"Die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland waren nie normal, werden nie normal sein und dürfen nie normal sein. Sie sind außergewöhnlich." Mit diesen Worten eröffnete Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert im Oktober 2015 in Berlin die Wanderausstellung "Israelis & Deutsche" im Paul-Löbe- Haus des Deutschen Bundestages. Anlass waren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Westdeutschland und Israel vor 50 Jahren sowie die Gründung der Deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG) im Jahr 1966. Die Wanderausstellung präsentiert teils unveröffentlichtes Material zur Geschichte der beidseitigen Beziehungen zwischen Israelis und Deutschen. Der Fokus liegt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Exponate befassen sich mit 160 Akteuren aus Politik, Kultur, Medien, Wissenschaft und Sport, die von Bedeutung für die deutsch-israelischen Beziehungen sind. Gezeigt werden Fotos, Texte, Briefe von und Video-Interviews mit Brückenbauern.
Würzburg ist die letzte Station der Wanderausstellung "Israelis & Deutsche". Sie ist bis Montag, 12. Dezember 2016 im Lichthof der Neuen Universität am Sanderring zu sehen. Zugänglich ist der Lichthof montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr.
Das Verhältnis der katholischen Kirche zum Staat Israel war lange Zeit ein schwieriges, weil vielschichtiges Verhältnis. In den vergangenen hundert Jahren hat es sich grundlegend verändert. Vielschichtig ist das Verhältnis, weil es sowohl die religiösen Beziehungen der Kirche zum Judentum als auch die politischen Beziehungen des Heiligen Stuhls zum Nahen Osten betrifft. Eine Wende wurde in neuester Zeit durch Papst Johannes Paul II. eingeleitet. Durch seine Ansprachen, seine Synagogenbesuche und seine Reise ins Heilige Land hat er das katholisch-jüdische Verhältnis insgesamt entscheidend verbessert. Im Jahr 1988 veröffentlichte die Päpstliche Kommission Justitia et Pax eine bemerkenswerte Erklärung zum Thema: Die Kirche und der Rassismus. Darin wird unter anderem davor gewarnt, den Antizionismus als Nährboden, Vorwand oder "Mäntelchen" für den Antisemitismus zu benutzen. 1993 wurde ein Grundlagenvertrag abgeschlossen, in dem der Vatikan den Staat Israel auch völkerrechtlich anerkennt. - Die gegenwärtige Haltung der katholischen Kirche zum Staat Israel und zum Nahost-Konflikt lässt sich in folgenden Punkten zusammenfassen:
1) Das Existenzrecht Israels als eines jüdischen Staates steht außer Frage. Zu diesem Existenzrecht gehört auch das Recht auf sichere und international anerkannte Grenzen und ein Ende der Bedrohung durch Terroranschläge.
2) Das palästinensische Volk hat ein Recht auf eine souveräne, unabhängige Heimat, auf ein Leben in Würde und Reisefreiheit. Die Nahost-Synode in Rom 2010 hat sich für eine Zwei-Staaten- Lösung ausgesprochen.
3) Die Kirche tritt für die umfassende Garantie der Religionsfreiheit in der ganzen Region ein. Dazu gehört auch, dass im politischen und gesellschaftlichen Leben niemand aufgrund seiner Religionszugehörigkeit diskriminiert wird.
4) Der Schutz und das Wohlergehen der christlichen Minderheit in der ganzen Nahost-Region sind weiterhin ein zentrales Ziel kirchlichen Handelns. (vgl. den Vortrag von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff auf der Tagung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, am 17. Januar 2012 in Berlin.)
(Text und Fotos: Dr. Gabriele Lautenschläger)
