Würzburg (POW) Ein neues Jugendhilfenetzwerk Würzburg soll Mädchen und jungen Frauen, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben, Hilfestellung bei der Berufsausbildung geben. Sie sollen damit gleiche Chancen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz bekommen wie männliche Jugendliche. Drei stationäre Einrichtungen der katholischen Jugendhilfe bündeln hierzu ihre Kompetenzen und Ressourcen: Die Caritas-Don-Bosco GmbH mit dem Berufsbildungswerk Würzburg (BBW), das Antonia-Werr-Zentrum der Oberzeller Franziskanerinnen und das Würzburger Haus Sankt Lioba des Caritas-Fachverbandes In Via, katholische Mädchensozialarbeit. Am Dienstag, 12. Mai, wurde das Netzwerk im Würzburger Caritas-Don-Bosco-Berufsbildungswerk gegründet.
„Die Mädchen, die bei uns wohnen, haben einen hochbelasteten Lebensweg hinter sich“, erklärte Alfred Hußlein, Leiter des Antonia-Werr-Zentrums, einer heilpädagogischen und therapeutischen Einrichtung für Mädchen und junge Frauen in Sankt Ludwig/Kolitzheim. Viele von ihnen haben in ihren Familien Gewalt, Drogen- oder Alkoholprobleme erlebt, wurden misshandelt oder gar missbraucht. Oft bleiben sie für viele Jahre in stationären Einrichtungen, gehen dort zur Schule und bekommen auch eine Berufsausbildung vermittelt. Doch gerade bei Mädchen gab es bisher viel zu wenige Angebote hinsichtlich ihrer beruflichen Ausbildung. Handlungsbedarf war also vorhanden. „Unsere Einrichtungen arbeiteten viel nebeneinander her“, sagte Andreas Halbig, Direktor des BBW. „Unser neues Netzwerk soll das ändern und die Benachteiligung für junge Frauen auf dem Ausbildungsmarkt abbauen. Wir bieten damit ein christliches Angebot an.“
Unter Umständen kann eine junge Frau nacheinander in zwei oder drei Einrichtungen leben. Muss zum Beispiel eine stationäre Jugendhilfemaßnahme mit Erreichen eines Schulabschlusses beendet werden und ist aufgrund von Defiziten im Lern- oder sozialen Bereichen noch kein Ausbildungsplatz für sie gefunden, kann sie in ein anderes Haus des Netzwerkes wechseln. Im Berufsbildungswerk stehen für dieses Programm eigene Ausbildungsplätze zum Vollberuf oder als Fachwerker in Elektro- und Holztechnik, Körperpflege, Ernährung/Gastgewerbe und Hauswirtschaft, Agrarwirtschaft und als Lagerist zur Verfügung. „Alles Berufe, in denen immer mehr Frauen zu finden sind“, berichtete Halbig. Oberstes Ziel sei es, die jungen Frauen in sozialversicherungspflichtige Berufe im ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. „Und wir helfen ihnen natürlich auch bei der Wohnungsvermittlung“, betonte der Don-Bosco-Direktor. 16 Wohnheimplätze werden für das Netzwerk eingerichtet; acht im Haus Sankt Lioba, acht weitere in einer Würzburger Außenwohngruppe des Antonia-Werr-Zentrums. Die Mädchen haben die Möglichkeit, den Führerschein zu erwerben – notfalls mit finanzieller Hilfe des Berufsbildungswerks – und werden bei Krisen und Konflikten in der Ausbildung zeitnah sozialpädagogisch und psychologisch betreut.
Zusätzliche Kosten entstehen den Kostenträgern wie zum Beispiel der Agentur für Arbeit oder den Jugendämtern hierdurch nicht. Sie müssen nach wie vor nur für die jeweiligen Einzelmaßnahmen aufkommen. Das Programm startet zum 1. September und wird bundesweit beworben. Der regionale Schwerpunkt, sind sich die Verantwortlichen aber sicher, wird wohl in Nordbayern liegen. Informationen zum Programm beim BBW, Telefon 0931/4192150, E-Mail jugendhilfe@bbw-wuerzburg.de.
(2109/0602; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet