdbebengebiet. Das Jahr 2005 bescherte nach Hein-Rothenbüchers Worten dem Institut einen weiteren Rekord. So viele afrikanische Bischöfe wie nie zuvor besuchten die Einrichtung, um sich medizinischen Rat zu holen oder um Fachgespräche über ihre diözesanen Gesundheitseinrichtungen zu führen.
In seinem Festvortrag referierte Hillenbrand über das Zweite Vatikanische Konzil und seine Folgen. Er widersprach der Ansicht von Kritikern, die vor 40 Jahren zu Ende gegangene Bischofsversammlung habe eine tief greifende Krise im kirchlichen Leben ausgelöst. Manche Erscheinungsformen der nachkonziliaren Zeit, etwa der Rückgang des Gottesdienstbesuchs oder die Schwächung der katholischen Verbände, reichten zurück in die 50er und 60er Jahre. Ohne das Konzil hätte die Kirche nach Hillenbrands Einschätzung diesen Umbrüchen nicht angemessen begegnen können. „Ein bloßes Insistieren auf Tradition und Disziplin wäre jedenfalls nicht das geeignete Mittel gewesen.“ Die Konzilstexte trügen nicht zur Verwirrung bei, sondern zur Stärkung des Glaubens.
Als wichtigste Konzilsaussagen nannte der Generalvikar den neuen Umgang mit dem Wort Gottes, die Beziehung von Glaube und Welt, die Sendung der Kirche sowie den Blick auf die Weltreligionen und die Missionstätigkeit der Kirche. Entschieden sprach sich Hillenbrand dabei für das Projekt einer gemeinsamen Bibelübersetzung von Katholiken und Evangelischen im deutschsprachigen Bereich aus. „Auch wenn es in jüngster Zeit wieder Querelen gab, kann es doch kein Zurück hinter das Projekt geben.“ Die alte Entgegensetzung zwischen einer „Kirche des Wortes“ (den Protestanten) und einer „Kirche der Sakramente“ (den Katholiken) habe seit dem Konzil keine Gültigkeit mehr.
Die Kirche sehe sich seit dem Konzil nicht als Lehrmeisterin, sondern als Dialogpartner der Menschen, sagte Hillenbrand. Dabei verstehe sich die Kirche der Welt gegenüber nicht als eine Art religiöse Parallelgesellschaft, die ein selbstgenügsames Eigenleben führe. „Sie wendet sich vielmehr der Welt zu und versucht, in den Entwicklungen und Herausforderungen die Zeichen der Zeit zu erkennen, Hinweise auf Gottes Handeln in der Geschichte.“ Mit allen Menschen suche die Kirche vom Glauben her nach konkreten Lösungen für Fragen der Zeit. Sich selbst sehe die Kirche seit dem Konzil als Glaubensgeheimnis, als Volk Gottes und als Gemeinschaft. Missionarisches Leben werde als eine christliche Grundhaltung betrachtet, die überall zum Zug kommen müsse. Damit sei ein territoriales Denken im Sinn einer Christianisierung heidnischer Gebiete überwunden; stattdessen werde in den Konzilstexten von einer jeweils situationsbezogenen Inkulturation des Glaubens gesprochen. Mit der Erklärung über die Religionsfreiheit verweise das Konzil schließlich auf die unverbrüchliche Menschenwürde jedes Einzelnen und betone das Recht aller Menschen, ihre Religion frei nach ihrem eigenen Gewissen zu wählen, unterstrich Hillenbrand.
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