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Neue Wege beschreiten, um Bewährtes zu vermitteln

Grußwort von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand beim 10. Jubiläum der Internetredaktion der Diözese Würzburg am 26. Januar 2007

Zehn Jahre sind, verglichen mit der über 1250-jährigen Geschichte unserer Diözese, ein kurzer Zeitraum – gemessen an dem, was sich in diesen Jahren im Bereich der neuen Medien entwickelt hat, bedeuten sie eine halbe Ewigkeit. Von zehn Jahren Erfolgsgeschichte war schon die Rede, wenn man alleine die Entwicklung von den 25.000 Besuchern im ersten Jahr mit den zehn Millionen der jüngsten Zeit vergleicht. Ich meine jedoch, es gibt in diesen zehn Jahren auch eine innere Profilierung, die sich im Internetangebot unserer Diözese nachverfolgen lässt; sie möchte ich in drei Entwicklungsschritten nachzeichnen. Ich tue dies auch aus persönlichem Interesse – fiel doch der Start des Internetangebots zusammen mit meiner Lehrzeit als Generalvikar; das neue Medium nötigte mich nicht zuletzt zum Erlernen einer neuen Fremdsprache: Kannte ich aus meiner früheren Tätigkeit in der Priesterausbildung Bezeichnungen wie Regens und Subregens, hatte ich mich nun im Internet-Neuland mit Domains und Subdomains abzugeben und konnte feststellen, dass „Links“ ein wertneutraler Medienbegriff und nicht nur eine politische Wertung ist. Ich gestehe allerdings auch ehrlich, dass ich bei manchen Feinheiten des Internet-Angebots auf mich Psalm 131 Vers 2 anwende, wo steht: „Ich gehe nicht um mit Dingen, die mir zu wunderbar und zu hoch sind“. Doch zur Sache:

1. Eine erste Entwicklung in der Internet-Präsentation unseres Bistums habe ich so erlebt: Aus der reinen Präsentation wurde immer mehr Kommunikation. Zunächst bietet das Internet sicher eine ungeahnte Zahl von vernetzten Informationsmöglichkeiten; wenn inzwischen mehr als zwei Drittel aller Pfarreien zum Beispiel ihre Gottesdienstzeiten ins Online-Angebot der Diözese eintragen, zeugt dies von einer immer mehr selbstverständlichen Akzeptanz an der Basis. Aber ein Stehenbleiben bei der puren Information wäre im Blick auf die kirchliche Nutzung des Internets nur eine halbe Sache. Dem damaligen Medienreferenten, Prälat Berthold Lutz, ging es von Anfang an um mehr: Er wollte das neue Medium in den Dienst der Kommunikation gestellt sehen und betrachtete es als pastorale Chance. Die Entwicklung sollte ihm recht geben: Mehr und mehr wurde das Internet für die Kommunikation im Glauben genutzt – bis hin zum Auf- und Ausbau einer eigenen Internetseelsorge, die mittlerweile aus dem pastoralen Angebot unseres Bistums nicht mehr wegzudenken ist. Ich persönlich habe die Chancen des neuen Mediums sehr hautnah erlebt, als ich in einer Begleitaktion des SMS-Adventskalenders vor einigen Jahren als Ansprechpartner im Chatroom zur Verfügung stand. Sonst eher der differenzierten Argumentation zuneigend, war ich damals dem heilsamen Zwang ausgesetzt, in knappen Sätzen auf die Anfragen junger Menschen zu antworten, weil diese sich sonst ausgeklinkt hätten. Im Internet lernt man auch als Generalvikar dazu! Mein erster Wunsch für die Zukunft des Internets im Bistum Würzburg ist deshalb: Dass dieses Angebot zwar umfassende Information bietet, aber gleichzeitig immer mehr zum Medium der Kommunikation wird, die ja keine bloße Methode ist, sondern ein Lebensprinzip des Glaubens darstellt. Dies kann nicht zuletzt im Blick auf die Bildung der Pfarreiengemeinschaften eine echte Chance sein.

2. Eine weitere Entwicklung im Internetangebot der Diözese habe ich so wahrgenommen: Die neuen Möglichkeiten, die man anfangs auch als Mittel für eine effizientere Verwaltung ansah, wurden mehr und mehr als Hilfen zur Gestaltung des Profils kirchlicher Dienststellen entdeckt. Dadurch wurden nicht nur ein schnelleres Reagieren auf Anfragen und ein reibungsloserer Austausch von Nachrichten möglich – auch das, was man gemeinhin „Kundenfreundlichkeit“ nennt, erlebte eine immense Steigerung. Für das Dokumentieren und Archivieren von Vorgängen ergaben sich bisher nicht gekannte Möglichkeiten, aber auch neue Probleme. Ebenso gibt es bisher nicht geläufige Fragen auf rechtlicher Ebene. Auf der Personal- und Verwaltungsebene kam es in fast logischer Folge zur Konzeption des Intranet-Bereiches, der in den nächsten Jahren weiter ausgebaut wird. Wir sind zwar nicht so ehrgeizig wie das Erzbistum Berlin, das schon heute für sich in Anspruch nimmt, das erste „papierfreie Ordinariat“ in Deutschland zu haben (ich vermute eher, die immense Überschuldung zwingt dort zu solchen Sparmaßnahmen, die dann als innovativ interpretiert werden), aber eine Richtung ist doch damit angezeigt. Bis zu einer effektiven diözesanweiten Vernetzung muss freilich noch manche Ungleichzeitigkeit (neudeutsch: eine digitale Kluft) in der Mediennutzung unserer Bistumslandschaft abgebaut werden; beispielsweise konnte ich vor wenigen Monaten den letzten Dekan mit mühsamen Überredungskünsten dazu bringen, sich ein Faxgerät installieren zu lassen – einen anderen musste ich aufklären - auf eine Beschwerde hin, dass er eine Mitteilung nicht erhalten habe – dass E-Mails nicht immer automatisch ankommen, sondern abgerufen und geöffnet werden müssen. Doch das sind, so hoffe ich, nur Kinderkrankheiten. Mein zweiter Wunsch im Blick auf die Zukunft des Internets im Bistum Würzburg ist deshalb: Dass mehr und mehr „Berührungsängste“ abgebaut werden und dieses Medium nicht nur für die Verwaltung in den einzelnen Dienststellen, sondern mehr und mehr bei der Gestaltung des kirchlichen Lebens insgesamt als Hilfe entdeckt wird.

3. Schließlich hat der zunehmende Siegeszug des Internets auch die Medienlandschaft insgesamt verändert. Ich maße mir nicht an, hier Gesamttendenzen zu bewerten, die zudem in ihren höchst differenzierten Auswirkungen noch gar nicht absehbar sind. Ich möchte den Prozess aus meiner eigenen, sehr beschränkten Wahrnehmung heraus vielmehr so skizzieren: Die Nutzung des Internets entwickelt sich von der blassen Übermittlung mehr und mehr zur Vermittlung. Was ist damit gemeint? Durch die Internetübermittlung von Nachrichten ist einerseits ein Zeitgewinn entstanden, der frühere Fristen nahezu anachronistisch erscheinen lässt. (Mein Paradebeispiel ist immer der Versuch aus meinen römischen Studienzeiten, Artikel fürs Sonntagsblatt vertrauenswürdig wirkenden Zugreisenden nach München zur postalischen Weiterbeförderung anzuvertrauen – in der Hoffnung, dass die Texte noch vor Redaktionsschluss ankommen!) Solche Vorgänge haben sich dank Internet auf Sekundenbruchteile reduziert. Aber andererseits ist dadurch ein neuer Zeitdruck entstanden, der in der Medienlandschaft dazu verführt, vorrangig auf die Schnelligkeit der Übermittlung zu setzen und dafür die manchmal mühsame und zeitraubende Vermittlungsarbeit, nämlich die sorgfältige Recherche, ins zweite Glied zu rücken. Ich gehöre zwar nicht zu denen, die das Internet mit dem Etikett „Medium der Oberflächlichkeit“ versehen, aber es besteht zumindest die sehr reale Gefahr, dass die Tendenz in diese Richtung geht. Mein dritter Wunsch bei dieser Feier ist deshalb der, dass alle, die im kirchlichen Bereich das Internet nutzen, sich nicht nur vom rasanten Tempo der Nachrichtenübermittlung faszinieren lassen, sondern sich genauso der Notwendigkeit einer differenzierten Vermittlung bewusst sind, die sich bei diesem Medium mehr denn je stellt.

Als ich Prälat Berthold Lutz vor zehn Jahren fragte, was er sich von der Einführung des Internets im Bistum erhoffe, gab er in seiner unnachahmlichen Originalität zur Antwort: „Türen öffnen und Flagge zeigen!“ Das möchte ich auch denen, die für den Internetbereich unseres Bistums verantwortlich sind, als Perspektive für die Zukunft mitgeben. Jedes Medium ist so gut wie die Menschen, die es nutzen. Die bisherige Entwicklung im Internetbereich hat uns ungeahnte Chancen eröffnet, andererseits machten die Missbrauchsmöglichkeiten nachdenklich und betroffen. (Die harmloseste Missbrauchsvariante ist noch die Ersetzung der Zeitungslektüre während der Arbeitszeit durch Surfen im Internet; schlimm wird es, wenn der Missbrauch dieses Mediums mit Verletzungen der Menschenwürde einhergeht.) Wenn es bei der kirchlichen Nutzung des Internets gelingt, neue Wege zu beschreiten, um Bewährtes zu vermitteln, können wir wichtige Signale setzen. Dass dieser Spagat bisher gelungen ist, dafür steht ganz besonders Herr Walter Sauter, der erste Internet-Beauftragte unseres Bistums. Sie haben in einer bemerkenswerten Verbindung von Kreativität und Loyalität durch Ihre Internetarbeit zusammen mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichzeitig Türen geöffnet und Flagge gezeigt. Dafür danke ich Ihnen im Namen der Diözese von Herzen.

(0507/0180)